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Film & Serien Mit grossen Kehlen angerichtet

Eines der erfolgreichsten Musicals der Welt kommt ins Kino – als Musicalfilm: In «Les Misérables» singen sich Anne Hathaway, Hugh Jackman und Russell Crowe die Seelen vom Leib. Das Resultat ist zwar unterschiedlich gut, doch manche der Balladen rühren in dieser pompösen Inszenierung zu Tränen.

Der Film «Les Misérables» basiert auf Victor Hugos gleichnamigem Epos und handelt von einer Zeit des Umbruchs im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Es geht um Armut, Unterdrückung und Rebellion: «Les Misérables» prangert die sozialen Missstände an. Es zeigt Menschen, die sich für ihre Ideale aufopfern. Und Menschen, die daran zerbrechen.

Wenn die jüngste Verfilmung von Hugos Werk auch vollgestopft ist mit emotionsträchtigen Balladen, «Les Misérables» ist dank seiner politischen Message keine herkömmliche Schnulzen-Operette.

Grandios inszeniert, aber trotzdem intim

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«Ein ähnlicher Effekt wie Zahnschmerzen»
aus Kultur kompakt vom 20.02.2013.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 36 Sekunden.

Regisseur Tom Hooper («The King’s Speech») scheut sich nicht vor pompösen Massenszenen: Die Kamera fliegt hin und her, über hunderte von Menschen hinweg. Diese stehen auf Barrikaden und schwingen riesige Trikolore-Flaggen. Mit bombastischer Unterstützung eines Symphonie-Orchesters singen sie im Chor «Do you hear the people sing?» – «Hört ihr, wie das Volk erklingt? Hört ihr den fernen Trommelschlag?» Ein schönes Beispiel, wie grandiose Inszenierung funktioniert.

Tom Hooper geht aber auch ganz nah ran: Wenn die Prostituierte Fantine (Anne Hathaway) in «I Dreamed a Dream» von ihren verlorenen Träumen singt, ist die Kamera ganz nah an ihrem schmerzverzerrten Gesicht. Da bleibt kein Auge trocken, garantiert. Zu Recht wurde Anne Hathaways Darbietung für den Oscar nominiert.

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Anne Hathaway singt «I Dreamed a Dream»
Aus Kultur Extras vom 17.02.2013.
abspielen. Laufzeit 30 Sekunden.

Wenn Hugh Jackman und Russell Crowe aufeinandertreffen und sich gesanglich duellieren, dann sprühen die Funken. Doch ihre Berühmtheit als Actionstars macht es dem Publikum nicht leicht: Man stellt sich immer wieder Wolverine (Jackman) vor, wie er gegen den Gladiator (Crowe) antritt – und fühlt sich ein wenig im falschen Film.

Russell Crowe ist kein Pavarotti

Trotzdem: Hugh Jackmans gesangliches Talent verzaubert. Noch mehr überrascht seine Fähigkeit, Gesang und Schauspiel so perfekt zu vereinen. Auch er hat sich hier seine Oscar-Nominierung mehr als verdient.

Im Gegensatz dazu runzelt man bei Russell Crowe ob dessen relativ schwacher Stimme doch öfter mal die Stirne. Ein Pavarotti ist er nun wirklich nicht. Doch er gibt sich Mühe, und das goutiert man.

Video
Russel Crowe und Hugh Jackman im Duett
Aus Kultur Extras vom 15.02.2013.
abspielen. Laufzeit 29 Sekunden.

Was macht nun die Verfilmung von «Les Misérables» so besonders? Seine Stars? Natürlich. Seine Musik? Absolut. Regisseur Tom Hooper hätte aber den einfachen Weg gehen und die Schauspieler allesamt ins Tonstudio schicken können. Dort hätten sie ihre Lieder aufgenommen und später bei den Dreharbeiten ihre Lippen zur Musik bewegt.

Meilenstein für Musical-Verfilmungen

Doch Tom Hooper machte es anders. Alle Schauspieler sangen live auf dem Set. Allein Eddie Redmayne (Marius) sang sein herzzerbrechendes Solo «Empty Chairs at Empty Tables» ganze 21-mal. Der Aufwand lohnte sich. Seine Performance ist eine der bewegendsten des Filmes.

Tom Hooper ging den Weg des Live-Singens als erster Regisseur überhaupt. Zukünftige Musical-Verfilmungen müssen sich an diesem Meilenstein erst einmal messen. Und so ist die dritte der insgesamt acht Oscar-Nominierungen für «Les Misérables» auch die Wichtigste und – wenn sie ihn bekommen – der Verdienteste: Der Oscar für die Tonmischung.

Video
«Les Misérables» (GB 2012)
Aus Box Office vom 17.02.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 25 Sekunden.

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