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Video
Mini-Serie «Pam & Tommy»
Aus 10 vor 10 vom 08.02.2022.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten.
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Neu als Stream «Pam & Tommy»: So ging die Mutter aller Promi-Sex-Videos viral

Pamela Anderson und Tommy Lee total intim: Mitte der 90er brachte ein geklautes Home-Video-Tape das Internet zum Glühen.

Was haben Paris Hilton und Kim Kardashian gemeinsam? Einiges. Zuallererst stammen die zwei It-Girls aus prominenten Familien der US-Oberklasse. Und beide wurden noch viel berühmter, als Privataufnahmen im Netz auftauchten, die sie beim Geschlechtsverkehr zeigten.

Das allererste Promi-Sex-Video machte allerdings viel früher die Runde: Als das Internet blutjung war und Social Media noch gar nicht existierte. Mitte der 90er brachte das Flitterwochen-Tape von «Baywatch»-Nixe Pamela Anderson und Schlagzeuger Tommy Lee das Netz zum Glühen.

Auch als VHS-Band verkaufte sich «Pamela Anderson’s Hardcore Sex Video» prächtig. 77 Millionen Dollar brachte es weltweit ein. Anders als Hilton und Kardashian verdiente Anderson an der Publikation jedoch keinen Cent. Warum, erklärt nun eine achtteilige Miniserie, die auf Disney+ läuft.

Audio
Serien-Experte Luca Bruno über «Pam & Tommy»
aus Audio Aktuell SRF 3 vom 02.02.2022. Bild: Keystone / LENNOX MCLENDON
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 8 Sekunden.

Sex, Lies and Videotape

Die Story klingt fast zu dramatisch, um wahr zu sein: Ein Zimmermann (Seth Rogen), der seine Brötchen ab und zu als Pornodarsteller verdient , soll einem launischen Metal-Rocker die Villa renovieren. Genauer: Tommy Lee (Sebastian Stan), dem durchgeknallten Drummer von Mötley Crüe. Besser bekannt als frischgebackener Ehemann von TV-Star Pam Anderson (Lily James).

Als der Rock-Rüpel den Handwerker feuert, ohne ihn für seine Mühen zu entlöhnen, schwört dieser Rache. Getarnt mit einem Yak-Fell dringt er eines Nachts in Lees Villa ein und schnappt sich dessen Safe. In der Hoffnung, so an die 20'000 Dollar zu kommen, die ihm der Kalifornier schuldet. Doch statt Bargeld birgt der Safe andere Schätze: Waffen, Uhren und eine Hi8-Kassette.

Szene aus «Pam & Tommy»: Die zwei nehmen ihr Liebesspiel mit der Videokamera auf.
Legende: Die Sexszenen kommen dem Home-Video-Look des Original-Tapes sehr nahe. Disney+

Weil der Diebstahl zwei Monate unbemerkt bleibt, hat der Räuber genügend Zeit, um das Tape zu sichten, x-fach zu kopieren und im Netz als VHS zum Verkauf anzubieten. Das grosse Geschäft macht aber nicht er, sondern ein technisch beschlagener Nerd. Der lädt das Video kurzerhand auf seine Pornoseite hoch und entfesselt damit die ganze Kraft des Internets.

Praller Busen trifft auf plaudernden Pimmel

«Pam & Tommy» zeigt auf unterhaltsame Weise, wie der Upload des ersten Promi-Sex-Tapes 1997 das Internet in Wallung brachte. Zu einem Zeitpunkt, als die Net-Community aus gerade einmal 40 Millionen, mehrheitlich männlichen Personen bestand. Von denen allein 25 Millionen in den USA lebten, was die Rezeption entscheidend prägte.

Lily James und Sebastian Stan als «Pam & Tommy» im Blitzlichtgewitter.
Legende: Ein Blickfang: Lily James (als Pam Anderson) und Sebastian Stan (als Tommy Lee). Disney+

Pamela Anderson, die «Baywatch» bloss als Sprungbrett nutzen wollte, um als Schauspielerin Fuss zu fassen, wurde fortan ausschliesslich mit Sex assoziiert. Dieses Image sicherte der Kanadierin zwar weitere Playboy-Shootings, doch ernsthafte Rollenangebote im Filmbusiness blieben aus. Hollywood rümpfte die Nase und ignorierte die Tatsache, dass Pam Anderson bis 2005 der am häufigsten gegoogelte Name überhaupt war.

Und was machte das Tape-Gate mit ihrem selbstverliebten Mann? Nicht allzu viel. Wenn der in der Serie nicht gerade damit beschäftigt ist, mit seinem besten Stück zu streiten, versucht er seine Frau mit rhetorischen Fragen zu beschwichtigen: «Wieso ist das für dich viel schlimmer?»

Gentleman Gillespies Gespür für Gender

Der Grund liegt auf der Hand: Weil Pam Anderson von der männlich dominierten Netz-Gemeinde als Frau ganz anders betrachtet wurde als ihr gut bestückter Göttergatte.

Nahaufnahme von Regisseur Craig Gillespie, bekannt für «Lars and the Real Girl» und «I, Tonya».
Legende: Craig Gillespie: Der australische Regisseur misst oft den Geschlechtergraben aus. Keystone / Eric Jamison

Die pointierte Inszenierung des australischen Regisseurs Craig Gillespies lässt keine Zweifel offen: Für Bad Boy Tommy Lee hatte der Skandal kaum negative Folgen. Im Gegenteil: Das Video boosterte seine Männlichkeit. Kein Wunder sagt der heute 59-Jährige stolz: «Mit dem Video haben wir das Internet lanciert.»

Streaming-Start: 2. Februar 2022

SRF 3, Serien-Talk, 2.2.2022, 18:45 Uhr

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