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Neu auf Netflix «Malcolm & Marie»: Kammerspiel mit Küchenmesser

Eine Villa, eine toxische Beziehung, eine kleine Crew: Zu Corona-Zeiten müssen wenige Zutaten für das Filmemachen genügen. Reicht das?

«Sag mir, wo die verdammten Pillen sind», flüstert Marie und richtet das riesige Küchenmesser erst auf sich und dann auf ihren Freund Malcolm. Sie weint, beginnt gleich darauf, hysterisch zu lachen. Er starrt sie schockiert an.

Dann legt sie das Messer hin. «Das ist authentisches Schauspiel», sagt sie kühl, zeigt Malcolm den Mittelfinger und geht ins Schlafzimmer. Er bleibt verdutzt stehen.

Streit in Echtzeit

Willkommen in der toxischen Beziehung von «Malcolm & Marie»! Er (John David Washington) ist ein aufstrebender Filmemacher. Sie (Zendaya) seine um einiges jüngere Freundin, die gerne Schauspielerin wäre. Soeben sind die beiden von der Premiere seines Films zurückgekommen.

Während er sich fast überschlägt vor Freude über die gelungene Veranstaltung, ist sie still. Wütend. Lange will sie mit dem Grund nicht rausrücken.

Irgendwann tut sie es doch: Er hat vergessen, sie in seiner Dankesrede zu erwähnen. Und das ist erst der Anfang des Streits, der sich über die nächsten fast zwei Stunden hinzieht. Und bei dem das Publikum in Echtzeit dabei ist.

Szene aus einem Film: Ein Mann im Hemd umarmt eine Frau im Abendkleid von hinten. Sie schaut ihn über ihre Schulter an.
Legende: Zwischen guten Momenten und schlechten liegen bei diesen beiden oft nur Sekunden. Netflix

Malcolm und Marie schreien sich an, bedrohen einander, lachen zusammen, steigern sich wieder in ihre Konflikte rein. Über frühere Beziehungen. Weil sie einander nicht zuhören. Darüber, dass er ihr nicht die Hauptrolle in seinem Film gab – deshalb auch ihre Vorführung mit dem Küchenmesser.

Lüften und Abstand halten

Das Drama wurde an einem einzigen Schauplatz gedreht: in einer modernen Designer-Villa in Kalifornien.

Das riesige Haus wurde ausgesucht, da sich die vielen Fenster und Glasfronten leicht öffnen lassen und so gut gelüftet werden kann. Denn die Dreharbeiten fanden vom 17. Juni bis zum 2. Juli 2020 statt. Also mitten in der Pandemie.

Szene aus einem Film: Ein Mann in Hemd und Anzughose liegt am Boden. Eine junge Frau in weissem Shirt sitzt neben ihm an eine Couch gelehnt, die Beine hat sie über den Mann gelegt. Die beiden lächeln sich an.
Legende: Das Drehbuch wurde Zendaya und John David Washington auf den Leib geschrieben. Netflix

In einem Interview mit dem Magazin «Variety» erzählt Schauspielerin Zendaya, dass sie die Idee für den Film gemeinsam mit Regisseur Sam Levinson entwickelt habe.

Die beiden hatten zusammen an der Serie «Euphoria» gearbeitet. Wegen des Corona-Ausbruchs mussten die aufwendigen Dreharbeiten abgebrochen werden. Die Crew war von einem Tag auf den anderen arbeitslos.

«Wir lebten wie in einer Bubble»

«Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder als Schauspieler arbeiten kann. Ob ich jemals wieder das machen kann, was ich am meisten liebe», sagt Hauptdarsteller John David Washington in einem Interview mit E-Online.

Doch Regisseur Sam Levine machte es mit seinem Script möglich. Und mit der aufs Minimum reduzierten Crew, die er ebenfalls vom «Eurphoria»-Set mitbrachte. «Wir lebten während des Drehs wie in einer Bubble», erzählt Zendeya.

Das Drama dreht sich im Kreis

Gezeigt wird der Film ebenfalls Lockdown-konform auf Netflix. Das Kammerspiel sieht in seinem «artsy» Schwarz-Weiss zwar auf den ersten Blick schön aus. Langweilt aber auf Dauer gewaltig.

Zwei gutaussehenden Menschen in einer teuren Villa beim Streiten zuzuschauen, mag kurze Zeit faszinierend sein. Wie sich die beiden immer und immer wieder im Kreis drehen, ist längerfristig aber nur etwas: unbefriedigend.

Streaming-Start auf Netflix: 5.2.2021

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