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Neu im Kino «A Schickse!? Ich bring dach um!»

Eine jüdische Komödie mit Hang zum Drama: Michael Steiner hat «Wolkenbruch» verfilmt – den Bestseller von Thomas Meyer.

Es ist ein heiss geliebtes literarisches und filmisches Klischee: Die Dominanz der jüdischen Mutter über ihre Söhne – ob orthodox oder gemässigt. Der grosse US-Schriftsteller Philip Roth hat die Nöte des jüdischen Sohnes mit «Portnoys Beschwerden» 1969 zu einer literarischen Frechheit gemacht.

In Woody Allens Film «Oedipus Wrecks» (Teil der «New York Stories» von 1989) droht Sheldons jüdische Mutter auch schon mal Godzilla-mässig direkt vom Himmel über New York herab.

Jung, jüdisch, jämmerlich verliebt

Da sind die Zwickmühlen von Mordechai «Motti» Wolkenbruch in dem 2012 erschienenen Roman von Thomas Meyer doch ein wenig kleiner. Seine Mutter versucht, den scheuen Sohn mit geeigneten jüdischen Mädchen zu verkuppeln. Während er als Student zunehmend fasziniert ist von einer nicht-jüdischen Kommilitonin – einer «Schickse».

Ein jüdischer Mann und seine Mutter
Legende: Mame Wolkenbruch, gespielt von Inge Maux, will unbedingt eine jüdische Freundin an der Seite ihres Sohnes. DCM

Brillianter Basman

Die Verfilmung von Regisseur Michael Steiner konzentriert sich auf die bewährte Komödien-Dramaturgie mit überzeichneten Figuren. Aber Steiners grosser Trumpf ist Joel Basman.

Dem jungen Schauspieler gelingt es, seinem durchaus frommen Motti ein rebellisches und tragisches Potenzial zu geben, das einen mit all den Klischee-Situationen versöhnt.

Dafür darf dann die Mutter auch schon mal lautstark durchdrehen, etwa als ihr Sohn seine nicht-jüdische Uni-Kollegin zum ersten Mal nach Hause bringt: «A Schickse!? Ich bring dach um!»

Die geschickte Dramaturgie des Filmes verschachtelt Mottis Gedanken- und Vorstellungswelt flüssig mit seiner Realität und so hat es Platz für echte Verzweiflung, als sich das Zerwürfnis mit seinen Eltern abzeichnet.

Zwei junge Leute an der Uni sitzen am Tisch
Legende: Jüdin oder nicht – Motti (Joel Basman) hat nur Augen für Laura (Noémie Schmidt). DCM

Jiddisch für jedermann

Die Kombination von Jiddisch und Deutsch macht den Charme des Buches aus. Diese Verschränkung wollte Regisseur Michael Steiner unbedingt beibehalten – so natürlich wie möglich. Das heisst: ohne Untertitel.

Die jiddischen Dialoge, oder was dafür durchgeht, sind so einfach gehalten, dass sie ohne weiteres verständlich bleiben. Weniger selbsterklärende Ausdrücke wie «Tuches», also der Hintern, übersetzt Motti seiner angebeteten Laura – auch zugunsten des Kinopublikums.

Einen kleinen Bruch erlebt man im Kino, als seine Eltern Motti nach Israel schicken. Sie hoffen, dass er dort von der Verwandtschaft passend verkuppelt wird. Die englischen und hebräischen Dialoge in Israel sind natürlich untertitelt und fallen darum auf.

Eine jüdische Familie beim Abendessen
Legende: Hat es am Tisch der jüdischen Familie Wolkenbruch Platz für eine «Schickse»? DCM

Udo Samel als Vater Wolkenbruch ist rührend, Inge Maux als Mame eine grosse Knallcharge, aber wunderbar. Die meisten anderen Figuren, insbesondere Noémie Schmidt als schöne Schickse Laura, sind allerdings auf ihre dramaturgische Funktion reduziert.

Das macht nichts, denn die Seele des Films ist und bleibt Joel Basman. Seinem Motti nimmt man die Nöte und die Ernsthaftigkeit ab, das Suchen, und das Wünschen.

SRG-Koproduktion

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Die SRG ist Koproduzentin dieses Films.

Basmans Mordechai ist keine Woody Allen Figur – auch wenn sich das Drehbuch einen Woody Allen-Gag nicht verkneifen kann. Motti Wolkenbruch ist ein junger Mann auf der Suche nach sich selbst, nach seiner Freiheit und seiner Verantwortung.

So macht Basman aus der professionell und konventionell getakteten Komödie mitunter ein richtig rührendes kleines Drama.

Kinostart: 25. Oktober 2018

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