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Neu im Kino «Casting»: Eitle Egos und miese Machtkämpfe

In «Casting» beschäftigt sich Regisseur Nicolas Wackerbarth mit der Filmbranche. Das funktioniert gut – weil nichts beschönigt wird. Mit dabei: Die Schweizerin Ursina Lardi.

Es klingt nach einer furchtbaren Idee: Fürs Fernsehen soll die Regisseurin Vera (Judith Engel) den Rainer-Werner-Fassbinder-Klassiker «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» neu verfilmen – anlässlich des 75. Geburtstags der verstorbenen Filmemacher-Legende.

In Fassbinders Original verliebt sich eine geschiedene Modeschöpferin in eine verheiratete Frau. Regisseurin Vera ist mit dem Beziehungsdrama heillos überfordert. Mit ihrer Unentschlossenheit, was die Besetzung der Hauptrolle betrifft, bringt sie den Produzenten, die Casterin und die gesamte Crew zur Verzweiflung.

Unerwünschte Ratschläge

Stets dabei ist der gescheiterte Schauspieler Gerwin (Andreas Lust). Er wurde als Anspielpartner für die Schauspielerinnen, die am Casting teilnehmen, engagiert.

Als der die Chance wittert, eine Rolle im Film zu ergattern, wird er mit seinen unerwünschten Ratschlägen zu einem weiteren Problem für Regisseurin Vera.

Keine armen Opfer

Mit «Casting» hat Nicolas Wackerbarth einen Spielfilm gedreht, der einen unverblümten Blick auf die eigene Branche wirft.

Dabei stellt er Regisseurin und Schauspieler nicht nur als arme Opfer ihres kreativen Antriebs dar, sondern auch als eitle Geschöpfe mit beträchtlichen Egos, die Angst davor haben, Schwäche zu zeigen und dadurch ihren Status zu verlieren.

Authentische Momente

Ungewöhnlich: Ein Drehbuch gab es nicht. Die Szenen, meist improvisiert. Nicolas Wackerbarth liess seinen Darstellern viel Freiraum, verriet ihnen oft gar nicht, was sie in den jeweiligen Szenen erwartet.

Das hat zu authentischen Momenten geführt, die nicht selten von einer gewissen Situationskomik geprägt sind. Beispielsweise dann, wenn eine auf zehn Jahre jünger geschminkte Schauspiel-Diva mit steinerner Miene behauptet, sie habe doch gar nicht viel Make-up aufgetragen.

Dass «Casting» trotzdem nie zynisch oder voyeuristisch mit seinen Figuren umgeht, spricht für die Qualität von Wackerbarths Film.

Kinostart: 2.11.2017

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