Mit 16 Jahren lernt Colette (Keira Knightley) den fast doppelt so alten Henry Gauthier-Villars (Dominic West) in Paris kennen. Der Lebemann hat sich unter dem Pseudonym Willy einen Namen als Journalist und Schriftsteller gemacht.
Vier Jahre später heiraten die beiden. Colette findet bald heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Trotzdem willigt sie ein, ihre Jugenderinnerungen unter seinem bereits bekannten Künstlernamen Willy zu veröffentlichen.
Das ehrlichste Zitat
«Das ist nicht wahr», wehrt sich Colette, als Willy ihr vorwirft, sie habe ihn verraten. Indem sie seinem Verleger gegenüber Andeutungen gemacht habe, der Roman «Claudine à lécole» (1900) sei nicht von ihm.
Das Spiel mit Lüge, Dichtung und Wahrheit beschert dem Ehepaar zwar Ruhm, wird letztlich aber auch zu seinem Stolperstein. Willy weigert sich, unter dem Namen von beiden zu publizieren. Darum lässt sich Colette 1905 schliesslich von ihm scheiden.
Die Hauptdarstellerin
Die Engländerin Keira Knightley hat schon mehrfach bewiesen, dass ihr Kostümfilme ganz besonders liegen. Am bekanntesten sind sicher die Jane-Austen-Adaption «Pride and Prejudice» (2005), sowie die ersten drei Filmabenteuer der «Pirates of the Caribbean» (2003-07).
Auch in «Colette» vermag die 33-Jährige zu überzeugen. Dank ihres alterslosen Gesichts gelingt es ihr, die Heldin in jeder Lebenslage glaubhaft zu verkörpern. Immerhin muss sie die Titelrolle vom Teenager-Mädchen mit Zöpfen bis zur erwachsenen Frau in Männerkleidern spielen.
Fakten, die man wissen sollte
Colette hiess mit vollem Namen Sidonie-Gabrielle Claudine Colette und kam im ländlichen Burgund zur Welt. Ihre «Claudine»-Romane wirkten Anfang des 20. Jahrhunderts auf junge Frauen ähnlich stark wie über 100 Jahre zuvor Goethes «Die Leiden des jungen Werthers» auf Männer.
Nach der Scheidung von Willy schrieb Colette noch viele Romane unter eigenem Namen. «Chéri» (1920) und «Gigi» (1944, Verfilmung 1958) gehörten zu den populärsten. Sie trat auch auf Variété-Bühnen auf und leitete das Feuilleton von «Le Matin».
Das Urteil
«Colette» kommt formal zwar wie ein konventioneller Kostümfilm daher, überzeugt aber inhaltlich als temporeiche Emanzipationsgeschichte. Regisseur Wash Westmoreland hat mit seinem inzwischen verstorbenen Lebenspartner Richard Glatzer ein ebenso unterhaltendes wie kenntnisreiches Drehbuch geschrieben.
Die Besetzung ist geradezu ideal – bis in die Nebenrollen. Schon allein Keira Knightleys Mimenspiel ist das Eintrittsgeld wert. Und Dominic West überzeugt als Colettes machtgieriger Gegenspieler.
Kinostart: 3.1.2019