«Lord, I've made my share of mistakes but I meant no wrong!» – «Oh Herr, ich habe meine Fehler gemacht, aber ich habe es immer gut gemeint», singt Countrysänger Will Banister über die ersten Einstellungen von Clint Eastwoods jüngstem Film.
Für Regisseur Eastwood bezieht sich das wohl gleichermassen auf seine eigene Karriere, wie auch auf die des alten Rodeo-Reiters Mike Milo, den er in seinem Werk spielt.
Erzähltempo wie ein Country-Schlager
Milo war einst ein erfolgreicher Rodeo-Reiter. Fünfmal hat er die «All American Rodeo-Meisterschaften» in seinem Leben gewonnen, erklärt Milos Boss, der Ranchbesitzer Howard Polk – gespielt von Country Sänger Dwight Yoakam. Doch das war alles vor dem Unfall, vor den Pillen und vor dem Saufen.
Das ist leider eine typische Szene für die erste Hälfte von Clint Eastwoods Regie. Da wird die Hauptfigur mit ihrer Geschichte umständlich eingeführt, damit Star Eastwood dann möglichst knapp reagieren kann.
Der Rancher hat einen letzten Auftrag für Milo. Er soll seinen Sohn, der in Mexiko bei seiner Mutter lebt, entführen und Howard wiederbringen. Darum geht es – mehr oder weniger.
Manche Dinge sollten besser in der Schublade bleiben
Das Drehbuch für «Cry Macho» machte in Hollywood seit Mitte der 1970-er Jahre die Runde. Der alternde amerikanische Cowboy und dessen Freundschaft zu einem mexikanischen Jungen war eine Rolle, die nicht nur Clint Eastwood für sich ins Auge fasste – aber das Drehbuch verschwand immer wieder in einer Schublade.
Der Film ist im Jahr 1979 angesiedelt, aber das ändert nichts daran, dass der 91-jährige Eastwood einen etwa 60-jährigen Cowboy spielt. Und das funktioniert in den meisten Szenen einfach nicht.
Ob er nun der bösartigen, mexikanischen Mutter des Jungen den Sex verweigert oder mit einer deutlich jüngeren und attraktiveren Witwe tanzt und das Bett teilt: Man fürchtet stets, dass der Alte nicht mehr allein auf die Beine kommen wird.
Aus der Zeit gefallen
Dabei hätte der Film durchaus gewisse Qualitäten: Der alte Mann und der einsame Teenager, die sich auf ihrer Flucht vor den Schergen der Mutter zusammenraufen. Das hat Charme und Witz.
Aber im Gegensatz zu Eastwoods letzten Filmen, wie etwa «The Mule», in denen er sein fortgeschrittenes Alter clever einsetzte, wird man dieses Mal den Verdacht nicht los, dass er sich selbst einfach noch einen Wunsch erfüllen wollte, mit einer Rolle, die er im letzten Jahrhundert hätte spielen sollen.
Kinostart: 21. Oktober 2021