«Ratata, ratata, ratata.» Bohrgeräusche, die an Schüsse erinnern, Flugaufnahmen über Beirut, der Hauptstadt des Libanon. So beginnt der Dokumentarfilm «Taste of Cement». Junge Männer sind wegen des Bürgerkriegs in Syrien ins Nachbarland Libanon geflüchtet. Sie suchten Freiheit und landeten im Keller.
Wie moderne Sklaven schuften sie als Bauarbeiter, praktisch ohne Pause. Sie giessen Zement, arbeiten ungesichert in gefährlicher Höhe. Die syrischen Flüchtlinge bauen Wolkenkratzer – auf den Ruinen, die der Libanonkrieg hinterlassen hat.
Auf dem hohen Baustellengerüst ist die Freiheit für die syrischen Arbeiter sichtbar. Doch ihre Zukunft ist grau. Dunkelgrau wie der Zement, der an ihren Händen klebt.
Ameisen gleich kehren die Arbeiter am Abend müde durch ein Loch in ihren Bau zurück. Sie müssen in einem kalten Keller hausen. Hier schlafen sie, hier essen sie. Hier sehen sie auf ihren Smartphones, wie ihre Heimat unter Schutt und Asche vergraben wird. Im Keller sind sie eingesperrt, sie dürfen das Gebäude nicht verlassen. Ausgangssperre.
Vernichtung der Heimat – Aufbau der Fremde
Auslöser für den syrischen Bürgerkrieg war der Arabische Frühling 2010. Seither sind über fünf Millionen Syrer auf der Flucht.
Viele von ihnen gingen ins Nachbarland Libanon. Die einen blieben, die anderen wagten die gefährliche Bootsreise übers Mittelmeer.
Film-Fazit
«Taste of Cement» gibt einen Einblick in die unbekannte und traurige Welt syrischer Flüchtlinge. Anders als in vielen Dokumentarfilmen, werden die Protagonisten nicht interviewt. Was daran lag, dass die Arbeiter Angst vor dem Besitzer der Baustelle hatten.
Der einzige Kommentar ist eine Stimme aus dem Off. Ein Mann erzählt wie bereits sein Vater auf dem Bau im Libanon arbeitete. Die Tonart ist sanft, fast poetisch. Beispielsweise beschreibt der Erzähler den Geruch von Zement, der am ganzen Körper des Vater hing. Die ruhige Stimme steht in starkem Kontrast zum Lärm der Baustelle und den Bildern aus dem zerbombten Syrien.
Die Bilder der Bauarbeiter im Libanon und des zerbombten Syrien wechseln sich in einer gewagten Schnittfolge. Der Bildwechsel gewinnt gegen Ende des Films rasant an Tempo und erzeugt dadurch ein beklemmendes Gefühl, dass man beinahe vergisst zu atmen.
Kinostart: 11.01.2018