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Neu im Kino «Dene wos guet geit» ginge es besser – mit billigerem Handyabo

In seinem Debut-Spielfilm «Dene wos guet geit» zeichnet Cyril Schäublin eine Gesellschaft, in der Empathie und Betrug reibungslos nebeneinander funktionieren.

Eine junge Callcenter-Telefonistin nützt ihre Kontakte und Informationen aus der täglichen Arbeit, um wildfremden Menschen Geld abzuluchsen.

Sie gibt sich als Enkelin in finanzieller Notlage aus und appelliert damit erfolgreich an die Hilfsbereitschaft betagter Frauen, die mit den Zahlungen das Gefühl vermeintlich familiärer Verbundenheit erleben.

Das Leben ist ein langer, ruhiger Zahlenfluss

Was nach einem psychologischen Drama klingt, zeichnet Cyril Schäublin als ruhiges Sittengemälde einer saturierten Gesellschaft, die so reibungslos funktioniert, dass es nichts gibt, worüber man sich aufregen könnte.

Einzig die Finanzen sind von Interesse – als Kontostand, Krankversicherungsprämie oder Internet-Abotarif. Kein Wunder, bestehen viele Dialoge im Kosmos dieser Filmstory aus den Codes der modernen Konsumwelt, aus schier endlosen Zahlenreihen von Policen-Nummern, Tarifstufen, Zutrittscodes und Identifikationspins.

Alle Versuche der Menschen, sich mitzuteilen, sich über anderes als Geld auszutauschen, verharren im Ungefähren. Ob Kunstausstellungen, Filme oder Musik, keiner erinnert sich mehr an Namen, Titel oder Details. Nur Stimmungen bleiben, und Meinungen: «ist super», oder «war Scheisse».

Entschleunigung als Markenzeichen

Als die Polizei auf die Enkeltrickbetrügerin aufmerksam wird und Ermittlungen aufnimmt, könnte sich so etwas wie eine Spannungskurve aufbauen. Doch die Verbrecherjagd gestaltet sich nicht aufreibender als die Geldgeschäfte in der Bank.

Diese Filmgeschichte bezieht ihre Essenz nicht aus Emotion und Spannung, sondern aus der fast schon poetischen Kraft, welche die reibungslose Gleichförmigkeit des alltäglichen Geschehens entfaltet. Das wird durch explizit statische Kameraführung und langsame Schnittfrequenz unterstützt.

Strassenkreuzung, an der eine junge Frau alleine steht.
Legende: Ästhetische Strenge: «Dene wos guet geit» zeigt vereinzelte Menschen in einer entleerten Stadt. Locarno Festival

Was als steriler Albtraum der Entfremdung gelesen werden könnte, verstehen die Macher, wie sie im Interview betonen, als Erzählung über Empathie und Liebe. Unter der polierten Oberfläche von gepflegter Lebenswelt, gesitteter Handlung und belangloser Interaktion lassen sie denn auch stets eine Grundsympathie für ihre Figuren erkennen.

Ästhetische Strenge

Es ist erstaunlich, wie konsequent Cyril Schäublin zusammen mit Kameramann Silvan Hillmann diesen eigenen, puristisch-reduzierten Stil durchzieht. «Film kann auf ganz unterschiedliche Weise bewegen», ist Autorenfilmer Schäublin überzeugt. Und auf diesem Weg will er denn mit seinem Produktionspartner auch weiter gehen.

Sendung: SRF 1, «Filmfestival Locarno 2017 – Das Spezial», 9.8.2017, 22:25 Uhr.

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