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Enno Reins über den «Super Mario Bros. Film»
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 06.04.2023. Bild: Universal Studios
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 15 Sekunden.
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Neu im Kino «Der Super Mario Bros. Film» ist Werbung für die Games

«Aufhören! Game-Filme sind fast nie gut», sagt ausnahmsweise nicht ein Film-, sondern ein Game-Kritiker.

Noch vor nicht allzu langer Zeit schrieben Film-Kritiker bei jedem Game-Film: lächerliche Geschichte, alles übertrieben, etwas für Kinder. Aus den Texten sprach meist völlige Unkenntnis und tiefe Verachtung des Mediums.

Doch selbst wenn man das Medium Games liebt: Nach dem Besuch des neuen «Der Super Mario Bros. Film» muss man einsehen: Games taugen fast nie als Filmvorlage.

Filmkritik von SRF-Filmredaktor Enno Reins

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Der computeranimierte «Der Super Mario Bros. Film» basiert auf der supererfolgreichen Spielereihe, die es seit Mitte der 1980er-Jahre gibt.

Zu Beginn läuft es nicht gut für die Mario Brothers. Mario und Luigi haben sich als Klempner in Brooklyn selbstständig gemacht. Aber Kunden haben sie keine. Das spielt bald keine Rolle mehr, als sie durch ein Abwasserrohr in eine andere Welt gezogen werden. Die Brüder werden getrennt. Luigi wird vom bösen Bowser gefangen genommen, der Schurkisches plant: Nämlich das Pilzkönigreich unterwerfen. Genau da ist Mario gelandet. Zusammen mit Prinzessin Peach stellt er sich dem Angreifer entgegen.

«Der Super Mario Bros. Film» wird die Fans der Spiele befriedigen. Es wimmelt von Zitaten in Ton und Bild: schwebende Steine, riesige Goldmünzen, elektronische Soundeffekte und natürlich jede Menge Power Ups. Durch die wächst und schrumpft Mario. Einmal verwandelt er sich sogar in den waschbärenähnlichen Tanuki. Alles ist superbunt, aber Story und Humor sind eher mau, obwohl Illumination am Werke war, also die Firma, die Animationserfolge wie «Despicable Me» und «Minions» produziert hat.

Neben Fans sind Kinder und Jugendliche Zielgruppe. Also der perfekte Film, um mit dem Nachwuchs über Ostern ins Kino zu gehen.

Zwar Fortschritte...

Früher wurden Game-Verfilmungen oft von drittklassigen Teams mit minimalem Aufwand produziert. Dass es nur darum ging, die Fan-Klientel abzuzocken, war auf der Leinwand sichtbar.

Das hat sich geändert. Mit Chris Pratt, Jack Black und Anya Taylor-Joy sprechen bei hier echte Stars die Hauptrollen mit Herzblut, Produzent Christopher Meledandri («Ich – Einfach unverbesserlich») und Drehbuchautor Matthew Fogel («Minions», «Lego Movie») wissen, wie Kassenschlager gemacht werden. Ausserdem hat der Game-Hersteller Nintendo die volle Kontrolle und steckt viel Geld in die «Brand Expansion».

Der König der Koopas greift nach einem golden glänzenden, fünfzackigen Stern.
Legende: Ein Griff nach den Sternen? Schön wär's. «Der Super Mario Bros. Film» spielt vor allem Nostalgie-Bingo. Universal Studios

«Der Super Mario Bros. Film» ist ein kompetenter Familienfilm, farbenfroh und temporeich, mit einer Geschichte, von der ich wissen wollte, wie sie ausgeht. Und natürlich werden die Emotionen abgehakt, die Gamer kennen: einen Level immer wieder von vorn zu beginnen, bis wir endlich fehlerfrei durchhüpfen. Im Kart kurz vor dem Ziel von der blauen Schildkröte abgeschossen werden.

Doch damit erinnert mich der Film vor allem daran, wie toll die Games sind. Das ist kein Film, sondern Werbung.

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... aber noch das gleiche Problem

Denn natürlich habe ich die simple Geschichte sofort vergessen. Die Figuren sind zwar grossartig, weil Nintendo-Ikonen geschaffen hat. Doch das sind sie auch, weil sie Schablonen sind. Und die Tiefe nicht haben, die eine Geschichte erst erzählenswert macht.

In einem Game muss das oft so sein. Ich muss meine Figur schnell mögen und leicht erkennen. Die Emotionen beim Spielen haben wenig mit der Handlung zu tun. In den Mario-Hüpfspielen geht es darum, das Springen zu meistern und die unendlich fantasievolle Welt zu entdecken. In «Mario Kart» geht es um gnadenlosen Wettkampf mit Freunden und Fremden. Die Interaktion prägt das Spielerlebnis, nicht das Erzählen einer Geschichte.

Und so verzichtet der «Super Mario Bros. Film» folgerichtig darauf, der Geschichte der Spiele viel hinzuzufügen. Stattdessen spielt er Nostalgie-Bingo: «Hach, wie toll ist es, dies oder jenes im Game zu erleben!»

Bis jetzt erst ein einziges Mal erfolgreich

Es ist schwierig, von einem in ein anderes Medium zu übersetzen. Game-Verfilmungen entstehen meist unter Bedingungen, die dabei nicht helfen. Früher standen sich Macher mit minimalem Verständnis und minimalem Aufwand selbst im Weg. Heute bezahlt die Game-Industrie gute Leute für ein Produkt, das kontrolliert und abgeschliffen glatt aus der Marketing-Abteilung flutscht.

Nur so könnte es gelingen: Alle Beteiligten verstehen die Materie und die unterschiedliche Mechanik der zwei Medienformen. Die Game-Vorlage hat bereits einen narrativen Fokus. Und die Besitzer der Marke (und die Fans) lassen mutig echte Ergänzungen und Neuinterpretationen zu.

Das ist erst ein einziges Mal passiert – bei der grossartigen TV-Serie «The Last of Us». Das war wohl die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

Kinostart «Der Super Mario Bros. Film»: 6.4.2023.

Radio SRF 3, 6.4.2023, 15:20 Uhr

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