Das Leben der Hebamme Claire (Catherine Frot) ist gerade im Umbruch: Ihr Sohn ist ausgezogen und wird bald Vater, ihr Spital schliesst die Geburtenabteilung, ein Mann beginnt sich für sie zu interessieren, und dann taucht auch noch Béatrice (Catherine Deneuve) wieder auf, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat.
Lange weiss man als Zuschauer nicht, ob Béatrice Claires Mutter ist oder «nur» eine Geliebte ihres Vaters war. Klar ist einzig: Claire ist nicht gut auf sie zu sprechen.
Das zentralste Zitat
«Ich spüre es in meinem ganzen Körper», sagt Béatrice. «Ich muss sterben. Aber ich will leben. Ich will leben.» Da sie einen Gehirntumor hat, kann man das durchaus wörtlich nehmen. Aber man kann die Aussage auch im übertragenen Sinn verstehen: «Ich will nicht erstarren und spiessbürgerlich werden. Ich will das Leben in vollen Zügen geniessen.» Denn Béatrice verschwindet, wenn ihr Leben allzu «normal» zu werden droht.
Die Schauspielerin
1957 gab Catherine Deneuve mit 13 ihr Schauspieldebüt im Film «Les collégiennes». Sieben Jahre später kam ihr Durchbruch mit «Les parapluis de Cherbourg» . Seither ist die gebürtige Pariserin nicht mehr aus dem französischen Kino wegzudenken.
In «Sage femme» spielt die 73-Jährige nun die alternde Unangepasste, deren Bluse mit Raubkatzen-Print sofort klarmachen soll: Das war mal eine ganz wilde Frau.
Fakten, die man wissen sollte
Regisseur Martin Provost hat seine Claire-Darstellerin Catherine Frot als Hebamme bei realen Geburten gefilmt. Die Elternpaare gaben jeweils kurz vor dem Dreh ihre Einwilligung. Doch ganz ohne Tricksereien ging es nicht: Bei der letzten Geburtsszene im Film kommt das Baby sichtbar abgenabelt zur Welt.
Das Urteil
Der Film konzentriert sich so stark auf die Beziehung zwischen Claire und Béatrice, dass alle anderen Figuren inklusive Claires neuem Liebhaber Paul (Olivier Gourmet) zu Statisten verkommen. Und dass lange nicht klar gemacht wird, ob Béatrice Claires leibliche Mutter ist oder nicht, wirkt eher umständlich als geheimnisvoll. Trotzdem will man wissen, ob die beiden Frauen sich zusammenraufen. Aber wirklich spannend oder berührend ist das nicht.
Kinostart: 8. Juni 2017