Sie ist Mitte 50, seit mehr als zehn Jahren geschieden, ihre Kinder sind erwachsen und leben ihr eigenes Leben. Ans Resignieren denkt Gloria (Julianne Moore) deshalb aber noch lange nicht.
Fast jeden Abend wirft sie sich in ein Glitzerkleid und tanzt in Discos zu den alten Hits ihrer Jugend. So trifft sie eines Abends den ebenfalls geschiedenen Arnold (John Turturro).
Zwischen den beiden entfacht sich eine leidenschaftliche Romanze, wie es sich die beiden nicht mehr hätten vorstellen können. Doch schon bald werden die Schwierigkeiten spürbar, die mit einer Liebe einhergehen, wenn man schon einiges im Leben hinter sich hat.
Liebeserklärung eines Hollywood-Stars
Minutiös rekonstruiert Regisseur Sebastián Lelio mit «Gloria Bell» Einstellung für Einstellung den gleichen Film, den er 2013 bereits in Chile gedreht hatte, nun in Los Angeles.
Die erste Version mit dem Titel «Gloria» war ein internationaler Erfolg. Angebote, die Geschichte für US-amerikanische Kinos zu adaptieren, lehnte Lelio aber lange ab.
Als sich keine Geringere als Hollywoodstar Julianne Moore als grosser Fan des Originalfilms herausstellte und sich als Hauptrolle für ein US-Remake anbot, überlegte er es sich aber anders.
Von Santiago de Chile nach Los Angeles
Die Themen, die in Glorias Geschichte verhandelt werden, sind universell. Das ist einer der Gründe, warum der Film auch in einem anderen Kontext so gut funktioniert.
In «Gloria Bell» geht um die Suche nach einem selbst, die auch im Alter nicht aufhört. Um Liebe und Sexualität jenseits der Jugend. Und es geht um die Frage, wie man eine Beziehung aufbaut, wenn man schon viel geliebt hat.
Etwas dicker aufgetragen
Trotz aller Treue zum Original gibt es im Remake einige kleine Retouchen, die der Geschichte etwas mehr Dramatik verleihen. So nimmt Gloria jetzt Schlaftabletten, bevor sie zu Bett geht. Leidet sie unter Einsamkeit?
Julianne Moores Gloria wirkt allgemein tragischer als die des ersten Films. Während Paulina García der Rolle im Original eine kindliche Leichtigkeit verlieh, ist die neue Gloria melancholischer, suchender.
Die Hochglanz-Version der Geschichte entspricht somit mehr dem, was man von einem Film mit einer Protagonistin mittleren Alters erwartet. Er ist konventioneller und weniger erfrischend geraten als das Original.
Zwischen Melancholie und Optimismus
Auch wenn da mehr Pathos ist: Der Film büsst nicht an Authentizität ein. Sebastián Lelio, der mit dem Transgender-Portrait «Una mujer fantástica» 2017 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann, beweist mit «Gloria Bell» ein weiteres Mal, wie empathisch er die Lebensrealitäten von Frauen erzählen kann.
Auch in der amerikanischen Version seines Erfolgsfilms gelingt ihm das Gegenüber von Trauer und Freude, Einsamkeit und Liebe von der Glorias Geschichte lebt. Egal, wo sie spielt.
Kinostart: 25.4.2019