«Wir haben keine Tradition in der Schweiz, Filme zu drehen, die im Mittelalter spielen», sagt Regisseur Markus Fischer. Diese Herausforderung hat ihn gereizt.
Deshalb entschloss er sich, seine Verfilmung von «Die schwarze Spinne» der literarischen Vorlage entsprechend im 13. Jahrhundert anzusiedeln. Obwohl ihn das vor einige Schwierigkeiten stellte.
Eine Emmentaler Kirche in Ungarn
«Wir reisten in ganz Europa herum und suchten nach geeigneten Drehorten», erzählt er im Interview. Fündig wurden Fischer und sein Team in Ungarn. Dort konnten sie die Kulissen nutzen, die schon in bekannten Serien wie «The Last Kingdom» zum Einsatz kamen. Nur etwas musste für den Dreh von «Die schwarze Spinne» mitgebracht werden: eine Emmentaler Kirche.
Die Kirche und der Glaube spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle. Der Film behandelt nur den Teil von Gotthelfs Novelle, der im 13. Jahrhundert spielt: Ein Emmentaler Dorf wird von einem Ritter tyrannisiert. Er verlangt von den Bauern, innerhalt eines Monats hundert Bäume zu pflanzen. Eine unmögliche Aufgabe.
Die mutige Hebamme Christine (Lilith Stangenberg) geht mit dem Teufel (Anatole Taubman) einen Pakt ein: Er pflanzt die Bäume, dafür bekommt er ein ungetauftes Kind. Als Christine ihm den Lohn nicht zahlen will, bestraft er sie und das ganze Dorf.
Auflehnung gegen den Teufel
In der Novelle aus dem Jahr 1842 ist der Pfarrer am Ende der Held, der Film endet anders: «Die Kirche hilft niemandem, wenn es wirklich darauf ankommt», sagt Regisseur Markus Fischer. «Bei uns ist es Christine selbst, die sich gegen den Teufel auflehnt.»
Für Jeremias Gotthelf wäre das wohl undenkbar gewesen. Er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Pfarrer. Für ihn war die Frau anfällig für die Sünde.
Eine unabhängige Rebellin
In der Verfilmung sind die Frauen vielschichtiger. Für Schauspielerin Lilith Stangenberg, die Christine spielt, ist die Figur nun eine emanzipierte Frau: «Sie ist eine Art Rebellin, die sich mit den Vorgaben der Gesellschaft nicht identifizieren kann – weder mit der Ehe noch mit der Kirche. Sie lebt sehr unabhängig.»
In einer Zeit, in der Frauen kaum Rechte haben, will Christine aktiv werden und etwas verändern. «Ich wollte den Stoff nicht modernisieren, indem ich ihn in die heutige Zeit transferiere», sagt Regisseur Markus Fischer. «Stattdessen wollte ich eine moderne Figur, über die ich die alte Geschichte erzählen kann.»
Mit dieser Figur wird der 180 Jahre alte Stoff ein bisschen moderner – obwohl er im 13. Jahrhundert spielt.
Kinostart: 10. März 2022