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Filmkritik zu «Die schwarze Spinne»
Aus Kultur-Aktualität vom 09.03.2022. Bild: Ascot Elite
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 24 Sekunden.
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Neu im Kino «Die schwarze Spinne»: Teufel, Tod und Emanzipation

Ein neuer Film belässt Gotthelfs «Die schwarze Spinne» im Mittelalter, bevölkert die Geschichte aber mit modernen Figuren.

«Wir haben keine Tradition in der Schweiz, Filme zu drehen, die im Mittelalter spielen», sagt Regisseur Markus Fischer. Diese Herausforderung hat ihn gereizt.

Deshalb entschloss er sich, seine Verfilmung von «Die schwarze Spinne» der literarischen Vorlage entsprechend im 13. Jahrhundert anzusiedeln. Obwohl ihn das vor einige Schwierigkeiten stellte.

Darum geht es in «Die schwarze Spinne»

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Legende: Ascot Elite

Die Novelle «Die schwarze Spinne» erschien 1842. Sie zählt zu den bekanntesten Werken des Schweizer Schriftstellers und Pfarrers Jeremias Gotthelf.

Die erste spielt in 13. Jahrhundert und berichtet, wie Christine vom Teufel in die schwarze Spinne verwandelt wird. Die Spinne bringt Tod und Elend über ein Dorf, bis sie gefangen und eingesperrt werden kann.

Einige Jahrhunderte später wird die schwarze Spinne dann erneut freigelassen, bringt wieder Unheil und wird schliesslich besiegt.

Die neue Verfilmung von Markus Fischer fokussiert sich auf die erste dieser zwei Geschichten.

1983 wurde «Die schwarze Spinne» zum ersten Mal verfilmt. Regisseur Mark Rissi versetzte die Handlung in die Gegenwart.

Eine Emmentaler Kirche in Ungarn

«Wir reisten in ganz Europa herum und suchten nach geeigneten Drehorten», erzählt er im Interview. Fündig wurden Fischer und sein Team in Ungarn. Dort konnten sie die Kulissen nutzen, die schon in bekannten Serien wie «The Last Kingdom» zum Einsatz kamen. Nur etwas musste für den Dreh von «Die schwarze Spinne» mitgebracht werden: eine Emmentaler Kirche.

Die Kirche und der Glaube spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle. Der Film behandelt nur den Teil von Gotthelfs Novelle, der im 13. Jahrhundert spielt: Ein Emmentaler Dorf wird von einem Ritter tyrannisiert. Er verlangt von den Bauern, innerhalt eines Monats hundert Bäume zu pflanzen. Eine unmögliche Aufgabe.

Filmszene im Wald: Ein Mann hält eine Frau an den Schultern gepackt, sie starren sich in die Augen.
Legende: Um die unmenschlichen Forderungen des Ritters zu erfüllen, geht Christine einen Pakt mit dem Teufel ein. Ascot Elite

Die mutige Hebamme Christine (Lilith Stangenberg) geht mit dem Teufel (Anatole Taubman) einen Pakt ein: Er pflanzt die Bäume, dafür bekommt er ein ungetauftes Kind. Als Christine ihm den Lohn nicht zahlen will, bestraft er sie und das ganze Dorf.

Auflehnung gegen den Teufel

In der Novelle aus dem Jahr 1842 ist der Pfarrer am Ende der Held, der Film endet anders: «Die Kirche hilft niemandem, wenn es wirklich darauf ankommt», sagt Regisseur Markus Fischer. «Bei uns ist es Christine selbst, die sich gegen den Teufel auflehnt.»

Koproduktion

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SRF hat diesen Spielfilm koproduziert.

Für Jeremias Gotthelf wäre das wohl undenkbar gewesen. Er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Pfarrer. Für ihn war die Frau anfällig für die Sünde.

Eine unabhängige Rebellin

In der Verfilmung sind die Frauen vielschichtiger. Für Schauspielerin Lilith Stangenberg, die Christine spielt, ist die Figur nun eine emanzipierte Frau: «Sie ist eine Art Rebellin, die sich mit den Vorgaben der Gesellschaft nicht identifizieren kann – weder mit der Ehe noch mit der Kirche. Sie lebt sehr unabhängig.»

Porträt-Aufnahme eines Mannes mit Brille.
Legende: Regisseur Markus Fischer ist fasziniert von der Figur Christine. Ascot Elite

In einer Zeit, in der Frauen kaum Rechte haben, will Christine aktiv werden und etwas verändern. «Ich wollte den Stoff nicht modernisieren, indem ich ihn in die heutige Zeit transferiere», sagt Regisseur Markus Fischer. «Stattdessen wollte ich eine moderne Figur, über die ich die alte Geschichte erzählen kann.»

Mit dieser Figur wird der 180 Jahre alte Stoff ein bisschen moderner – obwohl er im 13. Jahrhundert spielt.

Kurzkritik zu «Die schwarze Spinne»

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«Die schwarze Spinne» hat Längen, einige Figuren sind klischiert.

Der Fokus auf Christine, ihre Beweggründe und Gefühle ist spannend. Ausserdem kommt eine neue Figur im Film vor, die es in der Vorlage nicht gibt: Maria, Christines Zwillingsschwester.

So bietet der Film auch neue Aspekte für alle, die die Novelle von Jeremias Gotthelf bereits auswendig kennen

Kinostart: 10. März 2022

 

 

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 9.3.2022, 07:06 Uhr.

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