39 Jahre sind vergangen, seit Stanley Kubricks einziger Horrorfilm – «The Shining» – in den Kinos anlief.
Ursprünglich waren die Reaktionen auf die Stephen-King-Adaption, freundlich ausgedrückt, verhalten. Viele Kritiker waren irritiert, weil Kubrick auf die gängigen Stilmittel des Horror-Genres komplett verzichtete.
Gleichzeitig missfiel der freizügige Umgang mit der Vorlage den meisten Stephen-King-Fans. Stephen King selbst hasste den Film damals sogar. Und hat auch heute nicht viel Gutes darüber zu sagen.
Ein unangefochtener Klassiker
Damit gehört King allerdings einer Minderheit an. Denn «The Shining» gilt mittlerweile als unangefochtener Klassiker. Nur eine Handvoll Filme wurden in der Popkultur seither häufiger zitiert.
2013 schrieb King mit «Doctor Sleep» schliesslich eine Fortsetzung zu «The Shining». Diese Geschichte wurde von Horror-Spezialist Mike Flanagan verfilmt und kommt nun in die Schweizer Kinos.
Der Film ist nicht nur als Adaption des gleichnamigen Buches zu verstehen, sondern auch als Fortsetzung von Kubricks Film. Das hat das Studio mit seiner Vermarktungsstrategie schmerzhaft deutlich gemacht.
Eigenständiger Film oder Hommage?
Da hilft es auch nicht, dass die Darsteller in unzähligen Interviews auswendig gelernte Sätze herunterbeten, in denen sie zum Ausdruck bringen, dass «Doctor Sleep» als Werk in erster Linie für sich stehen soll.
Slogans wie «Dare to go back», platziert über einem Bild des jungen Danny, der wie in «The Shining» auf seinem Dreirad sitzt, sprechen eine andere Sprache.
Dass Flanagan in Rückblenden einzelne Szenen aus «The Shining» beinahe 1:1 nachstellt, kommt fast schon einer cineastischen Störung der Totenruhe gleich.
Misslungener Spagat
Hollywood hatte immer schon den Hang dazu, Fortsetzungen von Klassikern zu drehen. Manchmal sogar – wie in diesem Fall – erst Jahrzehnte nach dem Original.
Wenn die grossen Studios auch nur den Hauch einer Nachfrage antizipieren, wird präventiv mit einem Angebot drauflosgeschossen. Unter dem neusten misslungenen Spagat zwischen Hommage und Eigenständigkeit leidet letztlich nur ein Film.
Und soviel dürfte klar sein: Es ist nicht Stanley Kubricks «The Shining».
Kinostart: 21.11.2019