Bei guten Zutaten denkt der Geniessende stets, dass am Ende auch das Gericht exzellent sein muss. Aber leider stimmt das nicht immer. Ein solcher Fall ist das Drama «Empire of Light». Auf den ersten Blick ist diese Kinokost ein Gourmet-Dinner. Gleich fünf Oscarpreisträgerinnen werden da serviert.
Da wäre Olivia Colman, die beste Queen-Elisabeth-Darstellerin in der Serie «The Crown». In einer Nebenrolle spielt Colin Firth, der Konkurrent von Hugh Grant in «Bridget Jones's Diary».
In Szene gesetzt hat die beiden Edelmimen Regisseur Sam Mendes, der genauso gut über James Bond («Skyfall») wie über deprimierte Ehemänner («American Beauty») erzählen kann.
Gefilmt wurde von Sam Mendes' Leib- und Magenkameramann Sir Roger Alexander Deakins («1917»), der wahnsinnige 16 Mal für den Oscar nominiert war (unter anderem für «Empire of Light») und ihn zweimal gewann.
Fünfter Besitzer des Goldmännchens im «Empire»-Team: «Nine Inch Nails»-Frontmann Trent Reznor, der den Soundtrack schrieb.
Nicht nur die Kreativen versprechen viel. Auch die Story von «Empire of Light» hört sich schmackhaft an. Es sei sein bisher persönlichster Film, hatte Sam Mendes vorab erklärt. Die Hauptfigur sei seiner Mutter nachempfunden. Die Handlung spiele in der Zeit seiner Jugend.
Lebenskrise in einem Kino
Die Story: Eine englische Küstenstadt in den 1980er-Jahren. Hilary (Olivia Colman) arbeitet in einem Kino namens «Empire», das seine besten Tage hinter sich hat. Trotzdem soll hier bald eine regionale Premiere stattfinden.
Hilary verkauft Eintrittskarten, kontrolliert die Einnahmen und reinigt Sitze und Gänge nach den Vorstellungen. Sie kennt jeden Winkel des Kinos, von dessen vier Sälen zwei geschlossen sind.
Die mittelalte Frau hatte vor einem Jahr einen Zusammenbruch und war in einer Klinik. Seitdem ist sie in Behandlung und nimmt Lithium. Sie ist labil, traurig, aufbrausend.
Sinnloser Sex
Mit dem verheirateten Manager des Lichtspieltheaters (Colin Firth) hat sie immer wieder tristen Sex in dessen Büro. Der Typ gibt dabei Sätze wie «Dein Arsch fühlt sich so gut in meinen Händen an» von sich. Eine toxische Beziehung.
Hilarys Leben wird besser, als ein neuer Kartenverkäufer Stephen (Michael Ward) eingestellt wird. Ein junger Schwarzer, mit dem sie sich anfreundet und dem sie näher kommt. Aber nicht nur ihr psychischer Zustand steht einem Happy End im Weg. Skinheads attackieren den Kartenverkäufer.
Grossartig sind Olivia Colman und die Bilder von Kameramann Roger Deakins. Aber trotzdem ist der Film kein Meisterwerk.
Alles nur Durchschnitt
«Empire of Light» ist mittelmässig. Deshalb lässt sich nicht viel sagen. Mittelmass lässt einen nur hoffen, dass der nächste Film besser wird, den man sich anschaut.
Das Drama von Sam Mendes scheitert daran, dass es zu viel erzählen will. Es geht um psychische Probleme, Rassismus, Liebe und die viel beschworene Magie des Kinos.
Alles ist da, alles irgendwie miteinander verbunden, aber eben irgendwie und eben nicht besonders. So wird aus den edlen Zutaten kein Drei-Sterne-Schmaus, sondern solide Kinokost.