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Kinostart diese Woche: «Ex Libris: The New York Public Library»
Aus Kultur Extras vom 15.02.2018.
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Neu im Kino «Ex Libris»: Eine Bibliothek ist keine Lagerhalle für Bücher

Die New York Public Library: Der Ort der Ruhe wird zum Event-Tempel mit Tanzkursen, Konzerten und einer Jobbörse.

Was macht man in einer Bibliothek? Bücher lesen. Eine blöde Frage? Nicht unbedingt. In der New York Public Library wird nicht nur Literatur gelagert, gelesen und ausgeliehen.

Der neue Dokumentarfilm «Ex Libris: The New York Public Library» von Regielegende Frederick Wiseman gibt einen aussergewöhnlichen Einblick in eine der grössten Bibliotheken der Welt.

Zwei Männer sitzen auf Stühlen auf der Bühne.
Legende: Der britische Musiker Elvis Costello bei einer Buchpräsentation. Xenix

Wiseman zeigt uns, was jenseits der Regale und Lesesäle passiert. Er nimmt uns mit zu Podiumsdiskussionen, Sitzungen der Bibliotheksleitung, Blindenkursen und vielem mehr. Sogar Tanzkurse für Senioren finden in diesem gigantischen Büchertempel statt.

Über drei Stunden dauert Wisemans Ausflug. Ganz normal bei ihm. Der grosse Dokumentarfilmer ist bekannt für seine sozialkritischen und langen Dokumentationen. Aber das sind nicht die einzigen Merkmale seiner Filme.

Typisch Wiseman: soziale Institutionen

Gebäude New York Public Library
Legende: Die New York Public Library stellt 800'000 digitalisierte Medien zur Verfügung. Xenix

Regisseur Frederick Wiseman hat schon über 40 Dokumentarfilme produziert. Er interessiert sich vor allem für soziale Institutionen, wie zum Beispiel eine Schule in «High School» (1969) oder ein Krankenhaus in «Hospital» (1970). Er interessiert sich nicht für Strukturen, sondern zeigt, wie er persönlich den Ort erlebt.

Typisch Wiseman: keine Interviews

Frau am Schreibtisch schaut Fotos an.
Legende: Frederick Wiseman macht keine Interviews und recherchiert kaum vor einem Dreh. Xenix

Wiseman geht es darum zu zeigen, wie wichtig Bibliotheken sind, dass sie ein Ort der Kulturvermittlung sind. In «Ex Libris: The New York Public Library» erzählt ein älterer Afroamerikaner in einer Diskussionsrunde, dass er sich ein Studium an der Filmhochschule nicht leisten konnte und er mit Hilfe von Büchern gelernt hat, zu filmen und Drehbücher zu lesen.

An dieser Szene ist nichts inszeniert. Das macht Frederick Wiseman nie. Er ist da absolut konsequent. Er will nur beobachten. Deshalb verzichtet er auch komplett auf Interviews.

Auch wenn der Dokumentarfilmer vor Ort nichts beeinflusst, betont er, dass seine Filme alles andere als unparteiisch sind. In einem Interview mit dem «Film West Irish Film Journal» sagt er: «Der Dreh und der Schnitt sind sehr manipulativ [...] was du filmst, wie du es filmst, wie du es schneidest all dies sind subjektive Entscheidungen.»

Typisch Wiseman: lange Sitzungen

Mann an Sitzung.
Legende: Sitzungen zu filmen sind Wisemans Markenzeichen. Xenix

Ausführlich zeigt Wiseman dem Zuschauer Sitzungen der Bibliotheksverwaltung. Bis zur Schmerzgrenze, was die Länge angeht. Er hat keine Angst, minutenlang Menschen zu zeigen, die nichts anderes tun, als sich zu unterhalten. Auch das ein Markenzeichen des Regisseurs.

In «Ex Libris: The New York Public Library» drehen sich die Gespräche immer wieder um Fragen, die sich Bibliotheken weltweit stellen: Was ist die Aufgabe der Bibliothek im digitalen Zeitalter? Wie viel Geld sollen sie für Online-Projekt und den Ausbau des digitalisierten Bestandes ausgeben?

In der Bibiothek spiegelt sich ein ganzes Land

Junge Frau am Tisch mit Schulbüchern und kleines Mädchen.
Legende: Frederick Wiseman dreht über 100 Stunden für seine Filme. Xenix

«Ex Libris: The New York Public Library» zeigt, dass die Bibliothek nicht nur ein Ort ist, an dem Bücher gelagert werden. Es ist ein Ort, an dem sich Menschen begegnen. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Schichten. Mit Hilfe des Mikrokosmos «Bibliothek» bildet Frederick Wiseman die kulturelle Vielfalt der USA ab.

Kinostart: 15.02.2018

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