Der 11-jährige Fahim und sein Vater Nura sind aus Bangladesch nach Frankreich geflüchtet, um dort Asyl zu beantragen.
Weil ihr Antrag zu scheitern droht, sieht Fahim nur eine Chance: Er hofft, sich durch eine erfolgreiche Teilnahme bei der französischen Schachmeisterschaft eine Aufenthaltsbewilligung zu erspielen.
Zu Beginn gleicht Fahim als Schachspieler einem frisch gefundenen Edelstein. Er funkelt bereits, ist aber noch ein Rohling, der geschliffen werden muss. In die richtige Form bringt ihn schliesslich der strenge Schachtrainer Sylvan (Gérard Depardieu) in einem Pariser Vorort.
Fahim integriert sich rasch, seinem Vater fällt dies hingegen schwer. Da er die französische Sprache nicht beherrscht, findet er keinen Job. Während Fahim an Schachmeisterschaften teilnimmt, kämpft sich sein Vater auf der Strasse durch.
Parallelen auf und neben dem Brett
Assad Ahmed, der Fahim spielt, stammt wie seine Filmfigur aus Bangladesch. Es ist nicht die einzige Eigenschaft, die er mit dem echten Fahim teilt.
Auch der junge Schauspieler packte die Gelegenheit beim Schopf. Durch seinen Aufenthalt in Ausland lernte Assad – ähnlich wie Fahim – in kürzester Zeit Französisch. Und entdeckte nebenbei das Schachspiel für sich – nicht nur weil der Regisseur taktisches Geschick am Brett für die Rolle voraussetzte.
Zum Abschied ein herzliches «Bon Appétit!»
«Fahim» ist trotz der Flüchtlingsthematik, die dem Film Aktualität verleiht, kein schweres Drama. Das absehbare Happy-End und humoristische Finessen verleihen dem Feelgood-Movie die beabsichtigte Leichtigkeit.
Auch die omnipräsenten sprachlichen Missverständnisse dienen primär der Komik. Zum Beispiel, wenn Fahims Vater Nura glaubt, endlich etwas begriffen zu haben. Als er im Asylzentrum untergebracht wird, verdeutlicht ihm eine Angestellte, sich bei den Esswaren zu bedienen. «Bon appétit!» rufend, verlässt sie den Raum.
Nura versteht den Ausruf falsch und wird sich den ganzen Film hindurch konsequent mit «Bon appétit!» verabschieden.
Schach sei Dank
Als Fahim die Aufenthaltsbewilligung erteilt wurde, stellte er sich oft folgende Frage: Muss man der Beste sein, um als Flüchtling aufgenommen zu werden?
Fakt ist: Wenn er nicht französischer Schachmeister geworden wäre, hätte er wohl keine Papiere erhalten. Weil sich wahrscheinlich niemand für seinen Fall interessiert hätte. Diesen gesellschaftskritischen Gedanken äusserte Fahim in einem Interview vor einigen Jahren.
Ein wahres Wunder, das berührt
«Fahim» gelingt ein seltenes Kunststück: Eine Flüchtlingsgeschichte zu erzählen, die einen zum Nachdenken anregt, ohne einen emotional runterzuziehen.
Man verspürt Mitleid mit dem schlecht integrierten Vater und freut sich für Fahim, der aufgrund seiner ausserordentlichen Schachbegabung zum Helden avanciert.
Einzig die Raffung der Ereignisse gibt Anlass zu Kritik: Weil durch diese Fahims Seelenleben ein Mysterium bleibt. Vor allem nachdem er von einem Tag auf den anderen seinen Vater kaum mehr sehen kann.
Fortan ist er bei seinem chronisch schlechtgelaunten Schachtrainer untergebracht. Doch das scheint den kleinen Fahim kaum zu stören. Eines von vielen Wundern, das dieser märchenhafte Film offenbart.
Kinostart: 21.11.2019