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Ein Roadtrip zur Kunst: Film über Franz Fedier
Aus Künste im Gespräch vom 06.01.2022. Bild: KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Widmer
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Neu im Kino «Fedier – Urner Farbenvirtuose»: Ein Roadtrip in die Abstraktion

Franz Fedier gehört zu den wichtigen Vertretern der abstrakten Malerei in der Schweiz. Zum 100. Geburtstag des Urner Malers ergründet ein neuer Dokfilm sein Schaffen.

«Art is easy» steht an der Tür zum Atelier von Franz Fedier. Das war sein Motto: Kunst muss einem leicht fallen, muss Freude machen. Wenn man sich mit der Kunst herumquälen muss, dann macht man etwas falsch.

Das bedeutet nicht, dass Franz Fedier in seiner Kunst leichtsinnig war oder oberflächlich. Im Gegenteil: Der Urner Künstler, der einen grossen Teil seines Lebens in Bern gelebt hat, hat viel über die Kunst und das Leben nachgedacht.

Porträt eines Mannes vor einem abstrakten Waldgemälde..
Legende: Nachdenklich und klug: Der Künstler Franz Fedier interessierte sich für die Natur ebenso wie für den technischen Fortschritt. Privatarchiv Franz Fedier

Seine Gedanken und Notizen sind intelligent, selbstkritisch, immer wieder überraschend. Für den Film «Fedier – Urner Farbenvirtuose» sind sie ein wichtiger Baustein. Der ebenfalls aus dem Kanton Uri stammende Schauspieler Andri Schenardi hat die Notizen Fediers eingesprochen. Immer wieder ist er aus dem Off zu hören: nachdenklich, klug, erhellend.

Von Uri via Bern nach Algerien

Der Zürcher Filmschaffende Felice Zenoni, der 2015 bereits einen Film über den Urner Künstler Heinrich Danioth gedreht hat, erzählt das Leben Franz Fediers in einer Art Roadmovie. Der Film führt in den Kanton Uri, wo Fedier geboren wurde und seine Jugend verlebte, und nach Bern, wo er sein Leben als Künstler verbrachte.

Aber auch nach Paris und Luzern, wo Fedier gelernt und nach Basel, wo er gelehrt hat. Und nach Algerien, wohin er Ende er 1940er-, Anfang der 1950er-Jahre prägende Reisen unternahm.

Video
Aus dem Archiv: Ausstellung Franz Fedier in Basel (1970)
Aus Antenne vom 01.04.1970.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 42 Sekunden.

Treffen mit Wegbegleitern

«Reiseleiterin» im Film ist Fediers Enkeltochter Alma Fedier. Die 24-Jährige studiert in Bern Sozialanthropologie und Kunstgeschichte und hat ein ausgeprägtes Interesse an Kunst im Allgemeinen und ihrem künstlerisch tätigen Grossvater im Besonderen.

Mit Alma Fedier reist die Kamera zu wichtigen Lebensstationen ihres Grossvaters, trifft Verwandte, Freunde, Schülerinnen, Lehrer und Wegbegleiter des Künstlers.

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Legende: Frische Blicke auf ein Lebenswerk: Die Enkeltöchter Alma und Clara Fedier diskutieren zusammen mit ihrem Vater Marco (rechts) das Werk ihres Grossvaters. Mesch & Ugge AG

Naturliebe und Technik-Begeisterung

An der Seite von Alma Fedier geht es zum Beispiel im Postauto auf den Sustenpass. Der Film breitet die monumentale Bergkulisse aus, dazu erklingen Gedanken Franz Fediers über die Natur und die Narben, die der technische Fortschritt der Natur eingeschrieben hat.

Beides ist für Fedier interessant, beides spiegelt sich in seinem Werk: Faszination für die Natur, Interesse an der Technik.

Ein Mann in weissem Hemd steht an einer bemalten Wand und bemalte diese mit gelber Farbe.
Legende: Franz Fedier in den 1950er-Jahren: Er malte abstrakt, seine Bilder hatten jedoch stets einen Bezug zur realen Lebenwelt. Privatarchiv Franz Fedier

Auf dem Susten wollte Franz Fedier 1970 ein Kunstprojekt durchführen. An Felsen und auf den weiten Geröllfeldern wollte er geometrische Muster in klaren Farben aufbringen. Genehmigt wurde das progressive Projekt nicht.

Der Film aber macht am Computer sichtbar, wie Fedier sich diese Arbeit vorgestellt hat: als aufregende Verbindung von gewaltiger Natur und kühler Kunst.

Kühn, aber immer publikumsnah

Das Steingletscher Projekt auf dem Susten war nicht das einzige Projekt, das Franz Fedier nicht umsetzen konnte. Kühne Ideen hatte er – kühn, aber auch publikumsnah.

Fedier wollte nicht nur den kleinen Zirkel der Kunst-Connaisseure ansprechen. Er dachte ans breitere Publikum. Er malte abstrakt, aber seine Bilder hatten im Kern immer einen Bezug zur realen Lebenswelt, zu Natur und Technik, zu Bauten und Menschen.

Zwei Frauen stehen vor einem abstrakten Bild in blau, rot, weiss.
Legende: Abstrakt, aber nicht unzugänglich: Alma Fedier (links) mit Barbara Zürcher im Haus für Kunst Uri. Mesch & Ugge AG

Der bemalte Teufelsstein

Immer wieder ersann Fedier Projekte, um seine Kunst in die Alltagswelt einzubringen. Er träumte davon, die Gotthard-Autobahn mit dynamisch wirkenden Farbbahnen zu flankieren. Und den sagenumwobenen Teufelsstein bei Göschenen wollte er mit einem gelben Teufel bemalen.

Im Film gelingt, was Fedier im Leben nicht realisieren konnte: Seine Familie darf das Projekt umsetzen und den Fels bemalen. Mit der Auflage, dass das Bild später wieder entfernt wird.

Vier Menschen stehen und sitzen auf einem Baugerüst an einer Felswand, auf der ein grosser gelber Teufel aufgemalt ist.
Legende: Keineswegs versteckt im Detail: Das übergrosse Gemälde auf dem Teufelsstein, das die Familie Fedier 2021 posthum nach einer Originalskizze von Franz Fedier ausgeführt hat. Mesch & Ugge AG

Mit seinem Film folgt Felice Zenoni der Idee Fediers: Er möchte den Künstler und seine Kunst für ein möglichst breites Publikum aufbereiten. Das gelingt dem Film wunderbar, indem er zeigt, welche Landschaften und Orte, Fedier geprägt haben – und zu welchen Bildern ihn diese Eindrücke angeregt haben.

Kinostart: 6.1.2022

Radio SRF 2 Kultur, Künste im Gespräch, 6.1.2022, 9:05 Uhr

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