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Kinostart: «Grace Jones: Bloodlight and Bami»
Aus Kultur Extras vom 09.02.2018.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 18 Sekunden.
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Neu im Kino Grace Jones: Knallharte Geschäftsfrau und liebevolles Grosi

Der neue Dokfilm über die Glamour-Queen blickt hinter die Kulissen und zeigt den Weltstar privat, ohne viel zu erklären.

«Ich stehe da wie eine Puffmutter!» Die leicht bekleideten Mädchen, die um sie herumtänzeln, gefallen Grace Jones überhaupt nicht. Mit ihnen soll die Sängerin in einer TV-Show auftreten. Die Proben zieht die 69-Jährige professionell durch, doch Backstage knallt’s: «Das geht gegen alles, wofür ich stehe!», schreit sie den Verantwortlichen an.

Auf die Frage, ob sie ohne die Tänzerinnen auftreten wolle, hat Grace Jones jedoch keine klare Antwort: «Dann tun sie mir leid. Das würden sie mir nie verzeihen», sagt sie.

«Unter der Bibel zerquetscht»

Die Szene stammt aus dem Dokumentarfilm «Grace Jones: Bloodlight and Bami». Er begleitet die Sängerin vor, während und nach Auftritten, auf dem Weg ins Hotel, während Treffen mit Freunden oder Familie und bei einem Besuch in Jamaika.

Menschen sitzen um einen Tisch. Die meisten von ihnen tragen Jogginghosen und T-Shirt. Die Wände um sie herum sind abgeblättert. Eine Frau ist von hinten zu sehen, sie trägt ein oranges Gewand und eine geblümte Mütze.
Legende: Grace Jones in Orange und mit Mütze im Kreis ihrer Familie in Jamaika. Praesens Film

Dort ist Grace Jones bei ihrer Grossmutter und deren Mann aufgewachsen. Die Eltern zogen früh in die USA. Jones’ Kindheit, das wird im Film deutlich, war alles andere als rosig. Sie wurde physisch und psychisch misshandelt, litt unter einer streng religiösen Erziehung.

«Ich wurde unter der Bibel zerquetscht», schreibt Jones 2015 in ihren Memoiren.

Partys, Drogen, schrilles Make-up

Als Teenager zieht sie zu ihren Eltern nach Amerika. Sie beginnt, Regeln zu brechen: Partys, Drogen, schrilles Make-up.

Sie wird zunächst als Model entdeckt, später als Sängerin und Schauspielerin. Sie ziert Covers bekannter Zeitschriften wie «Vogue» oder «Playboy», vermöbelt James Bond in «A View to a Kill» (1985) und füllt mit ihren Shows selbst die grössten Hallen.

Unterschiedliche Facetten einer starken Frau

Mit ihren exzentrischen Auftritten und ihrem androgynen Look begeistert sie die Massen. Gleichzeitig gelingt es ihr, das Image der starken, unnahbaren Frau stets aufrecht zu erhalten.

Regisseurin Sophie Fiennes zeigt die selbstbewusste Frau unzensiert auf und abseits der Bühne. Zum Beispiel, wenn sie den TV-Verantwortlichen wegen des sexistischen Bühnen-Settings zusammenstaucht.

Zwischendurch kommen aber auch andere Facetten zum Vorschein: Die einfühlsame Sängerin, die sich um die Tänzerinnen sorgt. Die sanfte Grossmutter, die liebende Freundin, die verletzliche Tochter.

Mit Anlauf ins Leben gestürzt

Eines wird klar: Obwohl sie seit 50 Jahren im Geschäft ist, hat Grace Jones überhaupt keine Lust, sich zur Ruhe zu setzen. «Ich wurde damals in Jamaika unterdrückt», schreibt sie in ihren Memoiren.

Als sie das Land verliess, habe sie alles aufholen wollen. «Ich habe mich mit so viel Anlauf ins Leben gestürzt, dass ich heute noch Schwung habe.»

Die Dokumentation

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Viel erklärt wird in diesem Film nicht. Oft kennen wir weder den Ort noch den Zeitraum der Aufnahmen. Und auch die Personen, die zu Wort kommen, werden nicht benannt. Unkommentierte Bilder reihen sich aneinander, der Zuschauer muss sich selber einen Reim darauf machen. Hardcore-Fans der Glamour-Queen werden sich über den Zusammenschnitt aus Konzert-Aufnahmen und Backstage-Bildern freuen. Für alle anderen ist «Bloodlight and Bami» zu anstrengend.

Kinostart: 8. Februar 2018

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