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Was taugt der Film «Gran Turismo»?
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 10.08.2023. Bild: Sony Pictures
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 14 Sekunden.
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Neu im Kino «Gran Turismo»: Mehr Werbung als Film

Immer mehr Markenprodukte werden verfilmt, von Barbie bis hin zu Videospielen. Kann das funktionieren?

Filme über Markenprodukte liegen zurzeit in Hollywood schwer im Trend – egal, ob Puppe, Schuh oder Snack. Und das nicht erst seit «Barbie».

Die Trennlinie zwischen Spielfilm und Werbespot wird dabei aufgehoben. Solche Markenprodukt-Filme sind das ultimative Product-Placement. 2023 sind die Kinos voll davon.

Mann mit Sonnenbrille und Bart.
Legende: Ein Turnschuh als Filmstoff: Ben Affleck spielt in «Air» den Nike-Mitgründer Phil Knight. Warner Bros.

Mit «Air» verfilmte Hollywoodstar Ben Affleck die Kreation des Nike-Kultsneakers Air Jordan. Anfang Jahr war zudem die Entstehung des «BlackBerry» Filmthema, genauso wie das Computerspiel «Tetris».

Und Eva Longoria, bekannt aus «Desperate Housewives», beschäftigte sich in ihrem Regiedebüt «Flamin' Hot» mit dem in den USA sehr beliebten Snack Cheetos.

Alles fürs Image

Inhaltlich geht es dabei meist um eine Begebenheit aus der Vergangenheit des jeweiligen Produktes. Das ermöglicht es, den Markennamen oft zu nennen. In dieser Hinsicht ist «Gran Turismo», der jetzt in die Kinos kommt, typisch für dieses neue Subgenre.

In dem Film wird die wahre Geschichte des Briten Jann Mardenborough erzählt. 2011 war er mit 19 Jahren der dritte und jüngste Gewinner der sogenannten GT-Academy. Diese wurde von 2008 bis 2016 vom Autohersteller Nissan und Sony Playstation betrieben.

Ein Rennfahrer zeigt die Siegesfaust.
Legende: Auf seiner Lebensgeschichte basiert «Gran Turismo»: Der Rennfahrer Jann Mardenborough. Er fährt bis heute. Imago/Motorsport

GT steht für «Gran Turismo». Die Renn-Simulator-Reihe zählt zu den erfolgreichsten Playstation-Games. Die GT-Academy war eine Mischung aus Imagepflege, Nachwuchsprogramm für echte Rennfahrer und TV-Show.

Vom Bildschirm auf die Strasse

Als Spieler von «Gran Turismo» gewann Jann ein virtuelles Rennen gegen 90'000 andere und wurden dann monatelang auf der Academy zum echten Rennfahrer ausgebildet. Er setzte sich gegen Konkurrenten durch und fuhr nationale und internationale Rennen für Nissan.

Ein Rennfahrer und sein Trainer in der Boxengasse.
Legende: Archie Madekwe (links) spielt Jann Mardenborough. Sein Coach wird von David Harbour (er spielt Sheriff Hopper in «Stranger Things») dargestellt. Sony Pictures

Der Imagefilm lässt die Firmen und ihre Produkte hochleben und packt die Lobhudelei in einen Sportfilm ohne Tiefe oder Originalität. Wahrscheinlich wird das Konzept trotzdem aufgehen und die Fans des titelgebenden Games werden ins Kino strömen.

Filmkritik «Gran Turismo»

Box aufklappen Box zuklappen

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Jann Mardenboroughs, einem britischen Gamer von «Gran Turismo», der zum todesverachtenden Rennfahrer wird.

Der Film folgt dem Rezept vieler Sportfilme: Man nehme den klassischen Konflikt, sprich ein Underdog, der sich gegen die widrigsten Umstände behaupten muss. Das garniert man mit den stereotypen Figuren, die es für einen solchen Streifen braucht: der grantige, aber herzensgute Coach, der zynische Marketing-Fuzzi, die sich sorgende, aber verständnisvolle Mutter und der fiese Gegner auf der Rennbahn.

Auf der Habenseite sind bei «Gran Turismo» drei Dinge. Erstens: Die packenden Rennszenen. Zweitens: «Stranger Things»-Star David Harbour als Coach. Drittens: Spice-Girl Geri Halliwells überraschender Auftritt als Jann Mardenboroughs Mutter.  

Alles in allem ein mittelmässiger Sportfilm für die, die Stunden mit «Gran Turismo» verbracht haben oder noch Formel 1 schauen, obwohl klar ist, dass Max Verstappen gewinnen wird.

Was jetzt nicht heisst, dass Markenprodukt-Filme nicht gut sein können. «Barbie» beweist das Gegenteil, weil etwas gewagt und mit Selbstkritik und Selbstironie gearbeitet wurde.

Mutlose Nostalgie

Die Idee hinter solchen Filmen ist letztlich dieselbe wie bei bekannten Kinoreihen wie James Bond oder Star Wars: Die Produzenten hoffen, dass die Menschen ins Kino strömen, weil sie etwas man dem Namen verbinden und das Produkt Erinnerungen auslöst.

Wie bei Fortsetzungen und Remakes ist das Ziel, das Risiko eines Misserfolges zu reduzieren. Die Macher glauben, dass sich das Kinopublikum eher Dinge anschaut, die es kennt oder von denen es schon einmal gehört hat.

Barbie und Ken fahren Auto.
Legende: Pastellbunte Plastikwelt: «Barbie» ist die bisher erfolgreichste Verfilmung eines Markenproduktes. Warner Bros.

Oft sind diese Filme vom jeweiligen Hersteller finanziert, wie bei «Barbie» oder «Gran Turismo». Das Ziel der Konzerne: Imagegewinn und Profit.

Und der Boom der Markenprodukt-Filme geht weiter.

«Barbie» war erst der Anfang

«Barbie»-Hersteller Mattel plant angeblich bereits, 13 weitere seiner Produkte auf die Leinwand bringen.

Der US-amerikanische Comedian Jerry Seinfeld hat derweil mit Amy Schumer, Hugh Grant und Melissa McCarthy die Komödie «Unfrosted: The Pop-Tart Story» abgedreht. Darin geht es um das gleichnamige Kult-Teiggebäck aus den USA.  

Was kommt als Nächstes? Ein Film über Cola? Vielleicht eine RomCom. Wie könnte der Titel der Braune-Blubberwasser-Romanze lauten? Vielleicht «Coke und Pepsi, die Geschichte einer unmöglichen Liebe.» Die Frage ist: Welche Hollywoodstars spielen die Kaltgetränke?

Radio SRF 3, 10.08.2023, 17:50 Uhr

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