Oberflächlich betrachtet bietet die Geschichte von Jian Lius schwarzer Animations-Gangster-Komödie «Have a Nice Day» (Mandarin: «Hao ji le») nichts Revolutionäres: Ein Kleinkrimineller bestiehlt seinen Chef, wodurch eine irrwitzige Jagd auf die Beute beginnt.
Allerdings handelt der Chaosstifter nicht aus egoistischen Beweggründen – er braucht das Geld, um die Fehler der vermasselten Schönheits-OP seiner Freundin ausbessern zu lassen.
Was Jian Lius Film so sehenswert macht, ist seine gelungene Gratwanderung zwischen beinahe unverschämt stilsicherer Inszenierung und subtiler Gesellschaftskritik.
Einerseits wartet «Have a Nice Day» mit einer Vielzahl an coolen Charakteren, absurd-unterhaltsamen Dialogen und überraschenden Wendungen auf. Andererseits inszeniert Liu seinen Schauplatz, eine anonyme, abgelegene Stadt im Süden Chinas, als Einöde, in der sich alle nur nach einer besseren Zukunft sehnen.
Während sich Zuschauer und Fachpresse von dieser Kombination angetan zeigten, war die chinesische Regierung weniger begeistert. Vermutlich war man nicht einverstanden mit dem tristen Bild, das Jian Liu von der chinesischen Provinz gezeichnet hat.
Jedenfalls wurde «Have a Nice Day» von offizieller Stelle nie die internationale Freigabe erteilt.
Auf Druck der chinesischen Behörden sah sich der Produzent gezwungen, den Film vergangenen Juni aus dem Programm des renommierten «Festival d’Animation Annecy» streichen zu lassen.
Damit wurde das Publikum des wohl originellsten Gangster-Films des Jahres beraubt.
Kinostart: 14.12.2017