Einzigartig. Das war sie – Tonya Harding. Einzigartig auf dem Eis. Einzigartig in ihrer Persönlichkeit. Bekannt wurde sie, weil sie als erste Amerikanerin den dreifach Axel in einem Wettbewerb stand. In Erinnerung geblieben ist sie, wegen der brutalen Attacke gegen ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan während eines Trainings bei den US-amerikanischen Meisterschaft 1994.
Ein Mann - im Auftrag ihres Ex - schlug mit einer Eisenstange auf das Knie der Rivalin. Kerrigan konnte nicht mehr antreten, Tonya Harding gewann den Titel.
«I, Tonya» spielt gekonnt mit den Mitteln des Dokumentarfilms. 20 Jahre nach der Kerrigan-Attacke legen Tonya, ihr Ex-Mann und ihre Mutter in Interviewsequenzen ihre Sicht der Dinge dar. Die Aussagen widersprechen sich. Das ist Konzept, denn im Spielfilm geht es um die Frage nach der Wahrheit: Wusste Harding vom Angriff gegen ihre Konkurrentin?
Das mitleidigste Zitat
In «I, Tonya» erzählt die Eiskunstläuferin rückblickend, wie sie den Skandal erlebt hat: «Ich wurde eine Minute lang geliebt, dann wurde ich gehasst. Und dann war ich nur noch eine Pointe.»
Die Schauspielerin
Allison Janney spielt die Mutter von Tonya. Eine Zigarette nach der anderen zieht sie sich rein und pimpt ihren Kaffee mit Hochprozentigem. Kafi Schnaps am Pistenrand – während ihre kleine Tochter Pirouetten übt. Für ihre Rolle als eiskalte Mutter, die auch mal ein Messer nach ihrer Tochter wirft, gewann sie einen Golden Globe. Jetzt hat die 58-Jährige die Chance, ihren ersten Oscar zu gewinnen.
Fakten, die man wissen sollte
Die Person Tonya Harding ist mittlerweile ein Teil der Popkultur. In Büchern, Filmen und Theaterstücken ist ihre Person und die Attacke gegen ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan immer wieder Thema.
Sogar Präsident Obama machte Witze über sie. Während seiner Präsidentschaftskampagne 2007 sagt er zu seinen Fans: «Die Leute sagen, Obama hat keine Chance, ausser er zerschlägt die Kniescheiben seiner Gegenkandidatin.» Im Englischen gibt es dafür sogar einen stehenden Begriff: «doing a Tonya Harding».
Das Urteil
Das Drama um die «Eishexe» – so wurde Tonya von den Medien genannt – verwendet viel Zeit, zu dokumentieren, wie Tonya von ihrer Mutter psychisch und physisch misshandelt wurde. Später schlug ihr Freund und Ehemann Jeff in die gleiche Kerbe.
Die Aussage von «I, Tonya» ist nicht, dass sie völlig unschuldig am Angriff auf ihre Konkurrentin ist. Der Film sucht Erklärungen dafür, wie es so weit kommen konnte. Aber «I, Tonya» lebt nicht nur vom Drama, sondern auch vom Witz der skurrilen Nebenfiguren und den Ohrwürmern aus den 90ern.