Welche Filmreihe verbindet das Publikum am stärksten mit den 1980er-Jahren? Angesichts dessen, dass «Rocky», «Alien» und «Star Wars» die 80er zwar stark prägten, aber alle schon in den 70ern starteten, nennen viele die «Ghostbusters». Kein Wunder, schliesslich verkörperte keine andere Truppe so gut den Haudrauf-Optimismus, den Reagans Amerika im Kalten Krieg zur Hebung der Stimmung heraufbeschwören wollte.
Ewig mit den 80ern verknüpfen wird man die Geisterjäger aber auch, weil mit dem Ende der Dekade auch die Gruselkomödienreihe zu enden schien. Nach Ivan Reitmans Kassenhits «Ghostbusters» (1984) und «Ghostbusters II» (1989) steckte der geplante dritte Film jahrzehntelang in der Entwicklungshölle fest.
Erst 2016 gings weiter: Doch das schlicht «Ghostbusters» genannte Reboot mit komplett neuer, weiblicher Besetzung floppte. Unter dem Strich resultierten 70 Millionen Dollar Verlust, miese Kritiken und viel Häme auf Social Media. Danach war das einst so lukrative Franchise praktisch tot. Bis Ivan Reitmans Sohn Jason das Regieruder übernahm und die nostalgiesüchtigen Fans mit «Ghostbusters: Afterlife» (2021) zurück ins Boot holte.
Vermeintlich Unverderbliches aus der Tiefkühltruhe
Nun, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters Ivan, versucht Jason Reitman die reanimierte Reihe als Produzent weiter auf Erfolgskurs zu halten. Erneut mit der Original-Besetzung rund um Bill Murray und Dan Aykroyd als ergänzendes Personal an Bord; sowie dem Willen, diesen noch mehr Leinwandzeit einzuräumen. Im Zentrum von «Frozen Empire» steht aber nicht die alte Garde, sondern deren Nachfolger: Eine vierköpfige Patchwork-Familie, die in «Afterlife» eingeführt wurde.
Die grösste Aufmerksamkeit schenken die neuen zwei Sequels dem jüngsten Spross des Spengler-Clans, der stark an seinen kultigen Opa erinnert: Phoebe (Mckenna Grace). Echtes Vertrauen in die Enkelin von Original-Geisterjäger Dr. Egon Spengler scheinen die Macher von «Frozen Empire» aber nicht zu haben. Statt sich auf den Kampf der Minderjährigen mit der Welt der Erwachsenen und der Verblichenen zu konzentrieren, verzettelt sich der Film auf Nebenschauplätzen.
Einerseits weil er glaubt, das retrohungrige Publikum ständig mit Nostalgie-Häppchen wie süssen Marshmallow-Männchen oder Slimers giftgrünem Ektoplasma füttern zu müssen. Anderseits aber auch, weil sich schlicht zu viele Sidekicks zu den alten und neuen Ghostbusters gesellen. Zum Beispiel Komiker Kumail Nanjiani, der als linkischer Meister des Feuers dem frostigen Oberbösewicht die Hölle heiss machen soll.
Eingefrorene Figurenentwicklung
So tummeln sich in «Frozen Empire» über ein Dutzend Figuren, die allesamt ihre eigene Heldengeschichte erzählen wollen. Angesichts dieses Durcheinanders erstaunt es wenig, dass die Entwicklung der einzelnen Charaktere auf der Strecke bleibt.
Das beängstigend uninspirierte Drehbuch scheint sich primär dafür zu interessieren, möglichst viele der coolen Ghostbusters-Markenzeichen prominent zu positionieren: Die legendäre New Yorker Feuerwache darf da natürlich ebenso wenig fehlen wie der restaurierte Oldtimer Ecto-1.
Gegen die Absicht, schöne Erinnerungen wachzurufen, ist nichts einzuwenden. Doch wenn die Nostalgie so im Vordergrund steht wie hier, mutiert sie zum Stimmungskiller. Weil es wohl kaum etwas Uncooleres gibt als das kalte Kalkül, Kasse zu machen.
Kinostart: 21.3.2024