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Kinostart: «Frontaliers Disaster»
Aus Kultur Extras vom 17.01.2018.
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Neu im Kino Jedis können einpacken: Diese Komödie füllt die Tessiner Kinos

«Frontaliers Disaster» sorgt in der italienischsprachigen Schweiz für Furore. Seit dem Kinostart vor vier Wochen verteidigt die RSI-Koproduktion wacker die Spitze der Tessiner Charts. «Star Wars» bleibt bloss das Nachsehen.

RSI-Koproduktion

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Radiotelevisione Svizzera (RSI) hat diesen Film koproduziert.

Guarda un po’! Über 25’000 Zuschauer haben den Film über einen Schweizer Zöllner und einen italienischen Grenzgänger schon gesehen. Das sind sieben Prozent der Tessiner Wohnbevölkerung. Das Publikum jenseits des Gotthards ist von der Komödie so begeistert, dass die Kinos aus allen Nähten platzen. Zum Vergleich: Von «Star Wars: The Last Jedi» wurden im gleichen Zeitraum weniger als halb so viele Tickets abgesetzt.

Der italienische Grenzgänger Bussenghi wird einmal mehr vom Schweizer Zöllner Bernasconi schikaniert.
Legende: Bussenghi und Bernasconi: Spiegeln sie sich noch oder schikanieren sie sich schon? Morandini

Die Geschichte holt die Zuschauer des Randkantons in ihrer Lebenswelt ab: Dreh- und Angelpunkt der Zoll-Komödie sind die feinen Unterschiede zwischen Tessinern und Italienern. Im Kern geht es also um Grenzen – vor allem um diejenigen in den Köpfen.

Chaot trifft auf Bünzli

Grenzgänger Bussenghi (Flavio Sala) ist ziemlich genau so, wie sich ein Schweizer einen Italiener vorstellt: Liebenswert, chaotisch und unpünktlich. Für Feinmechaniker Bussenghi gibt es allerdings einen guten Grund, wieso er täglich zu spät zur Arbeit kommt. Schuld daran ist aus seiner Sicht ein kleinkarierter Schweizer: Grenzwächter Bernasconi (Paolo Guglielmoni), der ihn am Zoll – ganz regelkonform – immer wieder aufs Neue filzt.

Doch dann ändert sich plötzlich alles: Am selben Tag, an dem Bussenghi zum Projektleiter befördert wird, verliert Zöllner Bernasconi seinen Job. Und weil das Schicksal ein Scherzkeks ist, findet sich Bernasconi bald als Bodyguard wieder, der Bussenghi – gegen dessen Willen – rund um die Uhr beschützen muss. Dem klassischen Kulturknatsch sind somit Tür und Tor geöffnet.

Links der Italiener mit einem Eimer über dem Schädel, recht der Schweizer in Uniform.
Legende: Partner wider Willen: Die schöne Feindschaft zwischen Bussenghi und Bernasconi ist im Eimer. Morandini

Alles eine Frage der Mentalität

Das plakative Spiel mit Klischees muss man schon mögen, um der preiswert produzierten Culture-Clash-Komödie etwas abzugewinnen. Wer des Italienischen mächtig ist, wird mit witzigen Wortspielen belohnt.

Beim Deutschschweizer Publikum dürfte Alberto Meronis Film aber einen schweren Stand haben. Es sei denn, es lässt sich von Exil-Tessinern mitreissen, die dank kantonsübergreifender Mund-zu-Mund-Propaganda darauf brennen, «Frontaliers Disaster» endlich selbst zu sehen.

Aus Radiokomikern werden Kinohelden

In der italienischsprachigen Schweiz kennt jedes Kind die Figuren des lokalen Kassenhits. Bereits 2006 strahlten die beiden Radio-Moderatoren Flavio Sala und Paolo Guglielmoni täglich einen Sketch über die oft geradezu zelebrierten Reibereien zwischen Italienern und Schweizern aus.

2007 begannen die zwei Komiker, regelmässig im Fernsehen aufzutreten. 2011 folgte der erste Kinoauftritt in einer Patchwork-Produktion, welche aus verschiedenen Kurzfilmen bestand, die das Duo im Laufe der Jahre für RSI gedreht hatte. Da dafür stolze 16’500 Kinotickets verkauft wurden, folgte 2014 ein nicht ganz so erfolgreiches Sequel. Und nun also der erste abendfüllende Spielfilm: «Frontaliers Disaster».

Die beiden Hauptfiguren des Films blicken in dieser Nahaufnahme entsetzt in die Kamera.
Legende: Für einmal denken der Italiener und der Schweizer das Gleiche: Holt mich hier raus! Morandini

Kleine Rebellion gegen das Hollywood-Imperium

Der erfreuliche Erfolg der Tiefstpreis-Komödie kommt also nicht von ungefähr: Er lässt sich gut mit der konstant gewachsenen Fangemeinde und der starken regionalen Verankerung erklären.

Der grösste Trumpf von «Frontaliers Disaster» ist dessen unschlagbare Nähe zu den Zuschauern: Das Tessin lacht offenbar lieber über sich selbst als über Witze einer weit, weit entfernten Galaxis. Und: Anders als die grossen Hollywood-Produktionen kann man diesen sympathisch kleinen Film wirklich nur im Kino sehen. Raubkopien sind selbst in den unendlichen Weiten des Internets bis zum heutigen Tag keine zu finden.

Kinostart Deutschschweiz: 18.1.2018

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