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Neu im Kino «John Wick 4»: Miese Typen prügeln sich im Museum

Die John Wick-Actionfilme haben bisher knapp 600 Millionen US-Dollar eingespielt und Keanu Reeves 2014 ein Comeback beschert. Erstaunlicherweise geht es nicht nur um Kämpfe, sondern auch um Kunst und Kultur.

Wenn man über die «John Wick»-Filme schreibt, geht es meistens darum, dass sie dem Action-Genre neuen Drive gegeben haben. Statt Kämpfe schnell zu schneiden, gibt es lange Einstellungen mit kunstvollen Choreografien.

Der Staat im Staat

Viel geschrieben wurde bereits über die Unterwelt, in der Killer John Wick lebt: Das organisierte Verbrechen hat ein verstecktes, globales Regime gegründet. Zwölf Verbrecherfürsten bilden die Hohe Kammer. Sie herrschen über Killer und andere Kriminelle.

John Wick kämpft gegen einen gepanzerten Killer.
Legende: John Wick in Action: Im ersten Teil nimmt der Killer im Ruhestand Rache, als sein Hund von Gangstern getötet wird. Seitdem ist er auf der Flucht. Asxot Elite

Bezahlt wird mit Goldmünzen. Alles ist streng hierarchisch geregelt. Wer gegen die Regeln verstösst, wie John Wick, wird ausgestossen und gejagt.

Es gibt aber auch eine weltweite Hotelkette, die Continentals. Die Hotels sind neutrale Territorien für die Verbrecher, die dort nicht ihre Konflikte austragen dürfen.

Filmkritik zu «John Wick: Chapter 4»

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John Wick, der Killer, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist, wird auch im vierten Teil gejagt. Sein neuer Gegner: Der Marquis, gespielt von Bill Skarsgard (Der Clown aus «It»).

Er erhöht das Kopfgeld. Aber nicht nur das: Er heuert den blinden, aber tödlichen Killer Caine an. John Wick muss um sein Leben kämpfen und eine Möglichkeit finden, sich vom Marquis und der Hohen Kammer zu befreien.

Die Story ist, wie immer bei John-Wick-Filmen, schlicht. Komplex hingegen sind die brillant inszenierten Kampfchoreografien. Es ist ein «Ballet d'action» mit Gun-Fu, Brazilian Jiu Jitsu, Aikido und vielem mehr. Höhepunkte sind eine wilde Verfolgungsjagd am Arc de Triomphe und eine Schiesserei auf den Treppen zur Sacré-Cœur.

Dabei kriegt Keanu Reeves schlagkräftige Unterstützung: Hongkong-Superstar Donnie Yen als Caine und den britischen Martial-Arts Star Scott Adkins, der im Fat Suit eine Hommage an Jackie-Chan-Buddy Sammy Hung abliefert.

Für Menschen, die Keanu Reeves und lange, schicke Schlägereien mögen, ist der Film ein Muss. Wer nicht in diese Kategorie fällt, bleibt lieber zu Hause.  

John Wick und die Hochkultur

Worüber im Kontext von John Wick nicht gesprochen wird, ist die Kunst. Dabei spielt Hochkultur erstaunlicherweise eine wichtige Rolle. John Wick kämpft oft nicht, wie genreüblich, in dunklen Gassen oder miesen Bars, sondern unter anderem in antiken Ruinen. Ein ungewöhnlicher Ort für einen Actionfilm.

Für die Aussenaufnahmen des Continental New York wurde beispielsweise das Beaver Building benutzt. Das Gebäude von 1904 steht auf der offiziellen Liste der Kulturdenkmäler in den USA.

John Wick vor einem Gebäude
Legende: John Wick vor dem denkmalgeschützten Beaver Building in New York. Asxot Elite

Es geht aber über Äusserlichkeiten hinaus: In John Wicks Unterwelt geniessen und konsumieren nur die Obergangster die Hochkultur.

Tod im Museum

In Teil zwei bringt der Titelheld zwei Mitglieder der Hohen Kammer um. Eines davon feiert gerade Geburtstag in den römischen Caracalla-Thermen.

Der Nachfolger mag Kunstmuseen. In einem New Yorker Museum veranstaltet er eine Party, die John Wick in ein Massaker verwandelt. Gedreht wurde in der Nationalgalerie für moderne Kunst in Rom.

John Wick in einem Raum voller Skulpturen.
Legende: Die Nationalgalerie für moderne Kunst in Rom dient als Kulisse für eine wilde Schiesserei. Ascot Elite

John Wicks Gegenspieler im vierten Teil erledigt seine Geschäfte in der Pariser Oper und dem Denon-Flügel des Louvre. Das finale Duell findet vor der Sacré-Cœur-Kirche statt.

Der Chef des Continental New York hört Verdi. Zum Soundtrack gehören Tschaikowsky und Chopin.

Kunst für Gangster

Es gibt eine weissrussische Gangsterchefin, die ein Balletttheater leitet, dessen Tänzerinnen im Film von Mitgliedern des New York City Ballet dargestellt werden.

John Wick und eine ältere Frauen gehen an Balletttänzerinnen vorbei.
Legende: Im dritten Teil sucht John Wick bei einer weissrussischen Gangsterchefin Schutz. Sie betreibt auch ein Ballett. Ascot Elite

Dabei werfen die Actionfilme einen deprimierenden Blick auf die Stellung von Kunst und Kultur. Die Behauptung des Bildungsbürgertums, Kunst mache den Menschen besser, ist in John Wicks Welt gescheitert.

Gemälde und Kulturinstitutionen sind degradiert zu teuer erkauften Prestigeobjekten, mit denen sich die Verbrecherfürsten schmücken wie mit einer Goldkette.

Ein Mann sitzt auf einem Sessel.
Legende: Im vierten Teil residiert John Wicks Gegner offenbar im Denon-Flügel des Louvre. Ascot Elite

Kunst soll nichts hinterfragen, sondern ist ein Accessoire der Macht, ästhetischer Genuss, ein Luxus, den die Gangster sich leisten können. Mit den erworbenen Objekten zeigen sie ihren Reichtum, ihren Erfolg und ihren Einfluss.

Das «Ballet d'action» geht weiter

Es ist wie im Mittelalter: Kunst und Kultur sind in der Hand der Herrschenden. In ihren kunstsinnigen Gebaren erinnern die Verbrecher an barocke Herrscher.

Über diese Themen wird in den wortkargen Krachern natürlich nie gesprochen, aber sie sind offensichtlich. Kulturkritik gehört zur Franchise. Auch in Zukunft: Ein kommender Spin-Off mit Ana de Armas als Killerin heisst «Ballerina».

Kinostart «John Wick 4»: 23. März 2023

SRF 3, 23.03.2023, 16.50 Uhr

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