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Kinostart: «Le Daim»
Aus Keine 3 Minuten – Die Filmkritik für Eilige vom 09.08.2019.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 54 Sekunden.
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Neu im Kino «Killer-Style» oder todlangweilig: «Le Daim» polarisiert

Ein Verrückter lässt sich von seiner Jacke zu Mord und Totschlag anstiften. Skurrile Figuren in einer kuriosen Geschichte.

Georges ist 44 Jahre alt und gibt sein ganzes Vermögen dafür aus, um eine alte Jacke aus 100 Prozent Hirschleder zu kaufen. Mit seinem früheren Leben hat er abgeschlossen, jetzt will er sich zurückziehen in die Einsamkeit der Berge.

So weit, so klar. Aber dann beginnen George und seine Lederjacke miteinander zu sprechen.

Absurd und grotesk ist «Le Daim», was übersetzt «Hirschleder» heisst. Ob man den französischen Film, in dem ein Mann eine innige Beziehung zu seiner Hirschlederjacke aufbaut und ihre Wünsche in die Realität umzusetzen versucht, mit dem Prädikat Kultstatus auszeichnen möchte oder lieber als kompletten Nonsens abtun will, hängt wohl stark vom persönlichen Geschmack ab.

Audio
Jean Dujardin über seine Rolle in «Le Daim»
aus Kontext vom 08.08.2019. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 23 Minuten 26 Sekunden.

Die Besetzung des Films von Regisseur Quentin Dupieux, der gerne schräge Filme macht, lässt jedoch aufhorchen.

Jean Dujardin, der Star aus dem erfolgreichen Film «The Artist», der uns in die Stummfilm-Ära in Hollywood zurückversetzte, spielt die Hauptrolle.

Das immer wiederkehrende Zitat

Ein Mann mit Hut und Lederjacke hält einer Frau eine Kamera entgegen.
Legende: Niemand ausser ihm - Georges - soll eine Jacke tragen. PRAESENS-FILM

Georges heckt mit seiner Lederjacke grosse Pläne aus: Sein neues Lieblingsstück, das ihm, wie er selbst sagt, einen «Killer-Style» verpasst, soll die einzige Jacke auf der ganzen Welt sein.

Er beginnt Leute zu filmen, die ihm ein grosses Versprechen abgeben: «Ich schwöre, mein ganzes Leben lang nie mehr eine Jacke zu tragen».

Die Schauspielerin

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und blickt einen Mann an.
Legende: Denise (Adèle Haenel) als verrückte Komplizin von Georges PRAESENS-FILM

Adèle Haenel spielt die einsame Barfrau Denise, die den verrückten Georges (Jean Dujardin) bei snem noch verrückteren Unterfangen unterstützt. Die 30-jährige forderte vom Regisseur (Quentin Dupieux), dass ihre Rolle mindestens genauso verrückt sein muss wie die von Georges.

Adèle Haenel weiss genau, was sie will und bekommt es auch. Vor der Kamera wirkt sie ungezwungen natürlich und glaubwürdig. Dafür wurde sie 2012 an der Berlinale als «Shooting Star» ausgezeichnet. Mit ihren grünen Augen zieht sie einen auch in diesem Film in den Bann und wird somit zur heimlichen Heldin.

Fakten, die man wissen sollte

Ein Mann, der eine Lederjacke trägt, blickt sich im Spiegel an.
Legende: Georges (Jean Dujardin) bewundert seine Hirschlederjacke. PRAESENS-FILM

Ein Star macht noch lange keinen guten Film aus. Dennoch weist der gutaussehende Hauptdarsteller dieses Films, Jean Dujardin, so viele Rekord-Auszeichnungen auf, dass es beeindruckt und «Le Daim» definitiv zu mehr Aufmerksamkeit verhilft.

Er war der erste französische Schauspieler, der 2011 den Oscar für die beste Hauptrolle bekam. Ebenfalls ist er zusammen mit Christoph Waltz der einzige Darsteller, der für einen Film – in diesem Fall für seine Rolle in «The Artist»- mit allen grossen Preisen (Cannes, SAG-Award, Golden Globe, BAFTA und Oscar) ausgezeichnet wurde.

Das Urteil

Ein Mann und eine Frau sitzen am Tisch und starren sich an.
Legende: Georges (Jean Dujardin) und Barfrau Denise (Adèle Haenel). PRAESENS-FILM

Die Geschichte eines Mannes, der komplett durchdreht und in seinem Wahn auch noch eine Verbündete findet, ist wahrlich grotesk. Wer gerne absurde Szenarien hat und sich nicht von banaler Brutalität abschrecken lässt, wird immer mal wieder lachen können. Denn die seriöse Art, mit der die unglaublichsten Dinge passieren, hat einen gewissen Witz.

Der Film kommt mit einer Lässigkeit daher, die fasziniert. Wer Filme mag, die einen Sinn ergeben oder gar eine Erkenntnis liefern, ist hier allerdings falsch. Der Film ist schräg, zu 100 Prozent. So wie das Hirschleder echt ist, zu 100 Prozent.

Kinostart: 8.8.2019

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