Die Deutsche Maria zieht nach Israel. Um mit ihrer Traumfrau Shira zusammenzuziehen. Nach den ersten Filmminuten folgt bereits der Heiratsantrag. Ungeplant. Denn Maria fällt der Ring aus dem Rucksack und so führt eines zum anderen.
Das ist die Ausgangslage der Komödie «Kiss Me Kosher». Zahlreiche Probleme gilt es in der Folge zu überwinden. Die Ex-Freundinnen von Shira sind dabei das kleinste Hindernis.
Vor allem Shiras Grossmutter steht dem Paar im Weg. Die findet es gar nicht gut, dass eine Deutsche Teil der Familie werden soll. Das ist erfrischend. Denn im Normalfall wird in Filmen über ein gleichgeschlechtliches Paar irgendwann die Homosexualität zum Problem für irgendwen.
Breit tolerierte lesbische Liebe
Erfreulicherweise nicht in «Kiss Me Kosher». Den Eltern auf beiden Seiten ist es egal, genauso den Geschwistern und Freunden.
Keine Homophobie, Frauenliebe etwas ganz Alltägliches: Wäre das in der Realität in Israel auch so? Ein kleiner Faktencheck zum Thema gleichgeschlechtliche Paare in Israel.
«Israel ist Homosexuellen freundlich gesinnt», sagt SRF-Religionsredaktorin Judith Wipfler. «Es gibt diverse Umfragen, die belegen, dass die Mehrheit der Gesellschaft sehr tolerant ist. Auch bei Menschen, die traditioneller leben und denken.»
Dürfen Homosexuelle in Israel Kinder kriegen?
Im Film können sich Maria und Shira vorstellen, Kinder zu haben. In Israel stellt das tatsächlich kein Problem für gleichgeschlechtliche Paare dar: Dank einer Gesetzgebung, die in Sachen Fortpflanzungsmedizin und künstlicher Befruchtung sehr LGBT-freundlich ist.
«Es ist interessant, dass lesbische Frauen von Ärzten Hilfe erhalten, um schwanger zu werden. Weil das Ziel, jüdische Kinder zu bekommen, viel grösser ist, als der Vorbehalt gegenüber Homosexuellen», sagt Wipfler.
Gibt es in Israel gar keine LGBT-Gegner?
Natürlich gibt es auch Homophobie in Israel. Im Film wird das in einer kurzen Szene angedeutet. Als sich Maria und Shira auf offener Strasse küssen, läuft ein orthodoxer Jude vorbei und beschimpft sie. Das sei auch in Wirklichkeit so, sagt Judith Wipfler: «In bestimmten Quartieren muss man aufpassen, wie man sich verhält. Es können durchaus Steine fliegen.»
Können Homosexuelle in Israel heiraten?
In «Kiss Me Kosher» dreht sich ja eigentlich alles um die Hochzeitsvorbereitungen von Maria und Shira. Aber könnten die beiden Frauen offiziell heiraten?
Der Film schafft es diese Frage offen zu lassen, weil die Geschichte irgendwann in eine andere Richtung geht. Dabei ist die Situation ganz klar. Sie könnten es nicht.
In Israel gibt es kein Zivilstandsamt. «Auch Christen und Juden können einander nicht heiraten. Nicht nur LGBT-Menschen sind von der Ehe ausgeschlossen», erläutert Wipfler.
In Israel sind nur religiöse Eheschliessungen möglich. Aber kein Rabbi verheiratet gleichgeschlechtliche Paare oder führt interreligiöse Hochzeiten durch. Viele Paare gehen deshalb dafür ins Ausland.
Fazit des Film- und Faktenchecks
«Kiss Me Kosher» zeigt Israel als ein tolerantes Land gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren, was grösstenteils der Realität entspricht.
Ernsthaftere gesellschaftliche Diskussionen, wie die um die Zivilehe, umschifft der Film. Darf er auch. Weil «Kiss Me Kosher» eine leichte, romantische Komödie ist und keine analytische Gesellschaftsstudie.
Kinostart: 26.11.2020