Mutter Natur bekommt wieder die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Umweltthemen dominieren die Schlagzeilen. In der Schweiz hat das Volk die Energiewende beschlossen. Nun blickt die Welt gebannt auf Trump.
Am kommenden Wochenende verkündet der US-Präsident, ob sich sein Land an die Klimaziele des Pariser Abkommens halten wird. 195 Nationen hatten Ende 2015 nach langem Ringen beschlossen, ihre Energieversorgung bis 2040 komplett auf erneuerbare Ressourcen umzustellen.
Gore versus Trump
Für die internationale Klimaschutz-Bewegung wäre es eine Katastrophe, wenn sich die Vereinigten Staaten vom Pariser Abkommen abkehren.
Friedensnobelpreisträger Al Gore, der seit über 25 Jahren für die Energiewende kämpft, gibt sich optimistisch: «Präsident Trump kann uns nicht aufhalten. Unsere Gerichte haben schon einige seiner Vorstösse abgeblockt, der Kongress auch. Immer mehr Firmen steigen komplett auf erneuerbare Energien um. Es liegt jetzt an uns, die Klimakrise zu beenden, indem wir weiter Dampf machen.»
Würdige Fortsetzung des Oscarhits
«An Inconvenient Sequel» ist, wie der Titel verspricht, eine Fortsetzung. 2006 hatte das Kinopublikum schon einmal mitverfolgt, wie Al Gore als Protagonist einer Dokumentation die Welt vor dem Klimawandel warnte. «An Inconvenient Truth» traf damals den Geschmack der Zuschauer und räumte gleich zwei Oscars ab.
Die Fortsetzung gleicht dem Vorgänger formal wie ein konventioneller Film dem anderen. Nur die Tonalität ist eine andere.
Obwohl sich die Klimakrise in den vergangenen elf Jahren weiter verschärft hat, ist die Botschaft von «An Inconvenient Sequel» hoffnungsvoller.
Al Gore erklärt das so: «Im Gegensatz zu früher haben wir nun die Lösungen. Die Kosten erneuerbarer Energien sind dramatisch gesunken. Ein wahrer Segen! Breite Schichten können heute auf die neuen Technologien zurückgreifen. Wir haben also die Mittel zur Hand, um die Klimakrise zu beenden. Doch werden wir das tun? Diese Frage gilt es nun zu beantworten.»
Unwiderlegbare Dringlichkeit
«An Inconvenient Sequel» stellt die richtigen Fragen. Und: Der Film kommt zweifellos zur rechten Zeit. Den Tarif gibt die 99-minütige Dokumentation schon im Untertitel bekannt: «Truth to Power» – die Mächtigen sollen immer wieder mit der Wahrheit konfrontiert werden.
Das macht «An Inconvenient Sequel: Truth to Power» für Donald Trump richtig unbequem. Am meisten ärgern dürfte sich der mächtigste aller Klimaschutz-Leugner darüber, dass der Film indirekt von seiner Politik profitiert: Trump verleiht der Doku eine Dringlichkeit, die sie ohne ihn wohl gar nicht hätte.
Kinostart: 12.10.2017
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 22.05.2017, 17.08 Uhr.