In Sanità, einem vernachlässigten Stadtviertel im Zentrum Neapels, versuchen der ambitionierte 15-Jährige Nicola und seine Bande in den Reihen der Camorra aufzusteigen. Als mehrere prominente Mitglieder im Gefängnis landen, wittern die Teenager ihre Chance.
Mit Raubüberfällen, Drogendeals und Schutzgeldeintreibungen geben sie bald den Ton an. Einmal oben angekommen, merken sie, wie schwierig es ist, sich dort zu halten.
Das pragmatischste Zitat
«Sie haben Waffen, aber keine Leute. Ich habe Leute, dafür keine Waffen – wir sollten uns zusammentun.»
Das schlägt Nicola dem alten Camorra-Boss Don Vittorio vor. Mit dessen Unterstützung will der Jugendliche die alte Garde der Camorra-Handlanger aus seinem Viertel vertreiben und ersetzen.
Der Drehbuchautor
Roberto Saviano wurde 1979 in Neapel geboren. Internationale Beachtung fand der Schriftsteller erstmals 2006 mit seinem Sachbuch «Gomorra», das sich den Machenschaften der neapolitanischen Mafia-Gruppierung «Camorra» widmet.
Seit seiner Veröffentlichung und dem daraus resultierenden Erfolg erhält Saviano regelmässig Morddrohungen und lebt unter Polizeischutz.
2008 entstand ein gleichnamiger Spielfilm aus «Gomorra», 2014 eine Fernsehserie – an beiden Projekten war Saviano als Co-Drehbuchautor beteiligt.
Auch «La paranza dei bambini» stammt – wie die Buchvorlage – aus seiner Feder.
Fakten, die man wissen sollte
Jugendbanden, wie diejenige von Nicola, gibt es in gewissen Vierteln Neapels tatsächlich zuhauf. Gerade Sanità, Schauplatz von «La paranza dei bambini», hat sich in jüngster Vergangenheit zu einem der grössten Drogenumschlagplätze der Stadt entwickelt.
Neues Personal findet sich leicht: Rund jeder fünfte Jugendliche in Neapel verlässt die Schule ohne Abschluss. Als Dealer lässt sich pro Monat ein hoher dreistelliger Euro-Betrag verdienen.
Das Urteil
«La paranza dei bambini» ist ein nüchternes Gangsterdrama. Glorifiziert wird nichts am Lebensstil der Mafiosi.
Der Film interessiert sich mehr dafür, aufzuzeigen, was einen gewöhnlichen Teenager dazu bewegen kann, ein Leben als Berufskrimineller in Betracht zu ziehen.
Dabei fühlen sich die Szenen, in denen Nicola und seine Freunde ihren neu gewonnen Status und Reichtum mit jugendlichem Leichtsinn zelebrieren, mit der Zeit wiederholend an.
Umso stärker sind dafür die Momente, in denen aufgezeigt wird, dass der Protagonist letztlich doch nur ein Teenager ist. Beispielsweise, wenn er sich morgens zu Hause darüber aufregt, dass sein kleiner Bruder ihm seine Lieblingskekse weggegessen hat.
Wer von «La paranza dei bambini» ein stylisches Gangsterepos à la Martin Scorsese erwartet, wird enttäuscht. Für Zuschauer, die sich für realistische Geschichten im kriminellen Milieu interessieren, ist der Film dafür umso spannender.
Kinostart: 22.08.2019