Zusammen mit Maja Zivadinovic und Gülsha Adilji hat Yvonne Eisenring mit dem Podcast «Zivadiliring» eine riesige Fangemeinde aufgebaut – im Oktober füllten sie gar das Zürcher Hallenstadion mit ihrer Show. Der Film «Love Roulette» wird wohl ebenso viele Fans ins Kino holen.
Yvonne Eisenring spielt die weibliche Hauptfigur Charlie. Seit 15 Jahren ist sie in einer Beziehung mit Tom (Max Hubacher). Schon als Teenager sind die beiden zusammengekommen. Mit dem Thema Heirat kommt auch die Torschlusspanik: «Werden wir nie mit jemand anderem Sex gehabt haben?».
Die konservative Zweierkiste als Lebenstraum
Und so verordnen sich Charlie und Tom eine halbjährige Beziehungsauszeit, in der sie sich noch einmal austoben dürfen – mit Einschränkungen. Daten und Sex haben ist ok, verlieben nicht. Was könnte da schon schiefgehen?
Bei den sehr religiösen und konservativen Amischen gibt es die Zeit des «Rumspringa»: Nach der Pubertät und vor der Ehe und der damit verbundenen vollen Hingabe zum Gemeinschaftsleben toben sich junge Amische noch einmal richtig aus.
Nicht viel moderner ist das Konzept hinter der Geschichte von «Love Roulette»: Wie Amische sollen sich auch die Zürcher Millennials Charlie und Tom nochmals etwas austoben vor der Ehe, feiern, flirten. Aber mit Leitplanken und einem klaren – konservativen – Zukunftsplan, den Charlie irgendwann im Lauf des Films formuliert: Ziel sind das familiäre Glück, die Heirat – und Kinder.
Und man ahnt es und weiss es, denn alles in «Love Roulette» ist im Gegensatz zum titelgebenden Spiel ziemlich gut vorhersehbar: Nach einigen Irrungen und Wirrungen wird es natürlich ein Happy End geben – das ist einer romantischen Liebeskomödie zwingend eingeschrieben.
Einzig Max Hubacher sticht heraus
Das Problem dieses Films, der leider von Klischees und Banalitäten strotzt, liegt in seiner Ausgangsidee: Es gibt keine echte Motivation für die verordnete Beziehungspause und Ausprobierphase. Charlie und Tom sind glücklich zusammen, als sie diesen Bruch beschliessen.
Und so ist auch der weitere Verlauf der Geschichte wenig glaubwürdig, die Motivation der Figuren selten nachvollziehbar. Bis auf Max Hubachers Tom, der differenziert und vielschichtig ist, sind alle anderen Figuren recht flach – auch Yvonne Eisenring als Charlie verblasst neben Max Hubacher geradezu. Nebenfiguren werden auch mal ganz vergessen, ihre Geschichte nicht auserzählt.
Die Dialoge kreisen nur um Beziehung, Dating, Sex. Mehr Themenvielfalt und weitere Erzählebenen hätten dem Film die fehlende Tiefe verliehen. So bleibt «Love Roulette» leider eine hübsch anzusehende, aber oberflächliche Angelegenheit, ein Film, der zumal recht konservative Lebensideale zelebriert.
Direkt ins Herz des Zielpublikums
Diversität, Freiheit und Feminismus bleiben bedauerlicherweise blosse Behauptungen. Aber vielleicht ist die Geschichte einfach nur ein adäquater Spiegel der urbanen Millennials – eine Generation, in der die Rückbesinnung auf traditionellere, konservative Lebensmodelle verbreitet ist.
Der Film zumindest scheint den Nerv seines Zielpublikums getroffen zu haben, die Kinosäle waren schon zu den vielen Vorpremieren von «Love Roulette» voll – und dem Film wird der Erfolg sicher sein.
Kinostart: 4. Dezember