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Enno Reins über «The Secrets of Dumbledore»
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 07.04.2022. Bild: ZVG
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 23 Sekunden.
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Neu im Kino Mads Mikkelsens fantastische Feuertaufe im Harry-Potter-Universum

Johnny Depp glänzte einst als Bösewicht Gellert Grindelwald. Trotzdem vermisst ihn in «Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore» niemand.

Sogar wir Muggel wissen: Ohne Bösewichte wär’ die Welt von J.K. Rowling eine lahme Hokuspokus-Mär. Voldemort war die magische Zutat, die «Harry Potter» dynamisierte. Und Grindelwald ist das Mittel, welches die «Beasts»-Reihe davor bewahrt, überzuckert zu wirken. Obwohl es dort von süssen Tierwesen nur so wimmelt.

Eddie Redmayne als Newt Scamander mit einem süssen Blätterwesen auf seiner Schulter.
Legende: Spielt diesmal nur einen kleinen Part: Tierwesenfreund Newt Scamander (Eddie Redmayne). Warner Bros

Grindelwalds viele Gesichter

Fans erinnern sich: Grindelwald feierte seine Kinopremiere bereits vor zwölf Jahren im siebten Harry-Potter-Film. Verkörpert wurde der Schwarzmagier damals von Michael Byrne (als alter Mann) und Jamie Campbell Bower (als junger Beau).

Auch in der Spin-off-Trilogie mit den «Fantastic Beasts» liehen verschiedene Männer Grindelwald ihre Gestalt: Zuerst Colin Farrell, dann Johnny Depp und nun Mads Mikkelsen. Erzählerisch motiviert ist aber nur die erste Transformation, in der Grindelwalds Tarnung (Farrells Antlitz) durch einen Zauber entlarvt wird. Wer verstehen will, wieso Grindelwald im neusten Film erneut ganz anders aussieht, muss sich durch die Klatschspalten wühlen.

Dort erfährt man von der Schlammschlacht, die sich Johnny Depp und seine Exfrau Amber Heard seit Jahren vor Gericht liefern. Streitpunkt ist häusliche Gewalt. Ob schuldig oder nicht: Depps Ruf hat mächtig gelitten. So sehr, dass Warner Bros den Star darum bat, sich aus der Reihe zurückzuziehen.

Dumbledores Geheimnisse

Dass sich Hollywood danach an Mikkelsen wandte, um Depp zu ersetzen, erstaunt wenig. Schliesslich hat der Däne seine dunkle Seite schon oft zum Funkeln gebracht. Zum Beispiel als Bond-Schurke Le Chiffre oder als Kannibale Hannibal in der gleichnamigen Serie.

Wenn Mads Mikkelsen die Szenerie betritt, bleibt einem der Atem weg. So ergeht es auch Jude Law zu Beginn des neuen Films. Allerdings nicht nur, weil Mikkelsen seine Figur mit diabolischem Charme auflädt. Sondern vor allem, weil Law als Dumbledore tiefste Gefühle mit Grindelwald verbindet.

Jude Law als junger Albus Dumbledore.
Legende: Macht aus seiner sexuellen Orientierung kein Geheimnis mehr: Albus Dumbledore (Jude Law). Warner Bros

«Ich bin dir gefolgt, weil ich dich geliebt habe», bekennt der sichtlich gerührte Dumbledore und sorgt damit schon nach wenigen Minuten für klare Verhältnisse: Die beiden Magier waren einst ein Paar, das seine Liebe gar mit einem Blutschwur besiegelte.

Hassliebe unter Männern

Inzwischen haben sich die beiden auseinandergelebt – aufgrund unüberbrückbarer ideologischer Differenzen. Während Grindelwald die Eliminierung sämtlicher Muggel (Menschen ohne Zauberkräfte) anstrebt, plädiert Dumbledore für ein friedliches Zusammenleben. Würde sie ihr Blutschwur nicht daran hindern, hätten sich die zwei längst einen Kampf geliefert. So aber bleiben die Antipoden gefangen: in einer Hassliebe.

Gruppenbild der sechsköpfigen Heldentruppe von «Fantastic Beasts».
Legende: Das Dream-Team aus dem Hause Rowling nimmt in «Fantastic Beasts» Teil 3 allmählich Gestalt an. Warner Bros

Man darf gespannt sein, wie die queere Community auf «The Secrets of Dumbledore» reagiert. Zumal diese seit Jahren mit Autorin J. K. Rowling auf Kriegsfuss steht. Nicht erst seit 2020, als die Harry-Potter-Schöpferin mit Tweets zum Thema Geschlecht und Gender den Zorn Tausender Transmenschen auf sich zog. Bereits zuvor war moniert worden, dass Rowling zwar häufig von Diversität spreche, diese in ihren Werken aber unsichtbar bleibe.

In der Tat hatte die Bestsellerautorin Dumbledore schon 2007 als schwul geoutet. Allerdings nicht in einem Buch oder einem Film, sondern im Rahmen einer öffentlichen Fragerunde. Im Kino blieb die Beziehung zwischen Dumbledore und Grindelwald dagegen nebulös. «The Secrets of Dumbledore» macht jetzt reinen Tisch – mit Jude Law und Mads Mikkelsen als Magier, die so vielschichtig sind, dass sie niemand auf ihre Homosexualität reduzieren wird.

Kinostart: 7. April 2022

Radio SRF 3, 7.4.2022, 16:10 Uhr

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