Mickey (Robert Pattinson) ist von Beruf so etwas wie eine Crashtest-Puppe aus Fleisch und Blut. Er sondiert unwirtliche Zonen im Weltall, meldet Vorkommnisse, stirbt dabei oft. Ist die Meldung über seinen Tod eingegangen, wird in der Basisstation der nächste Mickey als Replikant aus dem 3D-Biodrucker gezogen, samt emotionalem Template und aktualisiertem Erinnerungsdatensatz.
Die Panne nun: Mickey 17 gilt als tot, lebt aber noch. Mickey 18 existiert bereits. Eine brenzlige Situation für beide: Es darf nur einen geben, und die beiden sind schwer auseinanderzuhalten.
Diese originelle Ausgangslage stellt allerlei erzählerische Möglichkeiten in Aussicht: Von der simplen Verwechslungskomödie über komplexe Intrigen bis hin zur philosophischen Auseinandersetzung mit reproduzierter Identität ist vieles möglich.
Zwischen Katastrophe und Klamauk
Es war absehbar, dass Bong Joon-ho («Parasite», 2019) sich nicht für einen geradlinigen Weg entscheiden würde, den Roman-Stoff zu verarbeiten. Koreanische Filme im Allgemeinen und Bong Joon-hos Filme im Speziellen sind Genre-Hybride. Es ist ihnen eigen, dass sie keine Grenzen ziehen zwischen Drama und Satire, zwischen Katastrophe und Klamauk.
«Mickey 17» ist trotz koreanischer Beteiligung weitgehend ein Warner-Bros-Projekt. Der Film ist besetzt mit Hollywood-Stars, gekostet hat er rund 120 Millionen Dollar. Eine solche Produktion braucht eine klare Vermarktungsstrategie, auch wenn das den mäandernden Erzählformen Bong Joon-hos zuwiderläuft.
Zu viele Tonfälle
«Mickey 17» wird nun angepriesen als eine dystopische Science-Fiction-Komödie, was dem Film nur schlecht gerecht wird. Vor allem stellt sich beim Sehen heraus, dass die eingebauten Stilbrüche den Film diesmal nicht künstlerisch aufwerten oder für Überraschungen sorgen – wie das bei «Parasite» der Fall war. Sie hemmen vielmehr den Erzählfluss.
Problematisch ist, dass die Stimmung in «Mickey 17» nicht locker vom Tragischen ins Komische kippt, oder von der Romanze zum Thriller, sondern dass das Drehbuch tonal und thematisch in zu viele Richtungen gleichzeitig loszieht. Bemühend ist insbesondere der Versuch, der Geschichte mit dem Nebendarsteller Mark Ruffalo als ruchlosem Diktator eine politsatirische Dimension geben zu wollen. Das ist plump und zehrt an den Nerven.
Robert Pattinson spielt lustvoll
Doch vom künstlerischen Standpunkt her passt es, dass «Mickey 17», der schliesslich von einer Identitätsdoppelung handelt, auch als Film selbst über mehrere Identitäten verfügt – wovon viele für sich selbst genommen vor Ideen sprühen und der Originalität der Prämisse durchaus gerecht werden.
Letztlich ist es aber vor allem Robert Pattinson, der hier ausgesprochen lustvoll, charmant und variantenreich agiert. Seine starke Präsenz zieht sich durch den ganzen Film und hält ihn auch gut zusammen – paradoxerweise, obwohl er eine Doppelrolle spielt.
Kinostart am 6. März 2025.