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Neu im Kino «Monos»: Der Rausch der Rebellen

Rätselhafter Plot, starke Bilder: «Monos» erzählt von Jugendlichen, die sich fernab der Zivilisation auf einen Krieg vorbereiten.

Eine abgelegene Berglandschaft – irgendwo in Südamerika: Eine Horde Jugendlicher tanzt wie in Ekstase um ein Feuer. Sie küssen sich, machen tierartige Geräusche, fallen sich in die Arme und schiessen mit Waffen in die Luft.

In einer nächsten Szene kämpfen sie miteinander, führen militärische Übungen aus. Da ist ein sonderbarer kleiner Drill-Sergeant, der Befehle erteilt und Kontrolle über die Gruppe zu haben scheint, und eine Geisel, die «Doctora» genannt wird.

Die «Monos» – so nennt sich die Gruppe – sind junge Soldaten und Soldatinnen. Sie bereiten sich auf einen Krieg vor. Auf welchen, weiss man nicht.

Surrealer Kriegsfilm

Wer die jungen Menschen sind, die Spitznamen wie Bum Bum, Lady oder Perro haben, und warum sie der «Organisation» beigetreten sind – auch darüber wird man nicht aufgeklärt.

Dass vieles in diesem Film rätselhaft bleibt, macht das Ganze umso beklemmender. Dem Publikum wird selber die Möglichkeit gegeben, sich einen Kontext zu konstruieren, in der sich die Geschichte ereignet.

Ein Junge steht oben auf einem Berg.
Legende: Surrealer Plot, wuchtige Bilder: Der Film «Monos» überzeugt auf mehreren Ebenen. Stela Cine

Es finden sich Andeutungen auf aktuelle Kriegsgeschehen. Gleichzeitig könnte die Geschichte auch in einer dystopischen Zukunft spielen.

In der grossen Nebenrolle die Natur

So schön und gefährlich wie die jungen Hauptdarsteller und Hauptdarstellerinnen erscheint auch das Setting. Eingefangen durch die überwältigende Kameraarbeit von Adrian M. Pruett.

Als die Monos plötzlich angegriffen werden, müssen sie ihr Lager in den Regenwald verlegen. Die nebeldurchfluteten Bilder der Berglandschaft wechseln zu grellen Aufnahmen des Dschungels, die wirken wie ein Fiebertraum.

Düstere Sozialstudie

Im neuen Lager der Monos überschlagen sich die Ereignisse. Als der Anführer der Gruppe sich umbringt und die Geisel abhaut, kippt die Stimmung unter den Soldaten und Soldatinnen. Plötzlich heisst es: jeder gegen jeden.

Ein Kindergesicht schwarz angemalt.
Legende: So schön wie gefährlich: Die jungen Protagonisten, die im Dschungel ums Überleben und gegeneinander kämpfen. Stela Cine

Der langsame Stimmungswechsel von der Ausgelassenheit vom Anfang zum puren Chaos am Schluss gelingt Regisseur Alejandro Landes besonders gut.

Der Film erinnert hier stark an den Literaturklassiker «Herr der Fliegen». Wie im berühmten Roman von William Golding geht es auch in «Monos» darum, wie schnell sich brutale Hierarchien bilden können und was mit Menschen passieren kann, wenn sie auf sich alleine gestellt sind.

Ein konstanter Rausch

Zusammen mit der Energie der jungen Protagonisten und Protagonistinnen und den faszinierenden Bildern erzeugt der Film eine einzigartigen Atmosphäre, die konstant zwischen Ekstase und Gefahr schwankt.

Wer sich darauf einlassen kann, verfällt in einen Rausch, bei dem man oft nicht weiss, wie einem geschieht.

Kinostart: 22. August 2019

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