Zum Inhalt springen

Neu im Kino «Ninjababy»: Der Fötus spricht!

Die junge Rakel ist schwanger, zum Abtreiben ist es zu spät, aber ihr graut vor dem Muttersein. Das könnte der Stoff für ein psychologisches Drama sein, aber «Ninjababy» ist eine turbulente Komödie.

«Ist das mein Vater?! Ernsthaft?! Mit dem Typ hast du geschlafen?!», ruft das Baby entgeistert. «Verklag mich doch», knurrt Rakel.

Allerdings redet das Baby – natürlich – nicht wirklich mit Rakel: Es ist eine Comic-Zeichnung aus ihrer Fantasie. So geht die 23-jährige Studentin mit der Schock-Nachricht um, die sie vor kurzem erhalten hat: Sie ist schwanger. Im sechsten Monat.

Die Schwangerschaft hat sie nicht bemerkt. Weil sich der Fötus so unauffällig verhalten hat wie ein Ninja. Deshalb nennt sie ihn auch Ninjababy. Für eine Abtreibung ist es zu spät, Mutter werden will Rakel aber auf keinen Fall.

Filmszene: Drei Frauen sitzen in einem Wartezimmer, die Frau in der Mitte hält ihren Bauch. Vor ihnen kniet eine Ärztin.
Legende: Kinder ja oder nein? Die Frauen in «Ninjababy» haben unterschiedliche Vorstellungen ihres Lebens. Xenix Film

Basierend auf einem Graphic Novel

Was jetzt? Das Kind behalten? Zur Adoption freigeben? Wenn ja, wer soll es bekommen? Solche Fragen bespricht Rakel mit dem gezeichneten Ninjababy. Das ganz schön frech zurückschiesst.

«Ninjababy» basiert lose auf dem Graphic Novel «Fallteknikk» von Inga Sætre. Die Künstlerin hat auch die Animationen für den Film gezeichnet. Im Graphic Novel ist die schwangere Rakel erst 16 Jahre alt.

«Ich wollte die Geschichte einer ein bisschen älteren Schwangeren erzählen», sagt Regisseurin Yngvild Sve Flikke. «Es gibt viel zu wenige Filme über Frauen. Geschweige denn über Frauen, mit denen man sich identifizieren kann.»

Ein Liter Haar-Fett

Um ihre Hauptfigur Rakel realistischer zu machen, griff Yngvild Sve Flikke zur Öl-Flasche. Einen ganzen Liter davon verbrauchte sie während der Dreharbeiten. Um die Haare von Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp immer ein bisschen fettig aussehen zu lassen.

Filmszene: Eine junge Frau in T-Shirt und Jogginghose sitzt auf dem Bett mit einem Notizbuch in der Hand.
Legende: Rakels (Kristine Kujath Thorp) Haare sind meistens ein bisschen fettig, ihre Klamotten meistens ein bisschen baggy. Xenix Film

«Ich wollte den jungen Menschen ein ungeschliffenes Bild zeigen», sagt die Regisseurin. Eine ihrer beiden Töchter ist 14 Jahre alt. «Sie kennt all diese retuschierten Menschen von Social Media. Ich wollte das Gegenteil.»

Sprich: Eine Frau, die nicht jeden Tag duscht, nicht darüber nachdenkt, wie sie aussieht, keinen genauen Plan für ihre Zukunft hat.

Kinder bekommen wollen müssen

Auch darüber, wie das Comic-Baby sein soll, machten sich die Regisseurin und die Animatorin lange und intensiv Gedanken. «Wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis», sagt Yngvild Sve Flikke. «Dieser Charakter erlaubt es uns, ernste Themen und grosse Emotionen auf eine lustige Art zu behandeln.»

Themen wie Frauen, die keine Kinder wollen. Frauen, die keine Kinder bekommen können. Oder wie viel zu sagen ein Mann hat, der eine Frau bei einem One-Night-Stand schwängerte. Dank des frechen, vorlauten Comic-Babys kann man bei «Ninjababy» auch bei ernsten Themen immer wieder lachen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 2.2.2022, 17:10 Uhr

Meistgelesene Artikel