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Neu im Kino Peter Lindbergh: echte Menschen statt Photoshop

Seine Bilder machten ihn weltberühmt. Ein neuer Dokumentarfilm zeigt das Leben des deutschen Modefotografen.

1988 übernahm Anna Wintour die Leitung der US-amerikanischen Zeitschrift Vogue. Für ihre erste Ausgabe schoss Peter Lindbergh das Titelbild. Es war neu und anders.

Vogue Cover mal anders

Auf dem Cover war das israelische Model Michaela Bercu zu sehen. Ursprünglich war geplant, dass sie ein Haute Couture Rock tragen sollte. Weil sie kurz vor dem Shooting noch in den Ferien war, hatte sie ein paar Kilos zu viel. Das geplante Outfit passte nicht.

Erstmals war ein Model auf der Titelseite der Vogue zu sehen, das Jeans trug. Dazu lachend und authentisch, mit beinahe geschlossenen Augen. So ein Cover war für das Magazin absolut ungewöhnlich. Normalerweise wurden Models in eleganter Kleidung und einstudierten Posen abgelichtet. Das natürliche Foto sorgte für entrüstete Reaktionen.

5 Models in Schwarzweiss die in die Kamera blicken.
Legende: Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington und Cindy Crawford (v.l.n.r.). DCM - SCHWEIZ

Peter Lindbergh aber blieb sich treu. Schönheit bedeutet für ihn weder Photoshop noch Ausschmückungen. Sondern echte Frauen – so wie sie wirklich sind. Er will das Natürliche im Menschen hervorbringen. Ihre Persönlichkeit.

Mode steht dabei an letzter Stelle. Dies macht seine Bilder zeitlos. Es ist darum nicht verwunderlich, dass der Name Peter Lindbergh immer in einem Atemzug mit den Supermodels der 1990er genannt wird. Also der Zeit, als die Models zu Stars wurden. Seine Fotos von Naomi Campbell, Cindy Crawford und Co trugen massgeblich dazu bei.

«Peter Lindbergh - Women’s Stories»

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Legende: KEYSTONE / DPA / FEDERICO GAMBARINI

«Peter Lindbergh - Women’s Stories» heisst der neue Dokumentarfilm vom französischen Regisseurs Jean-Michel Vecchiet. Er portraitiert den weltberühmten Fotografen, der in den 1990er Jahren die Supermodels erfand. Seine Geschichte wird von verschiedenen Frauen erzählt, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben.

Das Archivmaterial, der Soundtrack und Lindberghs Fotos – all das macht den Film zu einem hübschen künstlerischen Gesamtwerk, der ein gutes Bild seines Lebens und seiner Arbeit vermittelt. Die Kommentare und Anekdoten der Frauen über Lindbergh sind erwartungsgemäss stereotyp und nicht wirklich kritisch.

Sein Ideal: unabhängige Frauen

Julian More post auf einem Stuhl. Das Foto ist schwarzweiss.
Legende: Julianne More für den Pirelli Kalender 2016. EPA / PETER LINDBERGH/HANDOUT

Der heute 74-jährige Peter Lindbergh sagt, dass sein Ideal von Frauen immer Kommilitoninnen aus der Kunstschule waren. Ihn beeindruckte ihre Unabhängigkeit und dass sie für sich selbst einstanden.

Das repräsentieren auch seine Fotos. Mit seinen Fotos will Peter Lindbergh das Schönheitsideal neu definieren. Er ist davon überzeugt, dass Fotografen eine Aufgabe erfüllen sollen. Nämlich die Frauen von der Besessenheit der Jugend und der Perfektion zu befreien, also den Fesseln, die ihnen Werbung und Mode angelegt haben.

Strasse statt Studio

Drei Models posen vor einer Maschinerie.
Legende: Lindbergh macht seine Fotoshootings gerne an industriellen Orten. DCM - SCHWEIZ

Seine Fotos sind bis heute von industriellen Aspekten und Locations inspiriert. Von Anfang an stellte Lindbergh die Models auf die Strasse und nicht in Fotostudios.

Neustes Projekt im Auftrag der Herzogin

Im Auftrag von Herzogin Meghan Markle, die als Gastherausgeberin fungierte, fotografierte Lindbergh kürzlich 15 Aktivistinnen für die Zeitschrift Vogue.

Sie entschied sich bewusst für Peter Lindbergh. Weil sie mag, dass er die Bilder kaum retuschiert und wenig Make-Up benutzt. So kämen auch endlich einmal ihre Sommersprossen zum Vorschein, soll sie laut Lindbergh gesagt haben.

Kinostart: 08.08.2019

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