1988 übernahm Anna Wintour die Leitung der US-amerikanischen Zeitschrift Vogue. Für ihre erste Ausgabe schoss Peter Lindbergh das Titelbild. Es war neu und anders.
Vogue Cover mal anders
Auf dem Cover war das israelische Model Michaela Bercu zu sehen. Ursprünglich war geplant, dass sie ein Haute Couture Rock tragen sollte. Weil sie kurz vor dem Shooting noch in den Ferien war, hatte sie ein paar Kilos zu viel. Das geplante Outfit passte nicht.
Erstmals war ein Model auf der Titelseite der Vogue zu sehen, das Jeans trug. Dazu lachend und authentisch, mit beinahe geschlossenen Augen. So ein Cover war für das Magazin absolut ungewöhnlich. Normalerweise wurden Models in eleganter Kleidung und einstudierten Posen abgelichtet. Das natürliche Foto sorgte für entrüstete Reaktionen.
Peter Lindbergh aber blieb sich treu. Schönheit bedeutet für ihn weder Photoshop noch Ausschmückungen. Sondern echte Frauen – so wie sie wirklich sind. Er will das Natürliche im Menschen hervorbringen. Ihre Persönlichkeit.
Mode steht dabei an letzter Stelle. Dies macht seine Bilder zeitlos. Es ist darum nicht verwunderlich, dass der Name Peter Lindbergh immer in einem Atemzug mit den Supermodels der 1990er genannt wird. Also der Zeit, als die Models zu Stars wurden. Seine Fotos von Naomi Campbell, Cindy Crawford und Co trugen massgeblich dazu bei.
Sein Ideal: unabhängige Frauen
Der heute 74-jährige Peter Lindbergh sagt, dass sein Ideal von Frauen immer Kommilitoninnen aus der Kunstschule waren. Ihn beeindruckte ihre Unabhängigkeit und dass sie für sich selbst einstanden.
Das repräsentieren auch seine Fotos. Mit seinen Fotos will Peter Lindbergh das Schönheitsideal neu definieren. Er ist davon überzeugt, dass Fotografen eine Aufgabe erfüllen sollen. Nämlich die Frauen von der Besessenheit der Jugend und der Perfektion zu befreien, also den Fesseln, die ihnen Werbung und Mode angelegt haben.
Strasse statt Studio
Seine Fotos sind bis heute von industriellen Aspekten und Locations inspiriert. Von Anfang an stellte Lindbergh die Models auf die Strasse und nicht in Fotostudios.
Neustes Projekt im Auftrag der Herzogin
Im Auftrag von Herzogin Meghan Markle, die als Gastherausgeberin fungierte, fotografierte Lindbergh kürzlich 15 Aktivistinnen für die Zeitschrift Vogue.
Sie entschied sich bewusst für Peter Lindbergh. Weil sie mag, dass er die Bilder kaum retuschiert und wenig Make-Up benutzt. So kämen auch endlich einmal ihre Sommersprossen zum Vorschein, soll sie laut Lindbergh gesagt haben.
Kinostart: 08.08.2019