Da planschen sie im Hallenbad, sieben Männer mit Bäuchlein, traurigen Augen, nervösen Ticks und persönlichen Problemen.
«Uuund ziehen...», ruft Trainerin Delphine am Beckenrand: «Wir machen uns jetzt auf die Suche nach dem Mädchen in uns!»
«Da ist kein Mädchen in mir», protestiert einer aus dem Wasser.
Rudernde Truppe
Trainerin Delphine, gespielt von Virginie Efira, hat im persönlichen Leben nicht weniger Probleme als ihr zusammengewürfeltes Team. Um trocken zu bleiben, besucht sie regelmässig die Treffen der anonymen Alkoholiker.
Die sieben Männer sind alle zufällig und über ihre eigene Verlorenheit zum Synchronschwimmen gekommen. Etwa der von Mathieu Amalric gespielte, schwer depressive Bertrand.
Oder der hoffnungslos seinem dritten Bankrott entgegenrudernde Swimming-Pool-Händler Marcus, dem Benoît Poelvoorde seine gewohnt überdrehte, manische Chuzpe gibt.
Zum Beispiel, wenn es darum geht, zu welcher Musik sie ihre Nummer einstudieren. Für Marcus kommt nur Rap in Frage. Die anderen finden, es müsste eher etwas sein, dass ihrem mittleren Alter gerecht werde.
Neuer Drill am Beckenrand
Im warmen Hallenbad, weit weg von der harten Welt, haben sich diese sieben Männer gefunden. Sie, die in der Gesellschaft kaum mehr zurechtkommen, müssen sich wenigstens hier gegenseitig nichts mehr vormachen.
Sie erzählen sich ihre Geschichten in der Sauna und haben auch beim ohnehin nicht übertrieben ambitionierten Training nichts zu verlieren.
Bis Trainerin Delphine erneut im Alkohol versinkt und ihre einstige Synchronschwimm-Partnerin einspringt. Die im Rollstuhl sitzende Amanda (Leïla Bekhti) übernimmt den Trainerjob mit ambitionierter Härte.
«Ganze 40 Sekunden unter Wasser? Ich kenne Mädchen, welche die Luft zwei Minuten anhalten können. Ab sofort wird nicht mehr geatmet!», schnauzt sie die Männer an.
Bis einem das Heulen vergeht
«Le Grand Bain» ist klar nach dem Erfolgsmuster von «The Full Monty» aufgebaut: Eine Gruppe von verzweifelten Männern versucht sich in einer unwahrscheinlichen Disziplin – und reüssiert wider Erwarten.
Aber es ist nicht die Formel, die diesen Film so vergnüglich macht und ihm in Frankreich 4 Millionen Kinoeintritte bescherte. Sondern die stille Verzweiflung, die er jedem Erfolgswunsch entgegensetzt.
«Le Grand Bain», das sind neun persönliche Tragödien, verwoben zu einer sehr menschlichen Komödie. Das funktioniert, weil Schauspieler wie Mathieu Amalric ihre handwerkliche Brillanz ganz in den Dienst des Ensembles stellen.
Die besten Komödien sind eben jene, in denen einem beim Lachen das Heulen vergeht.
Kinostart: 27. Juni 2019