Zum Inhalt springen

Neu im Kino Romcoms sind passé? «Materialists» beweist das Gegenteil

In diesem Film wird die Liebe verhandelt wie ein Business – und trotzdem fliegen die Funken.

Regisseurin Celine Song kann sich damit rühmen, mit ihrem oscarnominierten Erstling «Past Lives» eine der traurigsten Liebesgeschichten Hollywoods erzählt zu haben. Kitsch und Humor hatten keinen Platz. Es ging um zwei Jugendfreunde, die sich mehr als mögen, aber nie zusammenkommen.

In ihrem zweiten Film wagt sie sich ans Gegenteil: an eine romantische Komödie. Jenes Genre, bei dem es um die Liebe fürs Leben geht und darum, dass das Publikum lacht, weint und das Happy End unausweichlich ist.

Frau mit kurzem, dunklem Haar in schwarzem Oberteil.
Legende: Celine Song hat die Drehbücher zu ihren beiden Filmen selbst geschrieben. «Materialists» basiert auf ihren eigenen Erfahrungen: Sie hat einmal sechs Monate als professionelle Partnerschaftsvermittlerin gearbeitet. IMAGO/ZUMA Press Wire

Besonders an «Materialists» ist seine Prämisse und die sich daraus ableitende Tonart: Die Ehe wird von der Heldin Lucy (Dakota Johnson) als ein Geschäft zwischen zwei Partnern definiert.

Ein Profi in Datingfragen

Lucy ist eine «Matchmakerin». Ihr Job ist es, Menschen zusammenzubringen. Sprich: Ihr Business ist das Dating. Als sie die neunte Ehe vermittelt, wird sie in ihrer Firma gefeiert, als hätte sie einen Millionendeal eingetütet.

Frau in blauem Kleid mit Smartphone lächelt.
Legende: Matchmakerin Lucy (Dakota Johnson) hat einen Verkaufssatz, mit denen sie ihre Kundschaft ködert: «Sie suchen einen Partner für das Pflegeheim und einen Begleiter für das Grab.» Sony

Um neue Kunden zu akquirieren, geht Lucy auf eine Hochzeit. Als die Braut Nervenflattern bekommt und sich nicht sicher ist, ob sie ihren Zukünftigen liebt, kitzelt Lucy aus ihr heraus, warum sie mit ihm ursprünglich angebändelt hat: nicht wegen Amore, sondern um die eigene Schwester eifersüchtig zu machen. Daran erinnert, geht die Zeremonie wie geplant vonstatten.

«Liebe ist einfach»

Am Single-Tisch trifft Lucy Harry (Pedro Pascal). Charmant, gutaussehend, unglaublich reich. Er kennt ihren Job. «Du musst viel über Liebe wissen», sagt er. «Ich weiss viel über Dating», antwortet sie. Was der Unterschied sei, will er wissen. Lucy: «Dating erfordert viel Mühe. Viel Ausprobieren. Eine Menge Risiko und Schmerz. Liebe ist einfach.»

Tanzendes Paar lächelnd bei festlicher Veranstaltung.
Legende: Lucy trifft Single Harry (Pedro Pascal) auf der Hochzeit seines Bruders. Sony

Aber in einer Romcom ist Liebe nie einfach. Wie es der Zufall will, kellnert Lucys Ex John (Chris Evans), ein erfolgloser Schauspieler, auf der Hochzeit.

Der Rest des Filmes beschäftigt sich mit der Frage: Harry oder John – wer macht Lucy am Ende das beste Angebot?

Drei Menschen in einem festlichen Saal.
Legende: Das Dreieck der Liebe: Chris Evans («Captain America») als John, Dakota Johnson («Fifty Shades of Grey») als Lucy und Pedro Pascal («Last of Us») als Harry. Sony

Romantische Komödien sind im Kino selten geworden. Die 1980er- und 1990er-Jahre gelten als das goldene Zeitalter, mit Filmen wie «Pretty Woman» oder «Sleepless in Seattle», mit Stars wie Meg Ryan oder Julia Roberts. Der Boom dauerte bis in die 2000er-Jahre, mit «Bridget Jones» oder «Ugly Truth».

Schluss mit Liebe

In den 2010er-Jahren war’s vorbei. Superhelden begannen die Kinos zu dominieren, und die Erfolgsgeschichte der Streamingplattformen, wo heute die meisten romantischen Komödien landen, fand ihren Anfang.

Dazu der Zeitgeist: Geschichten um Frauen und Männer, die den Partner fürs Leben suchten, waren während der MeToo-Bewegung irgendwie aus der Zeit gefallen. Selbstständige, toughe Frauen waren gefragt, nicht welche, die vom Traualtar träumten. In den letzten Jahren war die Anzahl der Romcoms im Kino überschaubar. «Anyone but You» (2024) mit Glen Powell und Sydney Sweeney ist eines der wenigen Beispiele.

Mann und Frau lächeln im Freien.
Legende: John: «Du hast gefragt, wie ich dich lieben kann. Ich tue es einfach; es ist das Einfachste auf der Welt.» Lucy antwortet: «Ich liebe dich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst. Du bist der einzige Grund, warum ich weiss, dass ich fähig bin, zu lieben.» Da geht einem doch das Herz auf. Sony

Ein grosses Kino-Comeback der Romcom wird’s wohl nicht geben. Was eigentlich schade ist. Gute Gags und grosse Gefühle sind immer sehenswert. «Materialists» zeigt, dass man die Geschichten zeitgemäss erzählen kann.

Mit Dakota Johnson, Pedro Pascal und Chris Evans bewegen sich drei schöne Menschen durch schöne Räume. Die Dialoge sind pointiert und ein bisschen zynisch.

Die obligatorische Kitschkeule am Schluss hat eine so grosse Durchschlagskraft, dass man dem Film verzeiht, dass das Ende recht früh vorherzusehen ist.

Kinostart: 21. August 2025

Radio SRF 3, 21.08.2025, 15:15 Uhr

Meistgelesene Artikel