Was hat Han Solo, der wohl coolste Pilot des Universums, eigentlich in jungen Jahren so getrieben? Genau das versucht «Solo» zu beantworten und stellt dabei erwartungsgemäss die wachsende Freundschaft mit Wollknäuel Chewbacca ins Zentrum.
Klar, dass sich der smarte Überlebenskünstler und sein pelziger Wookie-Gefährte irgendwann den Millennium Falken krallen. Schliesslich sind Han und Chewie ohne das ikonische Raumschiff irgendwie unvollständig.
Ebenfalls in «Solo» mit an Bord: Glücksritter Lando Calrissian, der in «The Empire Strikes Back» (1980) und «The Return of the Jedi» (1983) so etwas wie Han Solos dunkelhäutiges Alter Ego spielte. Einen geldgierigen Trickster, dessen guter Kern erst nach und nach zum Vorschein kommt.
Bekannte Figuren, neue Gesichter
Damit wären wir auch schon beim ersten Problem des Films: «Solo» müsste im Grunde einen Halunken als Hauptfigur zeigen, denn als solcher wurde Han Solo in «Star Wars» (1977) eingeführt. Doch weil Disney keinen Schurken als Protagonisten wollte, kommt der junge Han nun viel heldenhafter daher, als er eigentlich sein dürfte.
Problem Nummer zwei sind die grossen Fussstapfen, in die Newcomer Alden Ehrenreich als Han Solo tritt. Der 28-jährige Kalifornier hat zwar ein gutes Gespür für Timing, wie unter anderem seine Performance in der Coen-Brothers-Komödie «Hail, Caesar!» (2016) beweist. Doch so unverschämt charismatisch wie Harrison Ford in der Ur-Trilogie ist er bei weitem nicht.
Wie die Vorbilder
Weniger negativ ins Gewicht fällt die Neubesetzung der beiden anderen vertrauten Figuren. Multitalent Donald Glover kommt dem etwas älteren Lando Calrissian, den Billy Dee Williams einst verkörpert hat, mit seinem Spiel beeindruckend nahe.
Und bei Chewbacca, dem hünenhaften Wookie, dürften sowieso nur absolute Kenner merken, dass inzwischen ein anderer Schauspieler (Joonas Suotamo statt Peter Mayhew) im Pelzkostüm steckt.
Action und Intrigen ohne Ende
Problem Nummer drei ist die dünne Story, die der Film durch zahlreiche Action-Szenen und Intrigen mehr schlecht als recht kaschiert. Besonders die neuen Figuren werden im Laufe der 135-minütigen Geschichte in so viele Wendungen involviert, dass ihr Profil massiv darunter leidet. Sogar Charakterkopf Woody Harrelson wirkt in «Solo» merkwürdig matt.
Klare Konturen weist bei den Neulingen eigentlich nur der von Paul Bettany lustvoll verkörperte Oberbösewicht Dryden Vos auf. Doch im Vergleich mit ikonischen Gestalten wie Darth Vader, Kylo Ren und Co. sieht selbst dieser uralt aus.
Ach ja: Ein Techtelmechtel gibt es in «Solo» natürlich auch. Han ist unsterblich in die von Emilia Clarke gespielte Qi’ra verliebt. Gefühle kommen trotzdem keine auf. Vielleicht weil wir alle von vornherein wissen, dass sie nicht Hans grosse Liebe ist.
Fehlende magisch-mythische Dimension
Am meisten Funken sprühen in «Solo», wenn Han und Chewie ihre brüderlich-romantische Freundschaft zelebrieren. Als Bromance bietet der Film also durchaus ein gewisses Mass an Vergnügen.
Als Fantasy-Abenteuer fällt der jüngste Ableger der Star-Wars-Saga dagegen durch.
Wo ist die Magie, wo die mythische Dimension geblieben, die Star Wars ursprünglich einmal ausgezeichnet hat? Etwas wird durch «Solo» schmerzlich klar: Ohne die MACHT macht Star Wars nur halb so viel Spass.