Für Aussenstehende mag eine Auktion bei Christie's oder Sotheby's ein seltsames Spektakel sein: Der Auktionator treibt im stakkatohaften Duktus die Preise nach oben. Die Hände von Sammlern oder ihren Vertretern schnellen hoch. Am Schluss bleibt eine Hand übrig.
Dann fällt der Hammer, und ein Basquiat, Warhol oder De Kooning wechselt den stolzen Besitzer. In vielen Fällen übersteigt der Preis ein normales Jahresgehalt um ein Vielfaches.
Hoch gehandelte Kunstwerke sind steuergünstige Investitionsgüter, das ist nicht neu. Ebenfalls nicht neu ist, dass der finanzielle Wert eines Kunstwerks nicht zwingend mit seiner tatsächlichen künstlerischen Qualität in Verbindung steht.
Die Preise auf dem Kunstmarkt werden beeinflusst durch Modeströmungen, Medienhypes, Provokationen und gezielte Marketingkampagnen.
Keine billige Kritik am System
In seinem kurzweiligen US-Dokumentarfilm «The Price of Everything» übt der Filmemacher Nathaniel Kahn nicht einfach billige Kritik an diesem System, das wie eine Börse funktioniert und naturgemäss Gewinner und Verlierer schafft.
Er interessiert sich vielmehr für das genaue Zusammenspiel zwischen den beteiligten Faktoren. Welche Schnittstellen existieren zwischen den Kunstschaffenden und den Sammelnden? Wie beeinflussen sie die Preisgestaltung? Wie bringen sie immaterielle und materielle Werte zusammen?
In rascher Abfolge treten über 25 kompetente Fachleute auf: Der in Basel geborene Auktionsleiter Simon de Pury erklärt gleich zu Beginn des Films, warum gute Kunst seiner Meinung nach unbedingt ihren Preis haben muss.
Der Künstler Jeff Koons dagegen spricht eher ungern und ausweichend darüber, warum seine Werke so teuer gehandelt werden. Der Kurator Paul Schimmel wiederum meint: «Natürlich ist dieser Kunstmarkt eine Blase. Aber Blasen schaffen doch schöne Dinge. Also bringt sie bitte nicht zum Platzen.»
Ungezwungen und kontrastreich
Nathaniel Kahns Film ist ein Vergnügen für Augen und Gehirn: Man sieht eindrückliche Sammlungen und kann gleichzeitig charismatischen Menschen dabei zuhören, wie sie sich pointiert zum Wert von Kunst äussern.
Viele geistreiche Zitate werden hier geschickt verwoben. Dafür mitverantwortlich ist auch die Schweizerin Sabine Krayenbühl, die den Film als Cutterin begleitet hat.
Erfrischende Kontraste zu den aufschlussreichen Einblicken in den regen Kunstbetrieb schaffen die porträtierten Kunstschaffenden selbst: Njideka Akunyili Crosby, George Condo und Marilyn Minter sprechen ungezwungen über ihren aktuellen Marktwert.
Marktwert im Keller
Doch im Gedächtnis haften bleibt vor allem der 80-jährige Larry Poons: In einem Holzhaus am Waldrand, in viel zu weiten Jeans, malt der hagere Mann an seinen bunten Bildern. Sein Marktwert fiel vor Jahrzehnten in den Keller, weil er sich damals einem neuen Stil zuwandte.
Doch unbeirrt folgt er seiner Vision und bleibt dran. Mit Humor. Das macht ihn zu einem der sympathischsten Protagonisten in einem Film, in dem eigentlich niemand unsympathisch ist.
Kinostart: 07.02.2019