Der erste «Wicked» war eine der grossen Sensationen bei der Oscar-Verleihung im März. Gleich zehnmal war er nominiert: unter anderem als bester Film – und auch Cynthia Erivo und Ariana Grande waren unter den Nominierten. Zwei Trophäen räumte der Film dann ab: fürs beste Produktions- und fürs beste Kostümdesign.
An den Kinokassen war das Filmmusical ein Erfolg. Es kostete etwa 150 Millionen Dollar und spielte weltweit 758 Millionen ein. Damit ist es der erfolgreichste Oz-Film. Der Erwartungsdruck auf «Wicked: For Good» ist also gross.
Die Vorgeschichte
Weil es eine direkte Fortsetzung ist, macht es Sinn, sich an den ersten Teil zu erinnern: Er spielt im Land Oz, das von einem mächtigen Zauberer beherrscht wird. Es geht um die Freundschaft zweier unterschiedlicher junger Frauen, die sich an der Shiz-Universität, einer Schule für Magie und Wissenschaft treffen. Die eine ist Glinda (Ariana Grande), der Klassenliebling, die andere Elphaba (Cynthia Erivo), eine grünhäutige Aussenseiterin in schwarzer Kluft mit grossen Zauberkräften.
Elphaba deckt auf, dass der berühmte Zauberer von Oz ein Betrüger ist. Der reagiert und diffamiert sie als böse Hexe. Sie muss fliehen. Glinda bleibt zurück.
Der zweite Teil spielt ein paar Jahre später. Wieder steht die Freundschaft der Frauen im Mittelpunkt. Die wird hart auf die Probe gestellt. Elphaba, besser bekannt als die böse Hexe des Westens, wird vom Zauberer von Oz und seiner Gehilfin Madame Morrible gejagt. Als Aushängeschild für das Duo arbeitet Glinda, mittlerweile mit dem Beinamen «Die Gute» versehen.
Auf den Kopf gestellt
Sie lebt in Emerald City und will den Prinzen Fiyero heiraten. Der liebt aber eigentlich Elphaba. Und dann taucht auch noch ein Mädchen namens Dorothy aus Kansas auf, die zur Geheimwaffe des Zauberers wird.
Für jene, die nicht mit der Mythologie von Oz vertraut sind, sei zwecks besseren Filmgenusses empfohlen, vorab zumindest den Inhalt des Klassikers «The Wizard of Oz» (1939) auf Wikipedia nachzulesen und sich ein paar Szenenbilder anzuschauen. Denn die Handlung des Films wird in «Wicked: For Good» zitiert und auf den Kopf gestellt. Mehr zu verraten, wäre ein Spoiler.
«Wicked: For Good» ist Bonbon-Kino: bunt und streckenweise zuckersüss. Die Heldinnen sind stets am emotionalen Limit. Was sie aushalten, ist schon fast übermenschlich. Singen tun sie auch. Die meisten Songs sind aber durchschnittlich. Doch das spielt keine Rolle: Das Finale ist so gefühlsduselig und kitschig, sodass man mit Tränen der Glückseligkeit das Kino verlässt.
Star des Films ist Ariana Grande. Im ersten Teil hat der Popstar bewiesen, dass sie komisch sein kann, im zweiten, der viel ernster daher kommt, dass sie auch das Dramatische beherrscht. Allein ihretwegen wird «Wicked: For Good» sicher wieder eine Rolle bei den Oscars spielen.
Wenn Cynthia Erivo und Ariana Grande erneut nominiert würden, was möglich ist, wären sie die siebte und achte Darstellerin in der Oscar-Geschichte, denen zweimal für dieselbe Rolle diese Ehre zuteilwurde. Der erste auf kurzen, illustren Liste war in den 1940ern Bing Crosby. Es folgten Peter O’Toole, Al Pacino, Paul Newman, Cate Blanchett und Sylvester Stallone.
Am 22. Januar werden die Oscar-Nominierungen bekannt geben. Dann wird man sehen, ob «Wicked: For Good» seinen Erfolg wiederholen kann. Die Ausstattung und die beiden Darstellerinnen hätten es verdient.
Kinostart: 19.11.2025