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Kinostart: «Giraffen machen es nicht anders»
Aus Kultur Extras vom 01.11.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 19 Sekunden.
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Neu im Kino Wie lebte Vater in Afrika?

Als Walo Deuber sechs Jahre alt war, ging sein Vater nach Afrika. Der Filmemacher kannte ihn deshalb fast nur aus Briefen. Im Film «Giraffen machen es nicht anders» macht er sich auf eine Spurensuche in Afrika.

Im Frühling starb der Schweizer Regisseur und Journalist Walo Deuber 70-jährig. Kurz vor seinem Tod hat er seinen letzten Film fertiggestellt: In der Doku «Giraffen machen es nicht anders» macht er sich auf die Spuren seines verstorbenen Vaters. Er kannte ihn vor allem aus Briefen.

Walo Deuber

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Walo Deuber war Journalist, Lehrer und Filmemacher. Er führte bei mehreren Dokumentar- und Spielfilmen Regie. Bekannt ist er unter anderem für den Krimi «Klassezämekunft» (1988) mit Ursula Andress, Ruedi Walter und Stephanie Glaser oder das Drama «Ricordare Anna» (2004) mit Mathias Gnädinger.

Vater Emil Deuber verliess die Familie, als Walo Deuber erst sechs Jahre alt war. Sie haben sich nie mehr gesehen. Vater und Sohn – weitgehend Fremde.

Suche nach einem Unbekannten

Emil Deuber wurde wegen Drohungen gegen seine Frau und Suizidgefahr in die Psychiatrie eingewiesen. Danach reiste er nach Afrika, um Frieden mit sich selber zu schliessen und etwas zu finden, von dem er selber nicht genau wusste, was es war. 1963 starb er in Sambia.

Über 50 Jahre später machte sich auch Walo Deuber auf die Suche. Oder viel mehr auf die Spur eines Menschen, den er nie wirklich gekannt hatte.

Er wollte erfahren, wie sein Vater in Afrika gelebt hatte, wie es ihm ergangen war. Auslöser dafür: Er hatte selber eine erwachsene Tochter, der er die Geschichte ihres Grossvaters erzählen wollte.

Ein altes Foto: Ein Mann steht in einer kargen Landschaft. Im Hintergrund arbeiten Menschen.
Legende: Erinnerungsstück: Foto von Vater Emil Deuber in Afrika. Mythenfilm

Dies brachte ihn dazu, die Kisten mit den über 300 Briefen seines Vaters hervorzuholen, zum ersten Mal alles sorgfältig durchzulesen.

Er reiste nach Afrika und versuchte anhand der Briefe und Postkarten, anhand von Vaters Tagebucheinträgen und Gesprächen mit ehemaligen Nachbarn, den Unbekannten fassbar zu machen. Mit Archivaufnahmen, Fotos, aktuellen Bildern und Comics zeichnet er dessen Weg nach.

Eine Doku über Identität, Familie und Egoismus

Die Reise lag Walo Deuber am Herzen, das spürt man. Manchmal ist sie etwas langwierig, da Deuber jeder kleinen Spur nachging, auch wenn am Ende nicht viel dabei herauskam.

SRF-Koproduktion

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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat diesen Film koproduziert.

Für Walo Deuber war die Reise notwendig, um mit seiner Vergangenheit abzuschliessen. Er lernte seinen Vater besser kennen, fand einige Gemeinsamkeiten. Für den unbeteiligten Zuschauer bleibt Vater Emil Deuber aber weiterhin schwer fassbar.

Wer sich trotzdem auf die Doku einlässt, merkt jedoch: Es geht nicht nur um Vater und Sohn Deuber. Es geht auch ganz allgemein um Identität, um Familie, um Egoismus. Darum, wie weit man gehen muss, um sich selber zu finden.

Kinostart: 2.11.2017

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