«Ich habe kein einziges Mal aufs Handy geschaut, es hatte genug Screens», formuliert es ein Jugendlicher, der «Wyld» als Testpublikum gesehen hat. Das vertikal gedrehte Jugenddrama erzählt im dreigeteilten Splitscreen von drei befreundeten Teenagern, von ihren Erlebnissen und Gedanken, von den Höhen und Tiefen der Pubertät.
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Bild 1 von 4. Der Film «Wyld» spielt mit dem sogenannten «Splitscreen», also dem «geteilten Bildschirm». Bildquelle: Presence Production.
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Bild 2 von 4. Faszinierend ist die Parallelität der Bilder, die es erlaubt, in einem einzigen Bild zeitliche und inhaltliche Sprünge zu machen. Bildquelle: Presence Production.
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Bild 3 von 4. Die Jugendlichen im Testpublikum haben sich von Anfang an auf den dreifachen Splitscreen eingelassen – die Erwachsenen brauchten etwas länger. Bildquelle: Presence Production.
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Bild 4 von 4. Der Film nimmt die Praktik der Jugendlichen auf, oft gleichzeitig mehrere Bildschirme anzuschauen. Bildquelle: Presence Production.
Ben steht zwischen Momo, der Rebellin, und Zoe, der Angepassten. Und er ringt mit seiner sexuellen Identität. Mit seiner Arbeitskollegin Jay amüsiert er sich, verlieben kann er sich aber nur in Sam. Doch Sam ist der Freund von Zoe, die wiederum sehr nervös ist vor ihrem «ersten Mal».
Instagram-Serie lieferte die Bilder
Der Film beruht auf der fiktionalen Jugend-Serie «Becoming Momo» von 2021, die von SRG koproduziert wurde. Mehr als 500 Folgen liefen auf Instagram, jede zwischen 30 Sekunden und fünf Minuten lang. Erzählt wurde schon hier aus drei Perspektiven: Momo, Ben und Zoe.
Die Serie wurde gemeinsam mit den jugendlichen Laiendarstellerinnen und Laiendarstellern entwickelt und hochkant mit dem Smartphone gedreht. Regie führte der Solothurner Ralph Etter («Cargo», «Wackelkontakt»). Er hat nun gemeinsam mit dem Editor Luca Zuberbühler aus dem überbordenden Serien-Material den Spielfilm «Wyld» kreiert.
Dreimal Hochformat ergibt ein Kinobild
Der 46-jährige Etter schmunzelt: «Wenn man drei Hauptfiguren hat und die im Hochformat nebeneinander stellt, dann gibt es einen Fullscreen und man hat plötzlich wieder ein gesamtes Bild.» Ein Kinobild. Die Idee war geboren.
Zwei Jahre lang tüftelten die Filmemacher an der idealen Zusammenstellung der Bilder im Splitscreen, die ganz aus der jugendlichen Perspektive erzählt sind.
Die Herausforderung sei gewesen, so Etter, die Schnelllebigkeit und Parallelität der Teenie-Welt zu zeigen, das Publikum damit aber nicht zu überfordern und Raum für Emotionen zu lassen.
Coming of Age: Gesplittet und hochkant
«Wyld» ist authentisch und nah an den Teenagern dran. «Die Jugendlichen selbst leben eine Art Splitscreen-Leben», sagt der Regisseur: «Sie sind gleichzeitig auf dem Smartphone, schauen sich Filme an, chatten mit ihren Freunden. Da greift der Splitscreen das Lebensgefühl sehr gut auf.» Und zeigt auch die Überforderung durch die Bilderflut.
Das Drama beleuchtet die Ängste und die Unsicherheiten, den ersten Sex, die erste Liebe, die Suche nach sich selbst – klassische Teenagerthemen. Die Jugendlichen im Kinosaal sollen sich abgeholt fühlen. Und Ralph Etter ist überzeugt: «Obwohl wir in einer von Social Media geprägten Welt leben, geht es letzten Endes darum, gemeinsame Zeit zu finden, gemeinsame Freunde zu finden und etwas gemeinsam zu erleben.» Auch dafür steht der Film.
«Wyld» ist ein innovatives Experiment, gedacht für 14- bis 18-Jährige. Doch es bietet auch Erwachsenen einen intensiven Einblick in die Teenagerwelt – faszinierend und erfrischend anders.
Kinostart: 11. Dezember 2025