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Neu im Kino «Yakari»: Ein Schweizer Comic-Held mit Bildungsauftrag

Vor 50 Jahren hat der Waadtländer Derib den kleinen Sioux gezeichnet: Jetzt kommt «Yakari» ins Kino – und will den Respekt vor der Natur lehren.

«Ich lebe hier schon seit Jahrzehnten in der Quarantäne», scherzt Claude de Ribaupierre alias Derib und erlaubt mir, in seinem holzverkleideten Wohnzimmer die Maske abzunehmen. Wir sind in La-Tour-de-Peilz, oberhalb von Vevey, mit Sicht auf den Genfersee und auf die frisch verschneiten Chablais-Alpen.

ein älterer Herr zeichnet an seinem Schreibtisch
Legende: Claude de Ribaupierre kreierte «Yakari» für die Kinder, «Jo» für die Jugendlichen, Tiere und weiträumige Landschaften für alle. KEYSTONE/Laurent Gillieron

Es ist nun aber nicht so, dass Derib mit «Yakari» Millionen verdient hätte und sich deshalb eine Villa in den Rebhängen der Riviera Vaudoise gönnt: Nein, das Haus hat sein Vater gebaut – ein Bildhauer aus der Region.

Derib erzählt das alles mit Herzblut: Schon vor dem Interview hat er sich gewünscht, nicht nur über «Yakari» zu sprechen.

Leidenschaft für die Natur

Der Künstler mit dem etwas längeren Haar beginnt ganz am Anfang: «Ich war gerade zwei Monate alt, da nahmen mich meine Eltern erstmals mit in die Berge, nach Les Haudères bei La Forclaz im Wallis. Fünf Jahre verbrachte ich da mit Eringerkühen und Murmeltieren.» Die unberührte Natur habe ihn geprägt.

ein kleiner indigener Junge, der sich einem Pferd nähert
Legende: «Kleiner Donner» ist das Wildpferd, das noch von keinem Sioux gezähmt werden konnte. Impuls Pictures AG

Es ist also kein Zufall, dass Deribs bekannteste Figur ein lebhafter Junge ist, der vorwiegend mit Tieren zu tun hat: Der kleine Sioux-Indianer Yakari beherrscht Tiersprachen – und der neue Kinofilm erzählt nun, wie es dazu kam. Zudem lernt Yakari im Film seinen treusten Gefährten kennen, das Wildpferd namens «Kleiner Donner».

Worum geht es im Film?

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Legende: Impuls Pictures AG

«Yakari – Der Kinofilm» erzählt die Ursprungsgeschichte des kleinen Sioux-Indianers: Wie er das Pony «Kleiner Donner» kennenlernt, und wie er zur Gabe kommt, mit den Tieren zu sprechen.

Der Film ist eine Weiterentwicklung der langjährigen TV-Serie, die sich insbesondere im deutschen Sprachraum grosser Beliebtheit erfreut – im Gegensatz zur Serie beruht der Film jedoch auf einer cineastischen Mixtur aus 2D- und 3D-Animationstechniken und auf einem überarbeiteten Charakter-Design. Auch ein neues Yakari-Comicbuch ist unlängst erschienen: «Yakari – Der Sohn des Adlers» ist Band 41 in der Reihe, die nach wie vor von Derib gezeichnet wird.

Viele Skripts zuvor abgelehnt

Das Filmprojekt begleitete Derib eher aus der Distanz: «Mein Freund Xavier Giacometti hat den Film geschrieben und inszeniert. Er hat zuvor schon an der Yakari-TV-Serie gearbeitet; er kennt das Universum in- und auswendig. Ihm kann ich vertrauen.»

Doch Derib fügt hinzu: «Es gab schon Skripts von anderen Leuten, die ich ablehnte. Einen namhaften Autoren bat ich einmal hierher und zeigte ihm alle Stellen, mit Bleistift markiert, die nicht zu Yakari passten. Er war enttäuscht, aber er verstand es.»

ein kleiner Junge steht einem grossen Adler gegenüber
Legende: Die Gabe mit Tieren zu sprechen, erhält Yakari von seinem Totemtier, dem Grossen Adler. Impuls Pictures AG

Respekt als Rezept

Das Vertrackte an den Yakari-Drehbüchern ist ihre Einfachheit: Es gibt keine bösen Kräfte, keine forcierten Wendepunkte, keine Intrigen.

Im Zentrum steht der Respekt vor der Natur, dem Leben, den Menschen. Yakari lernt viel von den Tieren. Es sind «positive Geschichten», wie Derib sagt, in der Tradition der Bildungsliteratur.

ein junger indigener Bub redet mit einem Biber
Legende: Auf der Suche nach Kleiner Donner verirrt sich Yakari und lernt dabei viele andere Tiere kennen. Impuls Pictures AG

Einen diskreten pädagogischen Ansatz verfolgt Derib immer: Er zeichnete schon Comics über Jugendgewalt, Prostitution und AIDS – seine Bilderzählung «Jo» wurde in den 1980er-Jahren kostenlos an Schweizer Schulen abgegeben.

Und immer wieder tauchen Tiere auf: Kühe, Pferde, Hunde. Neu zeichnet Derib auch Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind – für ein nächstes Projekt.

Mit Comics ermutigen

Man könnte Derib stundenlang zuhören: Über seine Lehrjahre in Brüssel. Über grosse Comic-Künstler, die er alle gekannt hat. Über seine Techniken. Über zeitgenössische Autoren, die er gut findet, oder schlecht. Über seinen Sohn, mit dem er zusammenarbeitet. Und immer wieder über Tierarten und Naturschutz.

Derib sagt: «In all meinen Projekten möchte ich den nächsten Generationen zeigen, dass die Welt nicht fix ist, dass man sie verändern kann. Und dass man mit Instinkt und der Willenskraft das erreicht, wozu man sich berufen fühlt.»

Damit spielt Derib auf Yakari an, aber natürlich auch auf sich selbst: Er wollte schon als kleiner Junge Tiere zeichnen – und das tut er heute noch.

Kinostart: 14. Oktober

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 14.10.2020, 8:06 Uhr

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