«Friends» ist ein Fernseh-Phänomen der besonderen Art: Eine Sitcom, die während ihrer TV-Ausstrahlung (1994 bis 2004) weltweit zu den meistgeschauten Serien zählte und seither eher noch beliebter geworden ist.
Seit dem Aufkommen der Streaming-Dienste entdeckte eine neue Generation die Show um sechs junge Freundinnen und Freunde in New York für sich. Jene Generation, die mit dem Konzept von «linearem Fernsehen» so vertraut ist wie mit dem Discman, dem Telefonbuch oder mehrtägigen Handy-Akku-Laufzeiten.
Der überwältigende Streaming-Erfolg der «Friends» erklärt auch, weshalb niemand ernsthaft das Timing dieses Reunion-Specials hinterfragen wird: 27 Jahre nach der ersten, 17 nach der letzten Folge. Hierzulande ist «Friends: The Reunion» seit dem 27. Mai auf «Sky Show» zu sehen.
Dürftige Interviews
Hardcore-Fans der Serie werden ihre Freude daran haben, die sechs Darstellerinnen und Darsteller in Erinnerungen schwelgend miteinander durch die nachgebildeten Sets spazieren oder alte Drehbücher vorlesen zu sehen.
Die Gruppen-Interview-Sequenzen vor Publikum bringen jedoch kaum neue Erkenntnisse ans Licht. Vermutlich auch, weil der Cast von Late-Night-Host James Corden ausgefragt wird. Er beherrscht die Kunst der konstruktiven Gesprächsführung ungefähr gleich gut wie Kim Jong-un das Handwerk der diplomatischen Deeskalation.
Weniger sympathisch als der Cast kommen auch Marta Kauffman und David Crane daher, auf deren Konzept die Serie basiert. Kauffman vergleicht den – zugegebenermassen immensen – Hype um die Serie Mitte der 1990er-Jahre mit der «Beatle-Mania» der 1960er-Jahre.
Crane seinerseits behauptet gar, mit «Friends» die erste Ensemble-Sitcom geschaffen zu haben. Es wäre interessant gewesen, was die Schöpfer von «Cheers» oder «Seinfeld» dazu zu sagen hätten.
Kaum Stimmen aus der Comedy-Szene
Allgemein ist auffallend, dass kaum Stimmen aus der US-Comedy-Szene zu Wort kommen. Besser gesagt: Eine. Sitcom-Autorin und Darstellerin Mindy Kaling (u.a. «The Mindy Project») erklärt, weshalb «Friends» in erster Linie als Farce grossartig funktioniere.
Andernorts lässt man lieber David Beckham, Reese Witherspoon, Lady Gaga oder die K-Pop-Combo «BTS» von der Serie schwärmen. Tatsächlich war «Friends» aber auch nie subversiv, abenteuerlustig oder respektlos genug, um als Sitcom für Comedy-Nerds durchzugehen.
Crane und Kauffman geben sogar offen zu, dass man in erster Linie die Erwartungen des Publikums erfüllen wollte. Dabei sei schon mal die eine oder andere Storyline angepasst worden. Diesem Impuls folgt dementsprechend auch «Friends: The Reunion».