Zum Inhalt springen

Neu im Stream Loki – einer der besten Schurken aller Zeiten

Schon die alten Wikinger kannten ihn: Loki, Gott der List und des Schabernacks. Und er war der Böse in den «Avengers»- und «Thor»-Filmen. Jetzt ist er auch Serienheld. Was macht diese Figur aus?

Schreiben über die Begegnungen mit einem Schurken: Loki. Kommt eigentlich aus der nordischen Mythologie. Bin ihm schon früh begegnet.

Kennengelernt als Kind, in alten, abgegriffenen Marvel-Superhelden-Comic-Heften vom Flohmarkt. Erschaffen in den 1960ern von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby – ein Stück amerikanischer Popkultur.

Ein Mann mit Helm, einer bedrohlichen Position.
Legende: Oktober 1962: Lokis erster Auftritt in den Marvel Comics. Marvel.com

Einfach böse

In den alten Heften war Loki ein eindimensionaler Superschurke, ein asgardischer Gott und Gestaltenwandler mit magischen Kräften, der einen Helm mit Hörnern trug und nichts anderes wollte als seinen Halbbruder, Donnergott Thor, fertig machen.

Komplexe Sagenfigur

Später natürlich entdeckt, dass es Loki schon lange gibt. Man kennt ihn seit der Wikingerzeit. Gehörte zur Götterwelt der Nordmänner. Ist eine ambivalentere und interessantere Figur als in den Comics. In den alten Sagen wird er als klug, manipulativ und schwer einzuschätzen geschildert.

Ein Mann mit schwarzen Haaren und Helm.
Legende: Der britische Schauspieler Tom Hiddleston spielt Loki seit 2011. Auch in der neuen Serie verkörpert er den Gott der Zwietracht. Disney.com

Blick ins Lexikon

In Rudolf Simeks legendärem Nachschlagewerk «Lexikon der germanischen Mythologie» heisst es: «Loki ist die vielschichtigste, aber auch negativste Gestalt des germanischen Pantheons. Er ist der Vater der Feinde der Götter, der Midgardschlange, des Fenriswolfs und der Hel, aber gerade er hilft den Götter auch aus schwierigen Situationen.»

Neil Gaiman und Loki

Ergänzend dazu: Fantasy-Autor Neil Gaiman («American Gods», «The Sandman») schrieb 2018 in seiner Version der nordischen Mythen: «Loki war nicht böse, obwohl er sicher keine Kraft des Guten war. Loki war... kompliziert.»

Ein Mann mit Wikingerhelm auf einem Thron
Legende: Eines war Loki in den frühen Comics nicht: kompliziert. Marvel.com

Kinoheld

Hatte lange nicht an Loki gedacht: Dann kam 2011. Das Thor-Comic von Marvel verfilmt. Der ewige Bruderzwist war auf der Leinwand gelandet. Spielte fast 450 Millionen Dollar ein. Ein Blockbuster.

Wie in den Comics startete Loki auch im Kino als simpler Schurke.

Unberechenbar

Aber einfach eindimensional wäre für eine solche Figur eine Verschwendung. Begriffen auch die Filmemacher. Er wurde in den Fortsetzungen unberechenbarer, versuchte Götterland Asgard zu beherrschen, half aber gleichzeitig Halbruder Thor gegen einen fiesen Elfen und eine Todesgöttin.

Ein Mann, der eine mechanische Maulsperre trägt.
Legende: Der Loki im Film und in der Serie redet manchmal zu viel, finden seine Gegner. Disney.com

Habe wegen der Filme wieder angefangen ab und zu Marvel-Comics über Loki zu lesen. Auch da war er interessanter geworden.

Loki for President

Highlight: 2016, mitten im US-Präsidentschafts-Wahlkampf, den Donald Trump gewinnen sollte, erschien die Comic-Politsatire «Vote Loki». Loki wollte ins Weisse Haus und verhielt sich viel dreister als Trump. Er machte keinen Hehl daraus, dass er log und die Wähler liebten ihn dafür.

Ein grinsender Mann mit Helm.
Legende: Bild aus dem Comic «Vote Loki». Der Gott der Zwietracht will US-Präsident werden. Marvel.com

Habe nun die ersten zwei Folgen der neuen Serie über den Gott der Zwietracht gesehen. Inhalt: Eine Organisation, die den Fluss der Zeit schützt, zwingt ihn für sie zu arbeiten.

Der Serienheld

Loki «at his best» – nicht gut, nicht böse, nicht vertrauenswürdig. Erfrischend: Er bekommt in der Serie eine unsichere Seite, nachdem er einen Blick in seine eigene Zukunft werfen konnte. Ein nahezu Unsterblicher hat Angst vor dem Morgen. Interessant.

Serien-Kritik «Loki»:

Box aufklappen Box zuklappen
Ein Mann. Der blickt ernst.
Legende: Disney.com

Loki ( Tom Hiddleston), der Gott der Zwietracht, flieht mit Hilfe eines magischen Steines erfolgreich vor Thor und den anderen Superhelden des Avenger-Teams.

Aber mysteriöse Zeitagent:innen nehmen ihn fest, weil er den Zeitfluss gestört hat, was verboten ist.

Einer von ihnen (Owen Wilson) will ihn zur Zusammenarbeit überreden. Weil es jemanden gibt, der ständig die Zeit durcheinanderbringt, aber nicht zu fangen ist.

Das ist die Ausgangslage der Serie. Es folgen Zeitreisen, vom Untergang von Pompeji bis zu einem Mittelalterfest in den 1980ern.

Es gab vorab nur zwei Folgen zu sehen. Deshalb ist eine abschliessende Kritik nicht möglich.

Die erste Folge hat einen guten Humor. Sie dient eigentlich nur dazu aufzuzeigen, wer Loki eigentlich ist.

Die Hauptdarsteller Tom Hiddleston und Owen Wilson sind ein amüsantes Duo, von dem man mehr sehen will.

Fazit: Die Serie hat Potential. Zeitreisegeschichten sind ja selten langweilig.


Genderfluid

Hatte Spass an einer kleinen Sensation: Loki entpuppt sich als der/die erste genderfluide Superheld:in/Superschurke:in in einer Serie.

Eigentlich naheliegend bei einer Figur, die ihre Gestalt verändern kann. Und nicht überraschend, wenn man weiss, dass in den Comics 2008 Loki mal kurzzeitig Lady Loki war.

Zeitgemäss

Denke, die Serie «Loki» hat eines auf jeden Fall geschafft: Dem alten Wikingergott eine neue Facette zu geben und ins 21. Jahrhundert zu holen. Denn was ist heute zeitgemässer als ein Loki, der nicht festgelegt ist auf Mann oder Frau.

Loki, eine geniale Figur, vor Jahrhunderten erdacht und sie funktioniert noch immer.

«Loki», ab dem 09.07.2021 auf Disney+

SRF 3, 09.06.2021, 14.15 Uhr

Meistgelesene Artikel