Zum Inhalt springen

Neuer Film «Blue Beetle» Superman schlägt Ku-Klux-Klan: Warum Superhelden politisch sind

Superhelden dienten nie nur der Unterhaltung. Das beweist aktuell auch der Kinofilm «Blue Beetle».

Vordergründig ist «Blue Beetle» ein typischer Superhelden-Film. Schnell und actionreich. Doch dahinter verbirgt sich weit mehr.

Hinter dem konventionellen Plot versteckt sich eine Story über Ausgrenzung, Einwanderung und die Einflussnahme der USA auf die Staaten Mittelamerikas. So entpuppt sich das Superhelden-Spektakel als sehr politisch.

Latino-Community im Fokus

Im Zentrum stehen der junge Mexikaner Jaime Reyes und seine Familie, die in einem Einwandererviertel leben. Wegen Geldmangel droht den Reyes der Verlust ihres Hauses. Denn gutbezahlte Jobs gibt es für sie nicht.

Filmkritik «Blue Beetle»

Box aufklappen Box zuklappen
Ein junger Mann hält ein blaustrahlendes Ding.
Legende: Superheld durch Zufall: Jaime (Xolo Maridueña), die Hauptfigur in «Blue Beetle», mit der Alien-Technologie. Warner Bros.

Der junge Latino Jaime Reynes (Xolo Maridueña) kommt eines Tages durch einen Zufall in Besitz eines merkwürdigen Dings, das aussieht wie ein Skarabäus. Der setzt sich in seinem Rücken fest.

Es stellt sich heraus: Der Skarabäus ist ein Stück ausserirdische Technologie mit einem eigenen Bewusstsein. Dieses verbindet sich mit Jaime, spricht mit ihm und versorgt ihn mit einer Rüstung und Waffen.

Die Konzernchefin Victoria Kord will diese Technologie für sich, um damit eine Armee auszurüsten. Um an den Skarabäus zu gelangen, ist sie bereit, Jaime und seine Familie umzubringen.

Die Familie als Superkraft

«Blue Beetle» ist ein eher unbekannter Superheld, den es schon seit 1939 in Comicform gibt.

Der Film ist leichtfüssig, humorvoll und manchmal schrecklich albern. Es gibt bessere und schlechtere Superheldenfilme.

Das Schöne: Am Ende ist der Held wider Willen jemand, der selber gerettet werden muss. Es stellt sich heraus: Seine eigentliche Superkraft liegt nicht im Skarabäus, sondern im Rückhalt in seiner Familie.

Jaimes Vater lebt zwar seit Jahrzehnten in den USA, hat aber keine Aufenthaltserlaubnis. Deshalb ist er ständig in Gefahr, abgeschoben zu werden.

Als Jaime durch Alien-Technologie zum Superhelden wird, bekommt er es mit der US-amerikanischen Konzernchefin Victoria Kord zu tun. Sie hat früher für die USA dreckige Jobs in Mittelamerika erledigt. Begleitet wird sie von einem lateinamerikanischen Schläger, der sich nicht daran erinnern kann, dass seine Mutter bei einem US-Militäreinsatz ums Leben gekommen ist.

Weiss ist nur die Schurkin

Auch der Cast von «Blue Beetle» hat eine politische Aussage: Er besteht aus Latinos, die in Hollywood unterrepräsentiert sind. Es gibt nur eine weisse Person im Film, nämlich die Schurkin. Das hat in den USA natürlich Rechtskonservative im Internet aufgeregt, die von Rassismus gegenüber Weissen sprechen und finden, dass Superhelden nur der Unterhaltung dienen sollten.

Eine Familie feiert im Wohnzimmer.
Legende: Jaime im Kreis seiner Familie. Darstellerinnen und Darsteller, Drehbuch und Regie – bei «Blue Beetle» liegt alles in der Hand von Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln. Warner Bros.

Dabei waren Superhelden schon immer politisch, egal ob als Comic oder Film.

Das zeigt etwa Superman, einer der ersten Superhelden: In den frühen Comics waren seine Gegner Banker und fiese Firmenbosse, die in den 1930ern viele Menschen für die damals herrschende Wirtschaftskrise verantwortlich machten.

Superhelden gegen Nazis

Gegen Nazis und Japaner kämpften Superman und Batman bei ihren ersten Kino-Auftritten während des Zweiten Weltkrieges. Die beiden gehören, wie auch Blue Beetle, zum DC Verlag. Dieser ist – anders als die Konkurrenz von Marvel (u. a. Black Panther, Captain America) – zurückhaltender, was Kommentare zum Zeitgeschehen angeht. Aber gerade in letzter Zeit hat sich das verändert.

In der vierten Staffel (2018) der Serie «Supergirl» geht’s beispielsweise um Fremdenfeindlichkeit. Hassverbrechen gegen eingewanderte Ausserirdische wie die Titelheldin stehen im Zentrum der Handlung.

In der Serie «Peacemaker» (2022) verkörpert der Held die Donald-Trump-USA. Er ist ein Chauvinist und rechter Verschwörungstheoretiker, der auf einmal mit People of Colour und homo- und heterosexuellen Frauen zusammenarbeiten muss.

Schlagwort für Eingeweihte

In den wenigsten Fällen steht das politische Thema dabei im Vordergrund. Superheldengeschichten sind kommerzielle Produkte, die das grösstmögliche Publikum erreichen und unterhalten sollen. Deshalb werden politische Aspekte nur kurz angerissen.

Vor einer Gruppe Menschen öffnet sich eine Tür.
Legende: Jaimes Grossmutter Nana (rechts) im Kreis der Familie. Gespielt wird sie von der mexikanischen Schauspielerin Adriana Barraza. Warner Bros.

Im «Blue Beetle» gibt es beispielsweise eine Szene, in der Jaimes Grossmutter mit einem Maschinengewehr auf uniformierte Schurken schiesst. Dabei beschimpft sie diese als «Imperialisten».

Dieses Wort macht deutlich, dass sie in ihrer Vergangenheit gegen ein US-unterstütztes Regime gekämpft haben dürfte. Viele werden es überhören. Wer sich jedoch mit der US-Geschichte in Mittelamerika auskennt, kann sich über das Thema Gedanken machen. Nachdem der Blue Beetle seine Aufgabe erfüllt hat.

SRF 3, 17.03.2023, 16:50 Uhr

Meistgelesene Artikel