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Neues Multiplex-Kino Trotzt Basel dem Streaming-Trend?

Diesen Freitag öffnet im Basler Stücki-Center ein Mega-Kinokomplex mit 14 Kinosälen. Macht das in Streaming-Zeiten überhaupt noch Sinn?

Das Basler Stücki-Center hat als Mega-Einkaufszentrum nie richtig funktioniert. Zu stark war und ist die Billigkonkurrenz jenseits der nur einen Kilometer entfernten deutschen Grenze. Nun wurde ein Teil des Gebäudes umfunktioniert: 14 hochmoderne Kinosäle und ein integriertes Bowling-Zentrum nach amerikanischem Vorbild öffnen ihre Türen.

Edouard Stöckli ist Betreiber der Arena-Cinema. Bereits mit ihrem Genfer Multiplex haben die Arena-Cinemas bewiesen, dass sie mit Grenznähe umgehen können. Ein Multiplex habe durchaus auch in Basel Chancen, meint Stöckli.

Die Basler seien noch immer kinoaffin, den vielen Kinoschliessungen der letzten Jahrzehnte zum Trotz: «Wir hatten mal über eine Million Zuschauer. Leider ist das in den letzten Jahren immer weniger geworden.» Aber der Zuschauerschwund sei bedeutend geringer als in den anderen Schweizer Städten.

Erlebnis-Rüttel-und-Schüttelsitztechnologie 4DX inklusive

14 hochmoderne Kinosäle wurden im hinteren Teil des Stücki auf zwei Stöcken eingebaut, einer davon mit der Erlebnis-Rüttel-und-Schüttelsitztechnologie 4DX, zwei mit riesigen Megascreens und einer mit ScreenX-Projektion, welche auch die Seitenwände des Kinos bespielt. Dazu viel Arm- und Beinfreiheit – und eine digital aufgemotzte sogenannte Hyper-Bowling-Alley.

Schwarze Kinosessel
Legende: Mit den Erlebnis-Rüttel-und-Schüttelsitztechnologie 4DX verspricht der Kinokomplex ein besonderes Kinoerlebnis. © ARENA Cinemas AG

Damit kann man durchaus gerade jüngere Filmfans wieder vom heimischen Sofa weglocken, zumal das Zentrum auch über eine riesige Parkgarage verfügt.

Aber der wirkliche Trumpf sind die Eintrittspreise von 8 bis 10 Franken pro Film. Eine klare Kampfansage an die deutsche Konkurrenz jenseits der Grenze? Edouard Stöckli formuliert das weniger martialisch: «Der Film ist der Gleiche. Es ist also nicht eine Kampfansage an die deutsche Konkurrenz, sondern eine Einladung an die Baslerinnen und Basler zu uns zu kommen und nicht über die Grenze zu gehen.»

Die Schweizer Filmverleiher, die am Umsatz beteiligt sind, werden das eher schlucken können, als die lokale Konkurrenz wie die Pathé-Kette, deren Preise fast das Doppelte betragen. Am Preiszerfall seien die grossen Verleiher nicht unschuldig, sagt Edouard Stöckli: «Ich schaue schon lange nicht mehr durch mit der Politik der Verleiher und dem Streamingverhalten – dass alle Filme abwandern ins Streaming und immer mehr von unserem Geschäftsmodell abgeschnitten wird. Da kann ich ja nicht fragen, ob man einverstanden ist mit einem günstigen Preis, wenn du den Film in einem Streaming-Angebot schon verschenkst.»

Foyer mit Rolltreppen im Kino
Legende: Aus dem ehemaligen Einkaufszentrum zwischen Rhein und deutscher Grenze wird diesen Freitag endlich wieder Leben eingehaucht – als Mega-Kinokomplex ganz im amerikanischen Stil. © ARENA Cinemas AG

Keine Konkurrenz für die kult.kinos

Und was sagt der andere Basler Platzhirsch, die Studiofilmkette kult.kino? Ko-Geschäftsführer Tobias Faust begrüsst die Belebung der Kinolandschaft und insbesondere das neue Angebot für jüngere Kinogängerinnen.

Grundsätzlich freue er sich, dass jemand in Kino und in Kinofilme investiert und an das Kino glaubt. Für die kult.kinos sei der neue Kinokomplex keine Konkurrenz. Trotzdem sei mit einer Wirkung auf die Basler Innenstadt zu rechnen: «Wie sich das gestaltet und was das bedeutet für uns, wird sich zeigen. Rein vom Programm und vom Publikum her besteht keine direkte Konkurrenz und wir freuen uns, dass Kino geliebt und gefeiert wird», sagt Faust.

«Wir haben gelernt, mit dem Preiskampf umzugehen»

Auch was die Kampfpreise angeht, fühlt sich Tobias Faust nicht angegriffen: «Die Preis-Strategie, die die Arena Kinos hier fahren, ist eine aggressive.» Sie richte sich an die Konkurrenz jenseits der Grenze. «Wir haben in Basel schon gelernt, mit diesem Preiskampf umzugehen», sagt Faust.

Für die kult.kino sei dies immer wieder ein Thema. «Wir haben kein Interesse, die maximal höchsten Preise abzuholen, sondern mit dem maximal tiefsten Preis kostendeckend maximal viel Kultur anzubieten.» Die acht Franken Eintritt sei für die kult.kinos nicht möglich.

Das vorwiegend ältere Studiofilmpublikum der kult.kinos wird kaum über den Rhein pilgern und zahlt auch die etwas höheren Preise für die gewohnt gediegene cinephile Umgebung, glaubt Tobias Faust.

Seine Hoffnung: Wenn das bequem zugängliche und technisch beeindruckend ausgerüsteten Arena-Multiplex jüngere Leute wieder zu Kinogängern macht, bringt das über kurz oder lang auch den Studiokinobetrieben neue Kundinnen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 30.6.2021, 17:10 Uhr

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