Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler stehen ab Ende 2019 für den Schweizer «Tatort» in Zürich vor der Kamera – im Herbst 2020 sind sie am Bildschirm zu sehen. Die beiden Schauspielerinnern treten in die Fussstapfen von Stefan Gubser und Delia Meyer – das ehemalige Luzerner Duo.
Die Winterthurerin Carol Schuler gewann als bis heute jüngste Schauspielerin den Schweizer Filmpreis für die beste Darstellerin und spielte in der internationalen Erfolgsserie «Homeland» mit.
Anna Pieri Zuercher, in Bern geboren, gewann für ihre Rolle in der RTS-Serie «Double Vie», die zurzeit bei SRF zu sehen ist , den Schweizer Fernsehfilmpreis.
Wir haben die beiden Neuen getroffen – zum ersten Gespräch über Sonntagabende, Knarren und Verbrecher, die man sich wünscht.
SRF: Hand aufs Herz: Sitzen Sie beide jeden Sonntag vor dem Fernseher und schauen «Tatort»?
Carol Schuler: Ich bin keine regelmässige «Tatort»-Guckerin. Das lässt mein Zeitplan nicht zu. Ich hatte aber in Berlin Mitbewohner, die jeden Sonntag «Tatort» schauten und ich manchmal mit. Ich hab's aber nicht so mit festen Strukturen.
Anna Pieri Zuercher: Ich lebe in Lausanne, «Tatort» wird auf RTS nicht gesendet. Ich habe jetzt aber natürlich ein bisschen «Tatort» geschaut. Meine Schwester hingegen lebt in München und schaut jeden Sonntag (lacht).
SRF: Zwei Frauen im Zürcher Ermittlerteam: Sind Sie beide glücklich darüber, eine Frau an der Seite zu haben?
Carol Schuler: Mir ist das Geschlecht egal. Ich bin vor allem überglücklich darüber, dass ich Anna an meiner Seite habe. Mir war wichtig, dass es eine gute Person und Schauspielerin ist.
Anna Pieri Zuercher: Mir geht es gleich, es musste keine Frau sein. Aber beim Casting mit Carol habe ich gedacht: Mit der will ich arbeiten.
SRF: Carol Schuler, Sie sagten mal, «Tatort»-Kommissarin sei für Sie keine Traumrolle. Warum jetzt doch?
Carol Schuler: (lacht) Ich wusste, das kommt. Die Figur hat mich überzeugt und nicht in erster Linie das Format. Und ich dachte, ich mach das jetzt immer so. Ich sage, ich wünsche mir es nicht und dann passiert es doch. Ein ganz guter Trick.
Anna Pieri Zuercher: Kannst du bitte sagen, du möchtest nie im Lotto gewinnen.
Carol Schuler: Oder nie einen Filmpreis bekommen – und zack – funktioniert’s!
SRF: Warum haben Sie sich an die Rolle gewagt, Anna Pieri Zuercher?
Mich hat vor allem überzeugt, dass es Charaktere sind, die sich über lange Zeit entwickeln. Das ist für Schauspieler sehr spannend.
SRF: Mein erster Gedanke, als ich die Pressefotos sah, war: Mit denen beiden möchte man sich nicht anlegen. Wenn schon nicht die Verbrecher: Werden die Zuschauer was zu lachen haben?
Carol Schuler: Ich hoffe sehr, dass wir Humor reinbringen können. Wir sind ja gerade noch in der Vorbereitung. Ich finde, es muss nicht immer alles so ernst sein.
Anna Pieri Zuercher: Mit uns beiden kann es nur lustig sein.
SRF: Im «Tatort» geht’s ja auch ernst zu und her. Schon mal eine Knarre in der Hand gehabt?
Carol Schuler: Ich war mal sportschiessen in Berlin im Polizeiverein. Ein Freund von mir macht das, um sich zu beruhigen. Ich hatte das erste Mal eine Waffe in der Hand. Und ich muss sagen: Es hat etwas Meditatives, weil man sich nur darauf konzentriert, ins Schwarze zu treffen. Wirklich gut war ich aber nicht. Ich muss noch üben
Anna Pieri Zuercher: Ich freue mich sehr auf das Training. Ich habe nur einmal eine Waffe in der Hand gehabt. Da habe ich in einem Film Selbstmord gemacht (lacht).
SRF: Apropos Waffen: Welche werden Sie beide einsetzen, um das Stammpublikum zu überzeugen?
Carol Schuler: Jetzt kriegen wir Angst, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wir spüren aber natürlich viel Druck. Wir können unser Bestes geben und dabei locker sein. Wir sind aber definitiv ein unkonventionelles Team.
SRF: Zum Schluss dürfen Sie sich beide noch etwas wünschen: Ein Verbrecher nach Wahl, den Sie gerne zu Strecke bringen würden?
Carol Schuler: Hohe Tiere, die ein Saubermann-Image pflegen und ganz viel Dreck am Stecken haben.
Anna Pieri Zuercher: Eine Frau mit Kindern und einer wunderschönen Familie, die eine Serienmörderin ist. Das passende Programm für den Sonntag (lacht).
Das Gespräch führte Danja Nüesch.