Zum Inhalt springen

Header

Audio
Michael Sennhauser: «Achternbusch war ein Kind der Provokation»
Aus Kultur-Aktualität vom 13.01.2022. Bild: IMAGO
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.
Inhalt

Provokativer Filmemacher Autor und Regisseur Herbert Achternbusch ist tot

Der bayrische Schriftsteller und Filmemacher verstarb nach Auskunft von Weggefährten und der Stadt München zu Beginn dieser Woche. Achternbusch wurde vor allem für seine avantgardistischen Filme bekannt – und mit dem einen oder anderen Skandal.

Er war Romancier, Dramatiker, Dichter, Filmemacher, Maler und Schauspieler: Herbert Achternbusch tanze auf vielen Hochzeiten. Vor allem aber war er für seine skurrilen Filme bekannt – und für seine Hassliebe zu seiner Heimat Bayern.

Abrechnung mit dem Oktoberfest

Schon in den 1970er-Jahren kam Achternbusch in Kontakt mit deutschen Autorenfilmern wie Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Oft drehte er mit geringem Aufwand: Filme, die regelmässig die obrigkeitshörige und bigotte bayerische Volksseele aufs Korn nahmen.

So liess er in «Der Depp» (1983) seinen Lieblingsfeind Franz Josef Strauss vergiften. Im halbdokumentarischen «Bierkampf» (1977) wiederum rechnet er mit einem bayerischen Heiligtum ab: dem Oktoberfest.

Jesus im Bett mit der Klostervorsteherin

Für einen Skandal sorgte 1982 auch «Das Gespenst»: In diesem Film klettert Jesus in einem Kloster vom Kreuz herunter und geht mit der Klostervorsteherin ins Bett. «Das war natürlich eine bewusste Provokation im katholischen Bayern», sagt SRF-Filmredaktor Michael Sennahauser. Die Folge sei ein Rechtsstreit gewesen, der sich über zehn Jahre hingezogen habe.

Video
Aus dem Archiv: Verbot des Films «Das Gespenst»
Aus DRS Aktuell vom 27.04.1984.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 58 Sekunden.

Zweimal mit Mülheimer Dramatikerpreis geehrt

Achternbusch kam als unehelicher Sohn einer Sportlehrerin und eines Zahntechnikers in München zur Welt. Aufgewachsen ist er im Bayerischen Wald. Nach dem Abitur in Cham studierte er an den Kunstakademien in München und Nürnberg und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, bevor er mit dem Schreiben begann.

Schon mit seinem ersten Roman «Alexanderschlacht» sicherte er sich einen festen Platz in der Literatur-Avantgarde der 1970er- und 1980er-Jahre. Mit seinen in rascher Folge entstandenen Theaterstücken errang er zweimal den Mülheimer Dramatikerpreis.

Sein Zwei-Personen-Stück «Gust» (1986) mit Sepp Bierbichler als aus der Zeit gefallenem Bauern, der im Begriff ist, seine Frau zu verlieren, lief jahrelang erfolgreich an den Münchner Kammerspielen. 2017 wurde am Münchner Volkstheater «Dogtown Munich» uraufgeführt, abermals ein Bekenntnis zu seiner Heimatstadt. Nun ist Herbert Achternbusch im Alter von 83 Jahren verstorben.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 13.1.2022, 17:40 Uhr;

Meistgelesene Artikel