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Ralph Fiennes wird 60 Der Brite, der Hollywood das Fürchten lehrte

Ob als Nazi, Zahnfee oder Harry Potters Endgegner: Ralph Fiennes schlüpft gerne in die bösen Rollen. Er kann aber auch lustig.

Nicht viele Charakterdarsteller spielen den Bösewicht so unwiderstehlich, dass sie über Jahre oder gar Jahrzehnte dafür besetzt werden.

Der Über-Bösewicht

In diese Kategorie Schauspieler gehört Ralph Fiennes. Er ist der Brite, der Hollywood das Fürchten lehrte. Seine erst zweite Rolle in einem US-Spielfilm etablierte ihn bereits als Hollywoods «Über-Bösewicht».

Mann in Nazi-Uniform schaut stechend in die Kamera.
Legende: Das personifizierte Böse: Ralph Fiennes als Nazi in «Schindler's List». Sein säuselnder deutscher Akzent lässt einen erschauern. imago images

Steven Spielberg steckte ihn im Holocaust-Drama «Schindler’s List» (1993) als Amon Göth in die Nazi-Uniform. Fiennes verkörperte den KZ-Kommandanten als das Grauen in Person und wurde dafür als bester Nebendarsteller für einen Oscar nominiert.

In Albträume des Publikums gebrannt

Ralph Fiennes bereitet sich akribisch auf seine Rollen vor. Beim Nazi Amon Göth war es eine zwiespältige Erfahrung, wie er in einem Interview sagt: «Wenn man sich drei Monate lang mit so grauenhaftem Verhalten beschäftigt, dann fühlt sich das schlimm an. Weil man es vielleicht zeitweise geniesst und sich gleichzeitig dadurch beschmutzt fühlt.»

Mann mit verstörendem Blick schaut an der Kamera vorbei.
Legende: Von seinen Opfern bleiben nur Reste übrig: In «Red Dragon» als «Zahnfee» Francis Dolarhyde. imago images

Als schizophrene «Zahnfee» Francis Dolarhyde mit wechselnden Gebissen und perversen Foltermethoden brennt sich Ralph Fiennes in «Red Dragon» (2002) in die Albträume seines Kinopublikums ein.

Eine Rolle, für die er ebenfalls einen persönlichen Preis zahlt: «Wenn du solche Rollen spielst, musst du zu dieser Person werden. Du musst in ihr Hirn eindringen. Das hinterlässt seine Spuren.»

Facetten eines Liebhabers

Fiennes' Vielschichtigkeit zeigt sich im Liebes- und Kriegsepos «The English Patient» (1996). Als ungarischer Graf Laszlo de Almásy wird er durch eine Brandverletzung bis zur Unkenntlichkeit entstellt und deshalb als namenloser «Englischer Patient» im Lazarett gepflegt.

Mann und Frau auf Filmplakat mit sehnsüchtigen Blicken.
Legende: Liebhaber oder Verräter? Fiennes als Graf Almásy in «The English Patient» (mit Kristin Scott Thomas). Sein Charakter bleibt lange ein Rätsel. imago images

In Rückblenden werden sein Leben und seine tragische Liebe zu einer verheirateten Frau geschildert. Fiennes zeigt die unterschiedlichsten Facetten: der leidende Romantiker, der mysteriöse Europäer und der emotional verkrüppelte Kriegsversehrte.

Der Film gewann neun Oscars, für Fiennes die zweite Oscar-Nomination nach «Schindlers Liste».

Harry wer?

Bei der jüngeren Kinogeneration hat sich Ralph Fiennes als nasenloser Lord Voldemort in den «Harry-Potter»-Filmen zum Lieblingsantagonisten gespielt.

Vor diesem Engagement hatte er von der Dimension des damaligen Potter-Hypes keinen Schimmer. «Meine Schwester, die damals Kinder im Alter von 11 und 12 Jahren hatte, sagte: ‹Was? Du sollst in den Harry-Potter-Filmen spielen? Tu es!›», erzählte Fiennes kürzlich gegenüber der britischen Zeitung «Independent». Er selbst habe gar nicht mitbekommen, wie beliebt die Bücher bei den Kids waren.

Grusel-Gesicht ohne Nase und mit hohlen Augen.
Legende: Harry-Potter-Antagonist Lord Voldemort. Ralph Fiennes fehlt als teuflischer Zauberer die Nase, nicht aber der mörderische Instinkt. imago images

In jüngerer Zeit hat Fiennes die komischen Rollen den bösen vorgezogen. Ein Seitenwechsel, den er anscheinend mit Leichtigkeit vollzogen hat.

Sieht man ihn in «The Grand Budapest Hotel» (2014), in «Hail, Caesar» (2016) oder «The King's Man» (2021) könnte man sich fragen: Kann der eigentlich auch böse?

Radio SRF 2 Kultur, Kino im Kopf, 17.12.2022, 8:30 Uhr.

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